peter.mahr

<2016.8>: Aesthetica. Die Schallplatte als Notation. King Crimson verstanden mit Nelson Goodman. 16.795 Zeichen. online 17. 12. 2016, revidiert 30. 11. 2017 .html


Jede Konzertkritik von King Crimson sollte mit einer Diskussion der Besetzung beginnen, in der die Band auftrat. Diesbezüglich lässt sich dann zur Setlist fragen: Von wem wird "Cirkus including Entry of the Chameleons" aus Lizard von 1970 heute gespielt und wie?

Am 30. November 2016 war die Besetzung: Robert Fripp (Gitarren, Mellotron), Jakko Jakszyk (Gesang, Gitarren), Tony Levin (Bassgitarren, Gesang), Mel Collins (Saxophone, Flöte), Pat Mastelotto (Schlagzeug), Gavin Harrison (Schlagzeug) und Jeremy Stacey (Schlagzeug, Mellotron).

Demgegenüber die Besetzung vom Herbst 1970, als Lizard aufgenommen wurde: Robert Fripp (Gitarre, Mellotron), Gordon Haskell (Gesang, Bassgitarre), Andy McCulloch (Schlagzeug), Mel Collins (Saxophone, Flöte), Pete Sinfield (VCS3-Synthesizer), Keith Tippett (Klaviere) und Mark Charig (Kornett).

Beide Male wird das Stück von sieben Musikern gespielt. Aber was für ein Unterschied! 2016 beschränkt sich Fripp aufs Mellotron und überlässt die leider nicht mehr akustische Gitarre Jakszyk, der auch singt. Levin spielt Bass. Wegen Collins, seit Langem wieder mit von der Partie, wurde vielleicht das Stück überhaupt in die Tournee 2016 aufgenommen. Von den drei Schlagzeugern sind hier genau zwei zu viel, scheint mir. Stacey, der 2016 auch für ein Mellotron zuständig ist, hätte dieses anstelle von Fripp spielen können. Einer der beiden Schlagzeuger hätte den VCS3-Synthesizer zum Einsatz bringen können. Somit wäre Fripp für die akustische Gitarre und ihr wunderbares Solo frei gewesen. Aber unplugged heute? Seit der Kodierung der Band in Heavy Metal mit Red 1974 - no more! Bleibt der dritte Schlagzeuger, statt seiner hätte es einen zweiten Bläser für das Kornett gebraucht, auch wenn der Einsatz des Kornetts damals auf wenige Takte beschränkt war. So jedenfalls wirkte "Cirkus" zahm, war zwar nicht schlecht gespielt, jedoch unvorteilhaft gereiht zwischen dem wilderen und härteren "Schizoid-Man"-Ableger "Pictures of A City" und dem im Konzert folgenden melancholischen, von Jakszyk ausdrucksvoll dargebotenem Gesang des "Dawn Song". Dieses Lied ersetzte "The Letters", das gemäß Setlist vorgesehen war (siehe https://tonylevin.com/road-diaries/king-crimson-2016-tour-pt2/vienna-shows, das Foto mit betreffender Setlist ist inzwischen entfernt, 30. 11. 2017). Nur nebenbei gesagt, wurde der "Dawn Song" auf der ganzen Tournee um seine motivische Fortführung im "Last Skirmish" gebracht, dem Mittelteil von "The Battle Of Glass Tears", welcher Teil zur "Lizard"-Suite der B-Seite von Lizard gehört.

