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[An Ottla Kafka: Ansichtspostkarte: Riva, Il Porto colla torre Aponale]


[Riva, 28. September 1913]
 

Heute war ich in Malcesine, wo Goethe das Abenteuer gehabt hat, das Du kennen würdest, wenn Du die "Italienische Reise" gelesen hättest, was Du bald tun sollst. Der Kastellan zeigte mir die Stelle, wo Goethe gezeichnet hat, aber diese Stelle wollte mit dem Tagebuch nicht stimmen und so konnten wir darin nicht einig werden, ebensowenig wie im Italienischen.

Grüße alle!       Franz




Die Karte ist am 29. XI.[sic!] 13 gestempelt, der Entstehungstag nach Br 121; zur Bildseite vgl. den in den Anmerkungen zu Nr. 17 genannten Aufsatz.


Malcesine: Städtchen in der Nähe von Riva, am Ostufer des Gardasees. Unter dem Datum des 14. September 1786 berichtet Goethe, er sei beim Zeichnen des alten Turms in der halbverfallenen Skaligerburg (13./14. Jh.) von einer sich ansammelnden Menschenmenge der Spionage für Österreich verdächtigt worden und habe sich erst durch weitläufige Reden vor Standespersonen von diesem gefährlichen Verdacht

reinigen können.


Tagebuch: Da Goethes bewußt knapp gehaltene Tagebuchnotiz keine Lagebeschreibung enthält, ist hier die Italienische Reise gemeint (die Kafka also bei sich hatte), weil die in diesem Werk gemachten Angaben eine Rekonstruktion von Goethes Standort beim Zeichnen zulassen.


im Italienischen: Nach seinem Eintritt in die Prager Vertretung der (Triester) Versicherungsgesellschaft "Assicurazioni Generali" begann Kafka im Herbst 1907 Italienisch zu lernen. Vgl. Br 48 und FK 67.


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at