Sie stammen aus keinem einheitlichen Argumentationszusammenhang, sondern sind in vielfältigen Kontexten innerhalb und außerhalb der Geographie entstanden: Neben der Actor-Network-Theorie stehen gleichermaßen in der Geographie verankerte konzeptionelle Neuanstöße wie auch Anregungen aus der fachpolitisch motivierten Diskussion über die Ausrichtung der Geographie als Brücken- oder Schnittstellenfach zur Diskussion. Generell steckt die vor verschiedenen Hintergründen betriebene Thematisierung des Materiellen durch die Humangeographie noch in ihren Anfängen. Wir wollen in dieser Sitzung sowohl die Vielgestaltigkeit dieser jungen Entwicklung als auch ihre methodischen Herausforderungen behandeln. Auf der einen Seite wünschen wir uns deshalb Beiträge, die auf der Grundlage konkreter empirischer Arbeiten aufzeigen, in welcher Form Materialität im humangeographischen Denken konzeptionalisiert wird. Sie sollen außerdem verdeutlichen, wie der Einbezug der materiellen Welt an bestehende geographische Ansätze anknüpft und welche neuen Erkenntnisse sie ermöglichen.
Die Neubesinnung auf die materielle Welt und die Frage nach deren Zusammenhängen mit der Welt der Symbole, Diskurse und Sinnzuschreibungen stellt aber nicht nur eine konzeptionelle Neuorientierung der Humangeographie dar. Ähnlich wie zuvor die Entwicklung der an Sprache und Texten orientierten Humangeographie den Eingang neuer Methoden im Fach mit sich gebracht hat, bedeutet die Berücksichtigung der materiellen Welt vielfach auch eine methodische Herausforderung, die gleichermaßen die Datenerhebung wie auch die Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse einschließt. Denn die Sozialisierung des Materiellen lässt sich in vielen Fällen nicht allein durch Sprache in Erfahrung bringen oder vermitteln. Deshalb sind auch Beiträge erwünscht, die neben der Konzeptionalisierung insbesondere die angesprochenen methodischen und/oder darstellungstechnischen Aspekte in den Vordergrund rücken.