"Cirkus", diese Nummer, die erste der A-Seite von Lizard (1970), ist nun also 47 Jahre alt (https://www.youtube.com/watch?v=-Typxim9mY8). Die schnarrende, refrainhafte Melodie des Mellotrons bedeutete für King Crimson damals erstmalig eine Mellotron-Melodie und nicht nur ein begleitender, unterlegter 'symphonischer' Mellotron-'Streicher'-Satz. Sie setzt nach den ersten Takten eines 'weit hinten' verorteten, klammen, kinderhaft pianistisch begleiteten Gesangs beinahe schockierend laut ein, gleich nachdem die drei Töne von Basstrommel, Marschtrommel und Hi-Hat einen ungewöhnlichen Auftakt geben. Unheimlich, gewaltsam, beunruhigend, ja verstörend ist das wie ein riesiger Zirkuselefant, der mit seinem Rüssel in das Artisten-Getümmel schnaubend eingreift. Ein vorweggenommenes Antidotum zur Lerchenzunge von "Larks’ Tongues in Aspic"? "Cirkus" im ⁴/₄-Takt ist reich an Synkopen, Triolen, Sextolen, swingt auf eine Art, die den damals sonst hauptsächlich Jazz spielenden Musikern Keith Tippett (Klavier) und Collins entgegen- oder sogar von ihnen herkam. "Cirkus" ist aber nicht nur ein Jazzrockexperiment, sondern auch der Psychedelik verschrieben mit einer surrealen, an Non-Sense grenzenden Lyrik, gestützt von einem leichten, federnden Schlagzeug mit einer helleren Marschtrommel und höheren und länger ausklingenden Becken, die damals beide üblich waren.

Und doch. Man konnte den Geist von "Cirkus" spüren an diesem 30. November 2016. Diejenigen, die die Nummer gut im Ohr hatten, konnten ihre musikalische Erinnerung auf das Performte projizieren. Sie kamen auf ihre Kosten. Die anderen, die King Crimson erst mit ihrer Musik ab 1973 und dann noch von "21st Century Schizoid Man" her kennen, waren wohl verloren. Vor einem ratlosen Publikum spielte sich die Band nichtsdestotrotz in einen eigenartig eiernden Verlauf hinein, der den musikalischen Nerv gerade noch traf. Jedenfalls schien es Pat Mastelotto zu gefallen, dass einer der wenigen im Saal - ich! - trotz De-facto-Fesselung-an-die-Stuhlreihe körperlich mitging. Leute! Das ist immer noch Tanzmusik, keine Kammermusik zum Zuhören, auch wenn es die feinen Anzüge der Herren auf der Bühne so suggerierten.

Insgesamt jedoch blieb 2016 King Crimsons Interpretation von "Cirkus" unter dem kompositorischen Niveau. Das war keine Überraschung. Probleme der Interpretation gab es in der Rockmusik von Anfang an. Es liegt daran, dass insbesondere die Einspielungen dessen, was heute als progressive rock figuriert, die elektrischen Möglichkeiten der Mikrophonaufnahme und ihrer künstlich elektronischen Verarbeitung besonders breit nutzten. Und mag auch das Eine oder Andere seinerzeit notiert oder zumindest unter den Musikern diskursiv begründet worden sein, so war doch das Meiste nach spontaner, mündlicher Vereinbarung einstudiert. Auch wurde vielfach mit der Bearbeitung einzeln oder räumlich separat aufgenommener Tonspuren gearbeitet. Schließlich kam den Produzenten, dem Beispiel George Martins und Brian Wilsons folgend, eine essenzielle Rolle zu. So produzierten Fripp und Sinfield selbst, Sinfield, der später auch Musik wie etwa von Roxy Music produzierte. Es entstanden also letztgültige Gestalten der Komposition im Studio, ohne dass groß davon Aufhebens gemacht wurde. Man könnte sagen, hier drückte so wie im Film eine überbordende post production der Musik nicht nur den letztgültigen Stempel auf. Und machte den später Konzertierenden die allerschwierigsten Vorgaben.

Stempel. So wie die Kuchenform (Kunstform cuisine) und der Typewriter (Kunstform Literatur) sind es die Noten, die von den mehr oder weniger strikt aufeinander gestimmten Instrumenten ein Tongefüge ergeben (Kunstform Musik). Dieses Tongefüge muss nicht typographisch notiert sein. Fripp und seine Mannen könnten autodidakt gewesen sein, ohne jemals Musiknoten gesehen zu haben (Nelson Goodman, Sprachen der Kunst, 1995 (1968) und öfter, 125). Sie hätten allein von performten Sounds her ihre Klangwelt erfinden können, in ihre Klangwelt gefunden haben können. Aber, wie es nun einmal ist: die meisten Instrumente sind im Lauf der Neuzeit in notierten Stimmungen festgelegt. So lässt sich auch das akustische Gesamtereignis "Cirkus" in diejenigen Noten übersetzen, die in Notenschrift als verbindliche Konvention festgelegt wurden.

