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Postkarte an Felice Bauer

[Prag,] 9. Sept. 16
 


Liebste, die Adresse Deiner Schwester habe ich noch nicht, Du wirst aber auch wohl über die erste Aufregung schon hinweggekommen sein. Dringend ist das Ganze nicht, nur wünschenswert. - Da Du mit Feigls so gut ausgekommen bist, könntest Du vielleicht, da sie ja wohl wegfahren werden, noch einen Abschieds - und Trostbesuch bei ihnen machen. Oder vielleicht schreibst Du ihnen, was noch besser ist, vorläufig nur eine entsprechende Karte. Mir hat er noch nicht geschrieben, auch die Bilder sind noch nicht hier. Übrigens soll er mit Rücksicht auf seine graphischen Leistungen vom Direktor der Nationalgallerie (Bode?) ein außerordentlich liebenswürdiges Schreiben erhalten haben, ausdrücklich zu dem Zweck, um den Grund seiner Depression zu beseitigen. Außerdem kann es aber mit der Frau noch nicht so schlecht steten, solange sie so ausdauernden Sinn für Kleider hat, besonders da Dein Kleid doch kein Trauerkleid war. Mit der Bemerkung über die Gleichheit der Frauen willst Du mir wohl Angst machen? Als ein Zeichen des Vertrauens nehme ich auch diese Bemerkung hin. - Ungemein freue ich mich auf den Bericht über den Donnerstag Abend. - An Papieren brauche ich wohl nur Geburts - und Heimatsschein. Sie sind, wie ich höre, ganz leicht zu bekommen. Ich muß mich nur paar Stunden dafür frei machen.


Viele Grüße Franz


[am Rande] Eben brachte mir der jüngere [Ernst Feigl seine Gedichte, nicht leicht zugängliche, sehr ernsthafte Dinge.




Ernst Feigl ... ernsthafte Dinge :Vgl. Wolff, Briefwechsel, S. 40f.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at