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An Felice Bauer

17.IV.14
 


Liebste F., ich habe nur 10 Minuten und nicht einmal die ganz. Was soll ich tun und schreiben in der Eile? Zuerst danken dafür, dass Du den August als Austrittsmonat nennst, er soll es bleiben. Ich sah "furchtbar elend" aus, gewiß, mir war auch derartig, dieses Aussehn habe ich mir ja im Laufe eines halben Jahres erkämpft. Mich pflegen würde nicht helfen, der Zeitablauf wird helfen und jeder Tag, um den Du den Termin näher rückst, wird helfen und jedes Vertrauen und jede Geduld, die Du mir gegenüber zeigst, wird helfen und das letzte am meisten. Wir sind doch (es ist gefährlich, in der Eile auf so zugespitzte Bemerkungen sich einzulassen) wir sind doch äußerlich gegensätzliche Menschen, müssen also einer mit dem andern Geduld haben, müssen den fast göttermäßigen, nur dem gesteigertesten menschlichen Gefühl gegebenen Blick für des andern Notwendigkeit, Wahrheit und endlich Zugehörigkeit haben. Ich habe, F., diesen Blick, darum ist auch mein Vertrauen in unsere Zukunft fest. Streift mich einmal der leichteste Schein eines solchen Blickes aus Deinen Augen, so zittere ich vor Glück.

Franz


Schreib mir gleich, seien es nur paar Worte.

Könnte ich nicht Frl. Brühl mit irgendetwas irgendeine Freude machen. Ich kann nicht von weinenden Mädchen hören.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at