Der Begriff „Umwelt“ wird in der öffentlichen Diskussion, in den Medien
und leider auch in der Fachliteratur der verschiedensten Disziplinen
unscharf, unbekümmert und geradezu sorglos verwendet. Häufig wird
„Umwelt“ einfach mit „Natur“ gleichgesetzt. In der ökologischen und
humanökologischen Fachliteratur wird der Begriff hingegen sehr genau
erörtert und als so genannter „Stufenbegriff“ streng definiert. Nach
ökologischem Verständnis ist „Umwelt“ ein in mehrfacher Hinsicht
relationaler Begriff, der in seiner inhaltlichen Bedeutung vom jeweils
gewählten Gesichtspunkt der Betrachtung abhängt und keinesfalls
verabsolutiert werden darf (vgl. P. WEICHHART, 1979). Deshalb gibt es
auch keine „Umwelt an sich“. Was das Wort konkret bedeutet, ist
einerseits abhängig von der jeweils betrachteten Spezies und
andererseits davon, ob man einen Einzelorganismus (Autökologie), eine
bestimmte Population (Demökologie) oder ein Kollektiv von Organismen
unterschiedlicher Spezies (Synökologie) untersucht. In der Humanökologie
wird das jeweils interessierende Lebewesen als „Umweltträger“
bezeichnet, um diese Relativierung zum Ausdruck zu bringen. Unter
anderem unterscheidet man in der Ökologie zwischen der physiologischen
Umwelt (der Komplex aller direkt wirkenden Außenweltfaktoren und aller
direkten Einflüsse der betreffenden Organismen auf die Außenwelt), der
ökologischen Umwelt (Komplex der direkten und konkret greifbaren
indirekten Lebewesen-Umwelt-Beziehungen) und der psychologischen Umwelt
(„Merkwelt“ oder „Eigenwelt; sinnesphysiologisch begründete subjektive
Wirklichkeit der Wahrnehmung und Kognition). Nach dem Verständnis der
Ökologie und der Humanökologie ist völlig klar, dass für die Spezies
Mensch auch die Kultur, kulturelle Artefakte und das übergeordnete
Gesellschaftssystem als besonders wichtige Elemente der Umwelt angesehen
werden müssen. Man unterscheidet daher zwischen der nicht artifiziellen
physischen Umwelt, der gebauten Umwelt der Artefakte, der
sozioökonomischen und der ideologisch-kulturellen Umwelt.
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Umwelt kann nicht mit "Natur"
gleichgesetzt werden! |