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Postkarte an Felice Bauer


Stempel: Prag - 8.VIII. 16 7. August [1916] Glockenschlag 11
 

Liebe Felice, da ich jetzt am Abend an Dich denke und glücklich bin, es frei zu dürfen, anders als vor Marienbad, fällt mir unter anderem eine Stelle aus Erdmuthe ein. Es ist nicht die, wegen welcher ich das Buch für uns wichtig nannte, in diesem Sinne sind nicht Stellen wichtig sondern das Ganze, aber diese Stelle, die ich meine, ist so aufdringlich lehrhaft, dass ich ihr den Gefallen tun muß. Als die Gräfin nach der Hochzeit, 22 Jahre alt, in ihre neue Dresdner Wohnung kam, welche die Großmutter Zinzendorfs für das junge Paar in einer für die damaligen Verhältnisse wohlhabenden Weise hatte einrichten lassen, brach sie in Tränen aus. "Dies tröstet mich", schreibt sie, "dass der liebe Gott weiß, wie wir im Geringsten nicht schuld an diesen Tändeleien sein. Er gebe nur die Gnade, dass ich mich als sein wahres Kind in andern Stücken beweise, weil ich es hierin nicht gekonnt, wie ich gewollt. Erhalte meine Seele fest und kehre meine Augen ab von aller Torheit der Welt."

In eine Tafel einzugraben und über dem Möbelmagazin einzulassen.

Franz




die Gräfin: Erdmuthe Dorothea Gräfin von Zinzendorf, geborene Gräfin Reuß zu Planen. Ihr Leben als Beitrag zur Geschichte des Pietismus und der Brüdergemeine dargestellt. Von Lic. Wilhelm Jannasch. Zeitschrift für Brüdergeschichte. (Herrnhut) VIII. Jg. (1914). (Der ganze Jahrgang ist dieser einen, 507 Seiten starken Arbeit gewidmet.)


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at