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An Grete Bloch

[19 märz 1914]
 


Liebes Fräulein Grete, ich bitte Sie nicht etwa, diesen Samstag mich nicht sehn zu wollen, denn dazu ist keine Bitte nötig, es würde sich ja nur um ein Opfer Ihrerseit[s] handeln, das in dieser Fahrt nach Gmünd für Sie liegt, das alles weiß ich ja sehr gut - dagegen bitte ich Sie, mit dem Aufgeben dieses Sonntags nicht den ganzen Gedanken dieser Zusammenkunft aufzugeben, die mir schon im Vorgefühl mehr Freude gemacht hat, als nur irgendetwas in der letzten Zeit. Ich will Ihnen einen anständig und halbwegs mit sich fertigen Menschen zeigen, nicht diesen Menschen, der ich jetzt bin und dessen Anfänge (nur die ersten Anfänge!) Sie von Ihrem Prager Besuch schon kennen. Ich habe wirklich keine Antwort auf mein Telegramm bekommen und auch auf meinen vierten Brief (seit dem Samstag) nichts. Sie scheinen in Ihrem letzten Brief nicht ganz zu verstehe, warum ich mit F. sprechen will. Vielleicht war das, was ich von F.'s letztem Brief sagte, nicht ganz deutlich. Dieser Brief war nämlich, vielleicht nicht ganz, aber fast, wie ein Brief aus unsern guten Tagen, fast vollständig entgegengesetzt allem, was in der letzten Zeit zwischen uns vor sich gegangen ist. Darum hat er mir einen solchen Rückschlag gegeben und mich jetzt mit Schreiben und Warten wieder in die ärgste Zeit zurückgestoßen.

Heute schreibe ich übrigens an die Eltern, es muß ein Ende haben, gut oder schlecht.

Herzlichste Grüße Ihres Franz K.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at