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An Felice Bauer

17. IV. 13
 


Gestern abend konnte ich nicht an Dich schreiben, Deinen Brief bekam ich heute früh ins Bureau, Deine Karte jetzt in der Wohnung. Also abgemüdet, verkühlt und heiser und ich habe an der Ermüdung auch meinen Teil. Wenn es einmal zu einer Abrechnung zwischen uns kommen sollte, wie werde ich dastehn! Mein kleiner Neffe hat jetzt über die schreckliche Erscheinung einer Hausnäherin 1/4 Stunde lang geweint, so aufgelöst komme ich mir auch vor nach diesen paar Tagen, wenn auch bei weitem nicht so viel in mir aufzulösen ist, wie in meinem festen Neffen. -Was mein Brief nicht erreicht hat, wird die Aussprache auch nicht erreichen, es ist schlimm.-Also jeden Tag eine Karte? Arme Felice! -Welches Fenster des Hotels gehört Dir? - Als ich Deinen Brief las (und ich schöpfte nur Atem am Schluß, um wieder von Anfang an zu lesen) glaubte ich, es gäbe für mich und für alles Heilung nur bei Dir.

Franz


Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at