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An Felice Bauer
Mich überläuft ein Widerwillen, Felice, wenn ich daran denken
maß, dass Du an einem schönen Morgen, halbwegs frisch ausgeschlafen,
in Erwartung eines angenehmen Tages beim Frühstück sitzt und
Tag für Tag meine verfluchten Briefe wie Nachrichten aus der Unterwelt
Dir überreicht werden. Was soll ich aber tun, Felice? Ich fühle
in Deinen letzten Briefen und Karten Deine Nähe, Deine Hilfe, Deine
überzeugte Entschlossenheit nicht, und ohne ihrer sicher zu sein,
kann ich nicht die geringste Anknüpfung mit Deinen Eltern vollziehn,
denn Du, ganz allein Du bildest meine einzige wesentliche Verbindung mit
Menschen und nur Du sollst sie in Zukunft bilden. Ich maß
also die Antwort auf meinen gestrigen Brief abwarten. Verstehst Du denn
meine Lage nicht, Felice? Ich leide noch viel mehr, als ich leiden mache,
was allerdings an sich, trotzdem es viel bedeutet, noch nicht die geringste
Selbstrechtfertigung für mich enthält.
Dein Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at