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Herrn Max Brod     Prag     Schalengasse N1

Lieber Max,
jetzt hätte ich es am Ende noch versäumt, Dir zu schreiben, dass ich morgen nicht in die Ausstellung gehn kann und überhaupt nicht mehr. Ich habe mich nämlich verführen lassen und mir einen unsinnig frühen Termin genommen, während meine Kenntnisse noch nicht einmal geringfügig sind. Das wäre nun leichtsinnig und darum sehr hübsch, wenn ich nur nicht immer an das ärztliche Zeugnis denken würde, das ich mir bald geben lassen will, um zurückzutreten - Wie steht es mit dem Amethyst? Mein Geld ist schon vorbereitet. - Sieh in der Ausstellung doch nach, ob sich nicht etwas Liebenswürdiges für kleines Geld kaufen ließe, vielleicht auch als Hochzeitsgeschenk.

Dein Franz

Quelle: Franz Kafka ; Max Brod: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hrsg. von Malcolm Pasley. Frankfurt am Main 1989.

Die Ausstellung: Wahrscheinlich die Kunstausstellung "Das schöne Prag", die seit Anfang Februar im Rudolphinum zu sehen war und (laut einem Zeitungsbericht vom 18. Februar) lebhaftes Interesse gefunden hatte.
Amethyst: Es handelt sich um ein gemeinsames Abonnement der "für Subskribenten gedruckten" Zeitschrift "Der Amethyst. Blätter für seltsame Litteratur und Kunst", die zwischen Dezember 1905 und Herbst 1906 von Franz Blei in München herausgegeben wurde. Das Februarheft 1906 enthielt drei Gedichte von Max Brod.

Letzte Änderung: 17.4.2009

werner.haas@univie.ac.at