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[An Felice Bauer]
[Prag, 8. Dezember 1912; Sonntag]

7. XII. 12

Liebste, nur einen raschen Gruß und die Bitte, ein wenig klagen und weinen zu dürfen an Deiner Brust. Durch einige unglückliche Zufälle ist es geschehn, dass ich erst um ½8 nachhause gekommen bin, an Schlafen ist oder wenigstens an Einschlafen nicht mehr zu denken, denn der Familienlärm wird gleich anfangen, etwas für meine Gerichtsverhandlung muß ich auch noch studieren, das lange Gesuch ist auch noch zu schreiben, kurz diese Nacht wird wieder einmal der räuberischen Welt hingeworfen und nur Du Liebste bleibst mein großer Trost. Ich bin müde, schwach, der Kopf brummt und so bitte ich - es ist grenzenlos hochmütig, ich weiß - küsse Du mich, hier am Schlusse dieses traurigen Briefes, Liebste! Liebste! So nun ist der Tag zuende, denn was noch folgt, ist keines Wortes wert.

Franz

Letzte Änderung: 17.4.2009werner.haas@univie.ac.at