Voriger Eintrag Jahresübersicht | IndexseiteNächster Eintrag

 

An Felice Bauer

12. zum 13, V. 13
 


Eben bin ich gekommen, Felice, es ist also recht spät, aber ich muß Dir schreiben, ich denke an nichts als an Dich, alles, was ich auf der Reise gesehen habe, hatte Beziehungen zu Dir und der Eindruck von allem bestimmte sich nach der Freundlichkeit oder Unfreundlichkeit dieser Beziehungen. Wir haben noch so vieles miteinander zu besprechen, Felice! Mir schwirrt der Kopf. Das macht einem doch nur die Reise klar, anders als durch Gegenwart ist das nicht zu erkennen. Weißt Du, dass ich eigentlich jetzt sehr zuversichtlich bin, wir haben noch einiges Schreckliche zu durchsprechen und wären vielleicht doch im Freien. Du weißt ja, dass ich Dich immer auf häßlichen Wegen führt, selbst wenn ein schöner See in der Nähe ist. Macht das alles nur die späte Nachtstunde? Als ich in Berlin meinen Koffer packte, hatte ich einen andern Text im Kopf. "Ohne sie kann ich nicht leben und mit ihr auch nicht", damit warf ich ein Stück nach dem andern in den Koffer und etwas war fast daran, mir die Brust zu zersprengen.

Jetzt werde ich es aber nicht mehr auflösen, glaubst Du nicht, es ist 1 Uhr gerade. Nur die liebe Hand schaffe ich mir noch im Geiste her. Waren das zwei Schwurfinger, die man gehoben hat, als man im Lift aufwärts schwebte?

Franz


[Am unteren Rande der beiden letzten Seiten Eine Bitte! Bitte eines armen Menschen, der Unsicherheit nicht erträgt. Willst Du mehr als einmal wöchentlich schreiben, dann also z. B. immer einen Brief für Mittwoch und noch einen für Sonntag. Ja?


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at