Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

 

An Felice Bauer

3. VIII. 13
 


Meine liebste Felice, wie ich Deine Briefe brauche kannst Du schon daraus sehn, dass mir an jedem Tag, an dem ich keine Nachricht habe, abgesehn von diesem Unglück noch ein ganz besonderes Unglück passiert. Das zu verhindern liegt in Deiner Hand. Heute war ich schon wirklich traurig. Wieder kein Brief. Und um die Wahrheit zu sagen, fahre ich seit Wochen hauptsächlich deshalb nicht schon am Morgen aufs Land, um den vermeintlich sichern Sonntagsbrief möglichst bald zu bekommen; schon seit Wochen aber habe ich durch diese Vorsicht nichts als Trauer gewonnen. Heute allerdings kam das Telegramm. Aber vielleicht ist es gar nicht an mich. "Kafka" steht dort statt Kafka und "pliol" steht dort statt Felice. Immerhin es ist schön und ich bin ganz zufrieden.

Bitte, Felice, zeig, dass Du Vertrauen zu mir hast und versprich mir, dass Du eine Bitte, die ich erst nach Einlangen Deines Versprechens sagen werde, unbedingt und genau erfüllen wirst. Es ist nichts Unmögliches und nichts Schlechtes, also versprich es mir und zwar mit feierlichen Worten.

Warum glaubst Du, dass jetzt ein Besuch meines Vaters in Berlin für uns beide von Nutzen wäre? Du hast Dich so ausgedrückt. Woran dachtest Du dabei?

Ich träume fast jede Nacht von Dir, so groß ist mein Bedürfnis bei Dir zu sein. Ebenso groß aber, und zwar aus den verschiedensten Gründen, die Angst davor. Ich glaube ich werde während unserer Verlobungszeit, selbst wenn wir erst im Mai heiraten sollten, kaum einmal nach Berlin kommen. Wird das Dir und den andern insbesondere recht sein? Wirst Du das billigen können?

Hast Du Bücher mit und welche?

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at