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An Felice Bauer
Wieder ein Sonntag ohne Dich! Es ist doch ein häßliches Leben.
Und das schlimme ist, dass Du mir nur deshalb nicht geschrieben haben
kannst, weil Du meinen Expreßbrief mißverstanden hast. Der
Brief, den Du heute bekommen hast, hat es ja klar Betnacht. Aber darf es
überhaupt ein Mißverständnis unter uns geben? Bin ich nicht
Dein, bist Du nicht mein? Ist es ein Einwand dagegen, dass ich bis
an den Hals in meiner Familie stecke? Desto großartiger wird der
Schwung sein, mit dem ich herauskommen. Wer weiß übrigens, was
aus mir geworden wäre, wenn ich, blutleerer Mensch, nicht 30 Jahre
in dieser Familienwärme gelegen hätte?
Aber in alledem ist kein ernsthaftes Hindernis, wir gehören zusammen
und werden zusammensein, nur müssen wir dem Vater irgendwie klarmachen,
dass wenn wir einmal verheiratet sind, kein Heller seines Vermögens
in unsere Wirtschaft kommen darf. Schon die Vorstellung dessen macht mir
ein Wohlbehagen.
Freilich weiß ich dann noch immer nicht, was Deine Eltern sagen werden
und wie man sie zum Sprechen bringt.
Aber nun bitte, liebste Felice, jeden Tag schreiben, wenn es möglich
ist, und zwar ins Bureau, sonst dauert es zu lange, ehe ich es bekomme.
Das weißt Du ja und schreibst mir doch immer wieder (immer wieder!,
in den letzten 14 Tagen war es alles in allem einmal) in die Wohnung.
Also Mut und Vertrauen und kein Mißverstehen!
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at