Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

 

Postkarte an Felice Bauer

[Prag,] 2. Oktober 16
 


Liebste, endlich eine Nachricht, der Brief vom 29. - Die Verwendung der zweiten Jugendlehre habe ich ja im Vorhinein gewußt, sie ist natürlich sehr richtig. Aber auseinandernehmen könntest Du das Buch ruhig, Du machst Deine Anmerkungen, wie sie Dir aus dem Nachdenken und der Praxis entstehn, auf Blätter in der Buchgröße, legst die Blätter an passenden Stellen ein und wir lassen dann das Buch mit diesen Blättern binden. Denke nur, das schöne Buch, das es dann wäre! (Fast hätte ich geschrieben: Denke nur mal an.) Die Notizen, die Du Dir für den Vortrag machst, könntest Du mir vielleicht schicken, nicht? - Die von Dir erwähnte Eigentümlichkeit des Heims, einen zu beherrschen, erfahre sogar ich hier in meiner Ferne. - Vielleicht sagst Du mir nächstens paar Worte noch über die Leiterin. Sehr instruktiv wäre für mich natürlich irgendein Bildchen von einer Wanderung oder Zusammenkunft oder sonstwas. - Das Buch, das ich Dir von Schalom Asch habe schicken lassen, ist eher zu kindlich als zu schwer. Warum aber nicht mit Chamisso anfan gen? Niemals und nimmermehr aber mit Wildenbruch, und so groß ist die Verlegenheit auch nicht, dass man bis zu Rossegger greifen müßte. Sehr wäre zeitweilig Hebel. Hast Du ihn? - Die Vorlesung wird, wenn sie überhaupt zustande kommt, Freitag, den 10. November sein, Samstag hätten wir für uns. Entscheide!

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at