Das Tongefüge "Cirkus" kann in unserer Kultur typographisch notiert sowie über die gesungenen Worte der Lyrics von Pete Sinfield gelegt werden und zwar


Night: her sable dome scattered with diamonds, ... ("Cirkus", erste Zeile)

in e-Moll und seinen harmonischen Möglichkeiten sowie im ⁴/₄-Takt und seinen rhythmischen Möglichkeiten. Zudem zeigt ein alternativer Take der Studioaufnahmen (https://www.youtube.com/watch?v=OojQzGPIyA4) klar, dass die Band auf das bestimmte 'Resultat' aus ist, in das „winzige Wahrnehmungsunterschiede ... von enormer Wichtigkeit“ eingehen können (Goodman, 109). Das wissen Musiker und ihr Publikum über ihre Erfahrung mit Musikaufführungen. (117) Es ist in besagtem Take gut zu hören, dass das Resultat durch Ausprobieren gefunden wurde, dass die einzelnen Instrumentalstimmen und Sänger Gordon Haskell mehr oder weniger weit vom Endresultat entfernt sind. Auch darf angenommen werden, dass in der Meinung der Musiker und spätestens in der Meinung der Producer Fripp und Sinfield die auf Schallplatte gepresste Fassung als relativ beste Fassung angenommen werden konnte. Selbstredend konnte dafür ein Track einer Instrumentalspur oder ein Teil davon durch den relativ besten, nicht unbedingt am spätesten aufgenommenen Track des Instruments ersetzt worden sein. Im Blick auf das Faktum der Pressung kommt dieser definitiven Produktion (Mastertape) von "Cirkus" für alle späteren Aufführungen die Funktion eines Maßstabs zu.

Andere, spätere 'Interpretationen' von "Cirkus" von wem auch immer können es bis zu einem gewissen Grad mit der Einspielung der LP aufnehmen (live vom August 1971 https://www.youtube.com/watch?v=YDpQf9hcrN8; Game-Boy-Version aus 2011 https://www.youtube.com/watch?v=s3_A4fRHlD4). Aber, noch einmal, der Vergleich auch nur von zwei Takes wie oben zeigt, dass es einen notierbaren Kern der Komposition gibt. Und das gilt auch unter Absehung von freier aufzufassenden Verzierungen und Soli, die gewiss nicht alle von den Musikern als definitiv verstanden wurden. Gerade weil es diesen Unterschied von musikalischem Kern und musikalischen Freiheiten gibt, könnte für "Cirkus" im nachhinein eine Partitur unter Einschluss der existierenden Leerstellen, Löcher und Inseln und Ähnlichem geschrieben und markiert werden. (Sie gibt es nicht wie für das Allermeiste in der Rockmusik.)











(Rillenausschnitt einer Schallplatte tausendfach vergrößert, aus: http://www.optics.rochester.edu/workgroups/cml/opt307/spr05/chris/)

Nach Nelson Goodman ist eine Partitur keine Studie, Skizze, Szenario, Skript. Sie ist vielmehr ein Tool zur unveränderlichen Identifikation eines Werks, dessen Identität von Aufführung zu Aufführung unantastbar ist (Goodman, 125-127). Die Musikpartitur, in einer Notation ausgeführt, verleiht dem Werk die Identität, indem sie die Klasse derjenigen Aufführungen ist, die das eine Gesamtzeichen erfüllen, das aus allen einzelnen Zeichen in der Partitur besteht. (197) Allerdings ist nach Goodman diese Identität, die für die Partitur selbst auch gilt - es sind „alle Partituren für eine gegebene Aufführung koextensiv (171) - nur haltbar, wenn der Partitur ein notationales System zugrunde liegt, das grundsätzlich ein anderes als unser gut eingeführtes Notensystem sein könnte. Dieses System erlaubt, wenn auch nur in der Genese, einen „Spielraum“ (137) für Zeichen-Atome wie Notenaufstrich, Notenkopf, Fähnchen etc. Diese Grundelemente sind nach bestimmten Regeln gedanklich wie real kombinierbar und können, auf Papier oder am Bildschirm notiert, jeweils ganz Bestimmtes für eine Aufführung bedeuten.

