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[Zettel n Max Brod (offenbar in Brods Wohnung geschrieben). Prag, September 1910]


Lieber Max, ich wollte erstens sehn, wie es Dir geht - Dein Bett hat tatsächlich einen nervösen Ausdruck - und zweitens Dich bitten, morgen wieder allein zur Französin zu gehn, denn meine Gablonzer Sache wird immer ernster (die Ankündigung steht in der Zeitung zwischen den "Schurken und Lumpenhunden" des Wahlaufrufes und einer Ankündigung der Heilsarmee) kurz - wie wird das werden, schon auf diesem Zettel verschwindet mir der Zusammenhang - ich habe mehr Angst, als zu einem Erfolg nötig ist.



Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.


zur Französin: Schon seit Juni hatten sich Brod und Kafka intensiv auf ihre für Oktober geplante Reise nach Paris vorbereitet. Vgl. 1909, Anm. 18.


meine Gablonzer Sache: Gemeint ist eine Rede, die Kafka am 29. September 1910 in Gablonz halten mußte, um den versammelten Unternehmern der Region, die durch eine Neuklassifikation ihrer Betriebe beunruhigt waren, die Position der Unfall-Versicherungsanstalt zu erklären. Ein Bericht über Kafkas Rede ist in der Gablonzer Zeitung vom 10. Oktober 1910 erschienen (wiederabgedruckt bei A. D. Northey, "Dr. Kafka in Gablonz", Modern Language Notes 93 (1978), S. 500-503).