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[Tagebuch, 4. November 1914; Mittwoch]

4. (November 1914) Pepa zurück. Schreiend, aufgeregt, außer Rand und Band. Geschichte vom Maulwurf, der im Schützengraben unter ihm bohrte und den er für ein göttliches Zeichen ansah, von dort wegzurücken. Kaum war er fort, traf ein Schuß einen Soldaten, der ihm nachgekrochen war und sich jetzt über dem Maulwurf befand. - Sein Hauptmann. Man sah deutlich, wie er gefangen genommen wurde. Am nächsten Tag fand man ihn aber nackt von Bajonetten durchbohrt im Wald. Wahrscheinlich hatte er Geld bei sich, man hatte ihn durchsuchen und berauben wollen, er aber hatte "wie die Offiziere sind" sich nicht freiwillig anrühren lassen. - P. hat vor Wut und Aufregung fast geweint, als er auf dem Weg von der Bahn seinen Chef (den er früher maßlos und lächerlich verehrt hatte) traf, wie er elegant angezogen, parfümiert, mit umgehängtem Gucker ins Teater ging. Einen Monat später machte er es selbst mit einer Karte, die ihm dieser Chef geschenkt hatte. Er gieng zum "Ungetreuen Eckehart" einem Lustspiel. - Geschlafen einmal im Schloß des Fürsten Sapieha, einmal knapp vor österr. feuernden Batterien, wo er in der Reserve lag, einmal in einer Bauernstube, wo in den zwei Betten rechts und links an den Wänden je zwei Frauen, hinter dem Ofen ein Mädchen, und auf dem Fußboden acht Soldaten schliefen. - Strafe für Soldaten. Festgebunden an einem Baum stehn bis zum Blauwerden. Weil er z. B. die Karte meiner Schwester irgendwo gegen die Vorschrift hingegeben hatte, wo sie auch tatsächlich verloren gieng. -

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at