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An Felice Bauer
Liebe Felice, es ist alles unverändert, gehn die Stiche im Kopf nicht
tiefer, bin ich froh. Darum schreibe ich auch nicht, das habe ich schon
erklärt, und es ist auch an sich gut begründet. Du erinnerst
Dich noch gewiß daran, wie ich [in] Karlsbad war. Ich bin, wenn es
möglich ist, noch ärger. Einen solchen Menschen will ich aber
jetzt nicht an Dich heranschieben, Du sollst mich nicht so sehn, übrigens
weiß ich gar nicht, ob Du nach Bodenbach kommen könntest, nach
Berlin kommen kann ich natürlich nicht, denn ich habe keinen Paß.
Aber wie ich sagte, auch in Bodenbach will ich mich nicht zeigen, ich zeige
mich nicht einmal in Prag. Womit ich aber nicht sagen will, dass ich
ganz hoffnungslos bin. Wie könnte ich ohne Hoffnung leben?
Aber für Dich besteht doch kein unmittelbares Hindernis für das
Schreiben. Warum erfahre ich nicht manchmal etwas über Dich? Du bist
traurig über mich? Was soll ich tun? Ich glaube, selbst die wahrhaftige
Stimme eines Engels vom Himmel her könnte mich nicht emporbringen
; so tief liege ich. Wenn Du fragtest, warum es so ist, könnte ich
kaum mehr als äußerliche Erklärungen geben, selbst der
Hinweis auf Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen wäre es, so sehr und
überaus wirklich diese sind.
Das Paket an Deine Schwester geht morgen ab. Nächstens schicke ich
Dir den neuen Roman von Max [Tycho Brahes Weg zu Gott], der mir sehr lieb
ist.
Mit herzlichsten Grüßen
Franz
Welches ist die Adresse von Erna? Ich will ihr die "Verwandlung"
schicken.
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Deine lieben Karten kamen. Es wäre schön zusammenzukommen, wir
sollen es aber doch nicht machen. Es wäre wieder nur etwas Provisorisches
und an Provisorischem haben wir schon genug gelitten. Ich könnte Dir
nur wieder, sogar jetzt noch, Enttäuschung bringen, Wechselbalg aus
Schlaflosigkeit und Kopfschmerz, der ich bin. Diesmal also nicht, ich werde
gar nicht von Prag wegfahren, sondern die Feiertage über auf den alten
Wegen kriechen.
Wie geht es Dir in Deinem Posten? Hast Du vom Bruder Nachricht? Und Deine
Familie? Meine seltenen leeren Antworten können nicht zeigen, wie
lieb mir Nachrichten von Dir sind.
F
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at