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An Felice Bauer

[16.Mai 1913]
 


Liebste, höre! Weiche nicht ab von dem Weg, auf dem Du mir entgegenkamst! Mußt Du es aber, dann geh zurück! Sag, fühlst Du es, wie ich Dich liebhabe, fühlst Du es trotz allem, was mich jetzt - und in Berlin mehr als in der Ferne - vor Dir verdeckt? Es erstickt mir ja das Wort in der Kehle und überfließt die Buchstaben, die ich schreiben will.

Franz


Brief hatte ich keinen, vielleicht weil Feiertag ist.

[*] Frieitag abend. Die Tage, die ich hier getrennt von Dir verbringe, kann ich gut verwechseln, sie haben keinen Sinn für mich. Wie wenn die ganze Welt in Dich hineingestürzt wäre, ist mir. Hab' mich ein wenig lieb, Felice. Was Du mir an Liebe zuwendest, geht mir als Blut durch das Herz, ich habe kein anderes.

Wann kommt Dein Vater zurück? Ich denke viel an den Brief, infolgedessen wird er schlecht werden, wie alles, zu dem ich durch das Denken kommen will, schlecht, d. h. eine schlechte Mischung von Deutlichem und Undeutlichem. Trotzdem - es gibt augenblicklich nichts Wichtigeres für mich. Ich werde ihn so schreiben, dass Du ihn wirst lesen können, ich schicke ihn Dir vorher zur Beurteilung ein. Wann kommt also Dein Vater und wann ist die gelegenste Zeit?

Aber auch das verliert seine Wichtigkeit vor dem Brief, den ich morgen gleich früh im Bureau zu finden hoffe.

Dein F.

*] Donnerstag [gestrichen]


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at