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Postkarte an Felice Bauer

[Stempel: Marienbad - 14. VII. 16]
 


Meine arme Liebste, ich schreibe mit Deiner Feder, Deiner Tinte, schlafe in Deinem Bett, sitze auf Deinem Balkon - das wäre nicht schlimm, höre aber durch die nur einfache Tür den Lärm des Ganges und den Lärm der Doppelmieter rechts und links. Die Verfluchten unten, die kleine Teufelin an der Spitze, haben die Zimmer verwechselt oder richtiger ein Zweibettenzimmer gebraucht und deshalb verwechselt. Nun zum Wohnungsuchen fehlt mir die Kraft, da Du weg bist. - Für Dich waren hier 2 Karten von Frl. Erna, 1 Karte und 1 Telegramm von Frl. Grete, es steht nichts drin, was Du nicht ebenso gut von ihnen erfahren kannst, höchstens dass Frl. Erna sehr viel laufen maß wegen ihres Schneiders. - Ich gehe jetzt in den Dianahof, um über den Butterteller gebeugt an Dich zu denken. Viele, viele Grüße

Franz




die Zimmer verwechselt: Während der Abwesenheit Kafkas - er hatte am Tage zuvor Felice nach Franzensbad begleitet - war das Zimmer, das er bis dahin bewohnt hatte, ohne sein Wissen vermietet worden. Ihm wurde statt dessen das zuvor von Felice bewohnte Zimmer zugewiesen. Vgl. Brief an Max Brod [Mitte Juli 1916], Briefe, S. 140.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at