Ein solches System gewährleistet für "Cirkus", dass das instrumentale, refrainhaft eingesetzte Hauptthema des Mellotrons B-G-B-G-B-G-B-G-B-G-B-G-B-e-B-G-B-G-B-G-B-e-B-G-E (eine Bewegung von B zu E, verminderte Quint, Tritonus, Teufelsintervall) bei allen zukünftigen Mellotroneinsätzen nicht nur in der Intervallfolge, sondern auch in der Tonhöhe gleich klingt. Dazu kämen Vortragsbezeichnungen, die sich beim Mellotron nur in elektronischen, bearbeiteten Klangveränderungen zeigen und beim VCS3 gegenstandslos sind. (Der vom einzelnen Tonband abgespielte Ton des vielbändigen Mellotrons verändert sich bekanntlich von selbst durch oftmaliges Abspielen des Bands.)

Jedenfalls muss die Partitur, die hier ein notationales Schema im Sinn einer echten Notation ist, zwei Bedingungen erllen (Goodman, 129-137). Die einzelnen Zeichen der Partitur erstens - Notenschlüssel, Notenlinien, Noten, Pausenzeichen, Bögen und anderes - müssen graphisch disjunkt sein und als Abstraktionsklasse von konkret auf das Blatt geschriebenen Markierungen fungieren. Und zweitens sind diese einzelnen Zeichen endlich differenziert, das heißt, es sind unentscheidbare Fälle von Zeichen ausgeschlossen; sie können nicht zum Notensystem gehören. Fripp, Sinfield und die anderen können vielleicht alles Mögliche mit und in "Cirkus" als Zeichen eingesetzt haben wollen, ja vielleicht sogar selbst neue Notationen ausprobiert haben - diese sind deswegen noch keine Partitur (Goodman, 137). Auch ist die Rebellion so mancher neuer Notation keine Partitur zumindest im jenem Sinn, wie es das Quadrat mit Linien und Punkten in ihm beansprucht, das John Cage für sein Konzert für Klavier und Orchester von 1958 vorsieht (Goodman, 137, 178f.), oder, gewissermaßen, die "C"-Zeichnung für "Cirkus" auf der Frontseite der Schallplattenhülle, die die ornamentierten Buchstaben von k i n g  C r i m s o n ausstellt in der großartigen Zeichnung von Gini Barris.



(https://www.dgmlive.com/in-depth/Lizard%20-%20The%20abyss%20where%20modern%20jazz%20and%20rock%20meet...
vgl.
http://differentperspectivesinmyroom.blogspot.co.at/2015/07/king-crimson-lizard-lp-1970.html mit mehr Information auf https://johnharveyblog.wordpress.com/2013/06/12/staking-the-lizard-4/)

Diese Zeichnung könnte zumindest als Skizze für das erste Zusammenspielen der frisch zusammenkommenden Musiker von King Crimson gedient haben. Und auch eine eventuelle Rebellion gegen die abendländische Standardnotation durch die exakt kontrollierte Computermusik ohne Spielraum - eventuell die VCS3-Verläufe im Stück, von Sinfield - bestätigt nach Goodman nur, dass die Standardnotation zur Anwendung kommen kann (171, 180f.). Es ist allein das musikalische Resultat, auf Schallplatte gepresst, das sich vollständig notieren, heißt: in Notenschrift transkribieren lässt.

