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Durchschrift oder Entwurfeines Briefes von Grete Bloch an Franz Kafka

3.7.14
 


Ist die Angst meines vorgestrigen Briefes, den Sie wohl erst heute erhalten werden, da ich ihn, um noch eine Bedenkzeit, eine allerdings sinnlose, herauszuschlagen, erst gestern einwarf, nicht begründet? und durch Sie selbst gerechtfertigt? Könnte mich etwas mehr entsetzen als Ihr gestriger Brief und der heute nicht eingetroffene, was entgegen Ihrer sonstigen Pünktlichkeit kein gutes Zeichen ist?

Doktor mir versagen fast die Worte. Wenn Sie sich nicht in sich selbst täuschen - kann ich das heute nach all diesen Gegenbeweisen noch hoffen?-steht es schlimm. Ich sehe auf einmal so klar und bin ganz verzweifelt. Daß ich mit Gewalt in einer Verlobung ein Glück für Sie Beide sehen wollte und Sie so bestimmt habe, schafft - das ist sicher - eine grenzenlose Verantwortung, der ich mich kaum mehr gewachsen fühle.

Fast möchte ich Sie bitten nicht hierher zu kommen, wenn Sie nicht klar, in sich gefestigt und absolut freudig sein können. F. sprach ich nur flüchtig. Nach all diesen Briefen wage ich ihr kaum in die Augen zu sehen. - Grollen dürfen Sie mir nur, ob meiner lächerlichen unverantwortlichen Weichlichkeit bei der Beantwortung früherer Briefe. G.




Entwurfeines Briefes: Vermutlich die Erwiderung auf Kafkas Brief vom 1. Juli 1914.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at