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[An Ottla Kafka: Feldpostkorrespondenzkarte]
Das war natürlich sehr freundlich; aber gestern habe ich nicht eigentlich
an die Übersiedlung gedacht. Einen eigenen Kasten
zu haben gehört fast zu den allgemeinen Menschenrechten und ich gönne
Dir mehr als diese. Ich habe vielmehr an nichts bestimmtes gedacht und
erst wenn ich nachdenke fügt sich manches zusammen: der Hinauswurf
aus dem Geschäft, wohin ich doch Deinetwegen kam; die fortwährenden
Einladungen, Dein Zimmer anzusehn, während Du z.B. in meinem Zimmer
noch überhaupt nicht gewesen bist, dann allerdings auch die Entleerung
meiner alten schmutzigen Vorratskammer über mich hinweg und einiges
andere, das Du selbst nicht genau weißt. Dem hast Du nur entgegenzusetzen,
dass ich mich um Deine Sachen wenig kümmere (das hat aber einen
besonderen Grund) und dass Du den ganzen Tag im Geschäft bist.
Ich gebe zu dass das einen gewissen Ausgleich bewirkt
Die Datierung ergibt sich aus dem Umstand, dass Kafka erst im Februar
ein eigenes Zimmer außerhalb der elterlichen
Wohnung mietete (vgl. T 463).
Kasten: Österr. für Schrank
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at