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An Felice Bauer
Meine liebste Felice, wie ich Deine Briefe brauche kannst Du schon daraus
sehn, dass mir an jedem Tag, an dem ich keine Nachricht habe, abgesehn
von diesem Unglück noch ein ganz besonderes Unglück passiert.
Das zu verhindern liegt in Deiner Hand. Heute war ich schon wirklich traurig.
Wieder kein Brief. Und um die Wahrheit zu sagen, fahre ich seit Wochen
hauptsächlich deshalb nicht schon am Morgen aufs Land, um den vermeintlich
sichern Sonntagsbrief möglichst bald zu bekommen; schon seit Wochen
aber habe ich durch diese Vorsicht nichts als Trauer gewonnen. Heute allerdings
kam das Telegramm. Aber vielleicht ist es gar nicht an mich. "Kafka"
steht dort statt Kafka und "pliol" steht dort statt Felice.
Immerhin es ist schön und ich bin ganz zufrieden.
Bitte, Felice, zeig, dass Du Vertrauen zu mir hast und versprich mir,
dass Du eine Bitte, die ich erst nach Einlangen Deines Versprechens
sagen werde, unbedingt und genau erfüllen wirst. Es ist nichts Unmögliches
und nichts Schlechtes, also versprich es mir und zwar mit feierlichen Worten.
Warum glaubst Du, dass jetzt ein Besuch meines Vaters in Berlin für
uns beide von Nutzen wäre? Du hast Dich so ausgedrückt. Woran
dachtest Du dabei?
Ich träume fast jede Nacht von Dir, so groß ist mein Bedürfnis
bei Dir zu sein. Ebenso groß aber, und zwar aus den verschiedensten
Gründen, die Angst davor. Ich glaube ich werde während unserer
Verlobungszeit, selbst wenn wir erst im Mai heiraten sollten, kaum einmal
nach Berlin kommen. Wird das Dir und den andern insbesondere recht sein?
Wirst Du das billigen können?
Hast Du Bücher mit und welche?
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at