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An Hedwig W.
Dein Brief kam merkwürdigerweise am Abend, Liebe, deshalb nur das
in Eile, damit Du es rechtzeitig bekommst.
Der Einfall, der Onkel soll an Mama schreiben, ist sehr gut und man darf
nur mir Vorwürfe machen, dass ich nicht selbst darauf gekommen
bin.
Wie ist denn das, Du willst mir wieder entlaufen oder drohst es doch? Genügt
es, dass ich in Prag bleibe, um Deine Pläne zu entmutigen? Ich
bitte komm, gerade ehe Dein Brief kam, dachte ich daran, dass es schön
wäre, wenn wir immer am Sonntag Vormittag jenes französische
Buch zusammen lesen würden, das ich jetzt manchmal lese (ich habe
jetzt sehr wenig Zeit) und das in einem frierenden und doch zerfaserten
Französisch geschrieben ist, wie ich es liebe, also komm, ich bitte.
Deine Meinung, dass Du alles bezahlen sollst, was ich für Dich
zu meinem Vergnügen unternehme, hat mich gefreut. Doch ist die Ausgabe
für die Annoncen, die ich beilege, (damit Du siehst, wie ungeschickt
und schlecht sie sich ausnehmen) zu unbedeutend, aber die Rechnung für
den Champagner, den ich gestern nacht auf Dein Wohl getrunken habe - hast
Du nichts gemerkt? - werde ich Dir schicken lassen.
Die Kleinigkeiten, die Dich jetzt ärgern und müde machen, sind
nur beim erstenmal so schlimm, beim zweitenmal erwartet man sie schon und
deshalb sind sie dann schon interessant. Zum Mut gehört nur eine halbe
Wendung. Komm.
Dein Franz
Letzte Änderung: 17.4.2009 werner.haas@univie.ac.at