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[Tagebuch, 3. Mai 1913; Samstag]

3 Mai (1913)

Die schreckliche Unsicherheit meiner innern Existenz.

Curator

Wie ich die Weste aufknöpfe, um dem Hr. B. meinen Ausschlag zu zeigen. Wie ich ihn in ein Nebenzimmer winke.

Der Aussätzige und seine Frau. Wie sich ihr Hintere, sie liegt im Bett auf dem Bauch, immer wieder mit allen Geschwüren erhebt, trotzdem ein Gast da ist. Wie der Mann sie immer anschreit, dass sie zugedeckt liegen bleiben soll.

Der Ehemann ist von einem Pfahl - man weiß nicht. von wo der kam - von hinten getroffen niedergeworfen und durchbohrt worden. Auf dem Boden liegend klagt er mit erhobenem Kopf und ausgebreiteten Armen. Später kann er sich auch schon für einen Augenblick schwankend erheben. Er weiß nichts anderes zu erzählen, als wie er getroffen wurde und zeigt die beiläufige Richtung, aus der seiner Meinung nach der Pfahl gekommen ist. Diese immer gleichen Erzählungen ermüden schon die Ehefrau, zumal der Mann immer wieder eine andere Richtung zeigt.

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at