Dieser Sachverhalt ändert nichts an der Tatsache, dass "Cirkus", wenn überhaupt, in einzelnen, wahrscheinlich vielen oder gar allen Teilen notiert war und nach 1970 oft für etwa deutlich langsamere Live-Darbietungen variabel geblieben ist. Goodman selbst räumt Ähnliches im Hinblick auf die Reichweite des notationalen Schemas ein. Der bezifferte Bass der Barockmusik war aufführungsmäßig einer spezifisch notierten Aufführung ebenso wenig äquivalent (und war ein sehr erfolgreiches praktikables Schema) wie die freie Aufführung der mehr oder weniger notierten Kadenz oder das metronomisch diskursiv festgelegte Tempo. Generalbass, improvisierte Kadenz und verbal bezeichnetes Tempo verweisen alle auf Spontanität beziehungsweise verschieden mögliche Ansichten gewisser Passagen. Deswegen ist die Sprache zweier Musikaufführungen nicht notwendigerweise notational, wenn auch in beiden Fällen disjunkte Klassen von Aufführungen festgelegt sind. (174-176)

All diese formalen, strukturellen Grundlagen ändern nichts daran, dass "Cirkus" auch eine musikalisches Symbol ist, ein Ausdruck von Eigenschaften, die metaphorisch exemplifiziert werden (Goodman, 90). Verrücktheit, Ausgelassenheit, Bedrohlichkeit, you name it. Dazu kommt die Darstellung in der Musik, die imitierend sein kann wie etwa bei der Zeile "Megaphonium fanfare.", die 1970 von Haskell, nicht aber 2016 von Jakszyk mit einem Megaphon gesungen wird. Und ein Klangereignis kann auch darstellen, indem es in einer dichten Menge auditiver Symbole“ (215) denotiert, hier: mit instrumentalen Anspielungen und der Gesamtheit der Worte der Lyrics von Sinfield (http://www.azlyrics.com/lyrics/kingcrimson/cirkus.html) "Zirkus" zum Klingen bringen. Goodman fügt hinzu, dass elektronische Musik (ohne Notation) repräsentieren kann, während die Musik, standardmäßig notiert, beschreiben könnte (was aber normalerweise irrelevant ist). (215)

Sei dem, wie es wolle. Die definitive kompositorische Form ist allein, unter diesen Umständen, in die Schallplatte eingelassen, wie sie von King Crimson im Dezember 1970 erschien. Sie kann sinnvollerweise wenn nicht zur Gänze, so doch zum allergrößten Teil, in einer Partitur niedergeschrieben werden. Die Schallplatte, das zerstörbare Mastertape, und ihre ausreichend miteinander identifizierbaren Exemplare sind die Realnotation, die in jeder Abspielung der Platte zur Vorführung kommt. (Ein Schritt weiter wäre die digitale Aufnahme auf CD, die in einer Aufführung digital interpretiert wird, nach Pierre Henri, Interview von Anne Rey, in: Le Monde, October 18, 1990, darauf Bezug genommen von: Gérard Genette, L'Oeuvre de l'art * Immanence et transcendance, Paris: Éditions du seuil 1994, 181.) Als abstrakte Entitäten, vor der Neukodierung der akustischen Information in der CD, sind dabei die diskreten Einheiten der elektronischen Flüsse, die von den Abtastnadeln kommen und von den Tonabnehmern in die Verstärker und die Lautsprecher weitergeleitet werden, das, was letztlich identisch ist. Doch diese elektronische Seite ist nur die materielle Form, in der die Musik wie eine Notation unverrückbar fixiert ist. Jede Band, die kann, könnte "Cirkus" so spielen, wie das Stück auf der Schallplatte, manche würden gerne sagen: unwiderruflich aufgenommen ist. Die zum größten Teil verwendeten Instrumente legen offen, was in Begriffen der westlichen, neuzeitlichen Notation seit 1600 gespielt wird. Es ist kein Problem, die Klänge von diesen Instrumenten her auf die Klänge der Gesangsstimme und der anderen "nicht-gestimmten" Instrumenten zu übertragen, wie auf der Platte. Genau in diesem Sinn ist die Schallplatte eine Notation.

Peter Mahr © 2016

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