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An Felice Bauer
Also in Frankfurt! Liebste, Du bist doch so brav, dass Du mir selbst
im Gedränge der vielen Arbeiten dennoch schreibst. Wollte ich mit
Handküssen dafür danken, kämen meine Lippen nicht von Deiner
Hand. - Mir ist, als drehte sich ganz allmählich mit der Fahrt Deines
Zuges mein ganzes Wesen von Berlin ab und Frankfurt zu. Wie war ich voll
Interesse für Oskars letzte Reise nach Berlin, und selbst seine nächste
Reise griff mir noch ans Herz, solange Du in Berlin warst, wenn ich auch
wußte, dass Du zur Zeit seiner Reise nicht mehr in Berlin sein
würdest. Immerhin warst Du noch in Berlin und deshalb war es eine
Lust, von Berlin zu reden. Als ich aber gestern bei Oskar war - er las
paar Sachen vor, um ihre Wirkung für Berlin zu erproben -, nahm ich
alles als zum Teil ausgezeichnete Arbeiten hin, aber meine Gleichgültigkeit
gegen die Vorlesung in dem gleichgültigen Berlin ermüdete mich
geradezu. Liebste! Ja, von meiner Mutter erzähle ich Dir nächstens,
ich schreibe jetzt in großer Eile. Natürlich habe ich ihr von
Berlin ein wenig (Du würdest staunen wie schrecklich wenig) erzählen
müssen, nur hat mir jenes Hindernis, das mir im Grunewald den Mund
versperrte, den Mund auch in Prag versperrt.
Leb wohl Liebste, und viel Glück in der Ausstellung und viel Mut im
Hotelzimmer.
Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at