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[Tagebuch, 27. März 1914; Freitag]

27. III 14 Im ganzen nicht viel verschieden verbracht.

Haß beeilte sich auf das Schiff zu kommen, lief über die Landungsbrücke, kletterte auf ein Verdeck hinauf, setzte sich in einen Winkel, drückte die Hände gegen das Gesicht und kümmerte sich von jetzt an um niemanden mehr. Die Schiffsglocke läutete, Leute liefen vorüber, weit, als wäre es am andern Ende des Schiffes sang einer aus voller Brust

Man wollte schon den Landungssteg zurückziehn, da kam ein kleiner schwarzer Wagen angefahren, der Kutscher schrie von weitem, das sich bäumende Pferd mußte mit aller Kraft gehalten werden, ein junger Mann sprang aus dem Wagen, küßte einen alten weißbärtigen Herrn, der sich unter dem Wagendach vorbeugte und lief mit einem kleinen Handkoffer aufs Schiff, das sofort vom Lande abgestoßen wurde.

Es war etwa drei Uhr nachts, aber im Sommer, und schon halb hell. Da erhoben sich im Stall des Herrn von Grusenhof seine fünf Pferde Famos, Grasaffe, Tournemento, Rosina und Brabant. Wegen der schwülen Nacht war die Stalltür nur zugelehnt, die zwei Pferdewärter schliefen im Stroh auf dem Rücken über ihrem offenem Mund schwebten die Fliegen auf und ab, es gab kein Hindernis. Grasaffe stellte sich so auf dass er die beiden Männer unter sich hatte und war, während er ihre Gesichter beobachtete, bereit, beim geringsten Zeichen des Erwachens mit den Hufen zuzustoßen. Die vier andern verließen inzwischen mit zwei leichten Sprüngen einer hinter dem andern den Stall, Grasaffe folgte ihnen.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at