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Postkarte an Felice Bauer
Liebste, heute wieder nichts, traurig. Ich weiß noch nicht alles
vom ersten Heimabend, nichts von Deinem Referat, nichts von Deinem Sonntag.
Warst Du letzten Sonntag oder den vorletzten mit den Kindern? Wars am letzten,
dann bist Du ja wahrscheinlich in dem großen Regen ("nichts
bleibt ihm verborgen") naß geworden, während wir, ich
und Ottla, vor dem hier bloß drohenden Regen anders als bei unsern
bisherigen sommerlichen Märschen ein wenig im Zickzack geirrt sind,
durch meine Schuld, denn Ottla fürchtet sich natürlich vor dem
Regen gar nicht. Ich übrigens auch nicht, wenn irgendwo vor dem Moorbad
eine Veranda ist und unter ihr eine Bank und auf der Bank Du. -Was München
betrifft, um rechtzeitig vorbereitet zu sein: Wann kämest Du dort
an? In welchem Hotel wohnst Du? Wann müßtest Du zurückfahren?
Ich würde, wenn es geht, die Geschichte lesen, die Du noch nicht kennst.
"In der Strafkolonie", so heißt sie. - Gestern habe ich
Dir ein Handbuch der Bewegungsspiele für Mädchen geschickt, vielleicht
kannst Du es brauchen, es scheint recht vernünftig. Ich schicke Dir
nächstens in [der Art noch etwas. - Zum Lesen mit den Kindern gebe
ich Dir (außer Schlemihl, mit dem Du anfangen sollst) noch zu Gedenken:
Hebel, Volkserzählungen von Tolstoi, Galoschen des Glücks, Andersen.
Wähle und ich schicke es dann.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at