Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

 

Franz Kafka an die Eltern Felice Bauers


[Briefkopf Hotel Askanischer Hof, Berlin

Berlin, den 13. VII. 1914
 


Nun weiß ich nicht mehr, wie ich Euch ansprechen soll und darf.

Ich werde nicht kommen, es wäre eine unnütze Quälerei für uns alle. Ich weiß, was Ihr mir sagen würdet. Ihr wißt, wie ich es hinnehmen würde. Ich komme also nicht.

Ich fahre wahrscheinlich heute nachmittag nach Lübeck. Ich nehme als verhältnismäßig kleinen Trost, aber immerhin als Trost den Gedanken mit, dass wir einander gut bleiben können und gut bleiben, wenn auch die Verbindung, die wir alle wünschten, sich jetzt ebenso allen als unmöglich erwiesen hat. Felice hat Euch gewiß ebenso wie mich überzeugt. Ich sehe immer klarer.

Lebt wohl, besonders nach Euere gestrigen Verhalten gehört Euch meine Verehrung bedingungslos, behaltet mich nicht in schlechtem Angedenken.

In Dankbarkeit Franz K.




Franz Kafka an die Eltern Felice Bauers: : Geschrieben am Tage nach der Auflösung des Verlöbnisses im Hotel >Askanischer Hof<, bei der Grete Bloch, Ernst Weiß und Felices Schwester Erna zugegen waren. Ein Bote überbrachte den Brief. Vgl. Tagebücher (23. und 27. Juli 1914), S. 407ff.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at