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Postkarte an Felice Bauer

[Prag,] 26. X. [1916]
 


Liebste, heute kamen die Briefe von Montag und Dienstag. Sie finden mich nach erstaunlich langer fast ganz ohne Kopfschmerzen verbrachter Zeit wieder einmal in sehr schlechtem Stand. Wenn es eine Ausnahme ist, will ich es gerne tragen. - Auf Deinem Ausflug hat ja nichts gefehlt, was zu Ausflügen gehört, dafür war aber manches dabei, was sonst bei Ausflügen nicht ist, und das war vielleicht das Gute. Nein, von Fräulein Blumstein hast Du mir noch nicht erzählt. Nun aus den Bildern wird alles deutlich werden. -Die Vorlesung ist also am Freitag, den 10. November um 8 Uhr, die genaue Stunde meiner Ankunft in München schreibe ich Dir morgen, schreibe mir bitte auch, wann Du ankommst und wo Du wohnst. Die Vorlesung ist jetzt endgiltig bestimmt, aber ein ganz kleines Häkchen (unabhängig von mir) ist noch darin, aber vielleicht besteht es nur für meine überängstlichen Augen und wird sich zu keinem Haken auswachsen. -dass Du nun auch noch regelmäßig einen Vortragscyklus besuchst, scheint mir nun wirklich zu viel. Und gar Vorträge über Strindberg! Wir sind seine Zeitgenossen und Nachkommen. Nur die Augen schließen und das eigene Blut hält Vorträge über Strindberg. Trotzdem, schreib mir hie und da ein Wort über die Vorträge, wenn Du wirklich hingehst. -Mit Frau Hauschnerhabe ich nicht gesprochen, sie kennt mich nicht, aber Max hat Euren Besuch angekündigt und ist sehr von ihr geliebt.

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at