Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

[Tagebuch, 30. August 1914; Sonntag]

30 (August 1914) kalt und leer. Ich fühle allzusehr die Grenzen meiner Fähigkeit, die, wenn ich nicht vollständig ergriffen bin, zweifellos nur eng gezogen sind. Und ich glaube selbst im Ergriffensein nur in diese engen Grenzen gezogen zu werden, die ich dann allerdings nicht fühle, da ich gezogen werde. Trotzdem ist in diesen Grenzen Raum zum Leben und dafür werde ich sie wohl bis zur Verächtlichkeit ausnützen.

" 2 nachts. Gegenüber weint ein Kind. Plötzlich spricht ein Mann im gleichen Zimmer, so nah als wäre er vor meinem Fenster. "Ich will lieber aus dem Fenster fliegen, als das noch länger anhören. " Er brummt noch etwas von Nervosität, die Frau sucht stumm nur mit Zischlauten das Kind wieder in Schlaf zu bringen

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at