FS 38: Die Neuthematisierung der materiellen Welt in der Humangeographie

 


Rainer Kazig (Bonn)
kazig@giub.uni-bonn.de
Peter Weichhart (Wien)
peter.weichhart@univie.ac.at

Mit dem Obsoletwerden des Landschaftsbegriffs und der Orientierung an Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wurde in der Humangeographie eine Entwicklung eingeleitet, in deren Gefolge die dingliche Welt weitgehend aus dem geographischen Denken ausgeblendet wurde. Die mit dem Cultural Turn verbundene Fokussierung auf Texte und Diskurse kann gewissermaßen als ihr Höhepunkt angesehen werden. In jüngerer Zeit mehren sich aber in der Humangeographie wie auch in den Nachbardisziplinen Stimmen, welche die dingliche Welt erneut in den Blick nehmen und die "Zusammenhänge zwischen Sinn und Materie" (W. Zierhofer) thematisieren.

Sie stammen aus keinem einheitlichen Argumentationszusammenhang, sondern sind in vielfältigen Kontexten innerhalb und außerhalb der Geographie entstanden: Neben der Actor-Network-Theorie stehen gleichermaßen in der Geographie verankerte konzeptionelle Neuanstöße wie auch Anregungen aus der fachpolitisch motivierten Diskussion über die Ausrichtung der Geographie als Brücken- oder Schnittstellenfach zur Diskussion. Generell steckt die vor verschiedenen Hintergründen betriebene Thematisierung des Materiellen durch die Humangeographie noch in ihren Anfängen. Wir wollen in dieser Sitzung sowohl die Vielgestaltigkeit dieser jungen Entwicklung als auch ihre methodischen Herausforderungen behandeln. Auf der einen Seite wünschen wir uns deshalb Beiträge, die auf der Grundlage konkreter empirischer Arbeiten aufzeigen, in welcher Form Materialität im humangeographischen Denken konzeptionalisiert wird. Sie sollen außerdem verdeutlichen, wie der Einbezug der materiellen Welt an bestehende geographische Ansätze anknüpft und welche neuen Erkenntnisse sie ermöglichen.

Die Neubesinnung auf die materielle Welt und die Frage nach deren Zusammenhängen mit der Welt der Symbole, Diskurse und Sinnzuschreibungen stellt aber nicht nur eine konzeptionelle Neuorientierung der Humangeographie dar. Ähnlich wie zuvor die Entwicklung der an Sprache und Texten orientierten Humangeographie den Eingang neuer Methoden im Fach mit sich gebracht hat, bedeutet die Berücksichtigung der materiellen Welt vielfach auch eine methodische Herausforderung, die gleichermaßen die Datenerhebung wie auch die Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse einschließt. Denn die Sozialisierung des Materiellen lässt sich in vielen Fällen nicht allein durch Sprache in Erfahrung bringen oder vermitteln. Deshalb sind auch Beiträge erwünscht, die neben der Konzeptionalisierung insbesondere die angesprochenen methodischen und/oder darstellungstechnischen Aspekte in den Vordergrund rücken.

 

 

Themenstellung

13:30-13:35 Uhr Einführung durch die Sitzungsleitung

FOLIEN

13:35-14:00 Uhr Roland Lippuner (Jena): Strukturelle Kopplungen von System und Umwelt. Systemtheoretische Überlegungen zum Verhältnis von Gesellschaft und Materialität

Versuch einer Neuthematisierung der materiellen Welt mit dem systemtheoretischen Begriff "strukturelle Kopplung".
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FOLIEN

14:00-14:25 Uhr Sybille Bauriedl (Hamburg): Ist die Humangeographie naturblind? Erkenntnisse einer politischen Ökologie der Stadt

Anregungen der urban political ecology-Debatte für ein sozial-ökologisches Paradigma in der (Human-)Geographie.
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FOLIEN

14:25-14:45 Uhr Diskussion
14:45-15:10 Uhr Pause
15:10-15:35 Uhr Christof Parnreiter (Hamburg): Gibt es eine sozialräumliche Dialektik? Eine Diskussion am Beispiel des Wiener Gemeindebaus

Hängt die physische Form von Gemeindebauten mit der Toleranz der Bewohner- Innen gegenüber AusländerInnen zusammen?
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Der Referent wollte seine Folien nicht zur Verfügung stellen. Die dem Vortrag zugrunde liegende Untersuchung wird jedoch im nächsten Band der Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft veröffentlicht und kann dort nachgelesen werden.

15:35-16:00 Uhr Katharina Fleischmann (Cottbus) und Britta Trostdorff (Weimar): Von Materialität und Symbolik: Politische Architektur im städtischen Raum

An Hand politischer Architektur wird die wechselseitige Bedingtheit symbolischen und materiellen Raumes nachvollzogen.
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FOLIEN

16:00-16:20 Uhr Diskussion
16:20-16:25 Uhr Résumé durch die Sitzungsleitung
16:25-16:30 Uhr Wechselzeit

 

FOLIEN

und

Zusammen-
fassungen