Der vorliegende Band dokumentiert die Beobachtung, daß in den
theoretisch orientierten Sozialwissenschaften gelegentlich diagnostizierte
"Historiophobie" früherer Jahrzehnte offensichtlich auch
in der Kommunikationswissenschaft überwunden ist.
Darüber hinaus gelang es dieser Themenstellung auch, den immer wieder postulierten Charakter der Interdisziplinarität und Multidisziplinarität des Faches eindrucksvoll einzulösen. Neben den Medienhistorikern im engeren Sinne beteiligten sich nicht nur Geschichtswissenschaftler unterschiedlicher Provenienz, sondem auch Soziologen, Erziehungswissenschaftler, Literaturhistoriker oder Volkskundler. Ebenso bemerkenswert war die Internationalität; vertreten waren nicht nur alle deutschsprachigen Länder einschließlich der (damaligen) DDR, sondern auch Polen, Ungarn, (ehemaliges) Jugoslawien, die Niederlande, Italien, Schweden und Frankreich. Die seit einiger Zeit unübersehbare Konjunktur der Geschichtsschreibung, muß für die kommunikationshistorische Forschung fruchtbar gemacht werden. Dazu gehören die Beschäftigung mit neuen Wirklichkeitsbereichen, die Anwendung ungewohnter Perpektiven, die Erschließung unüblicher Quellen und die Rezeption theoretischer Ansätze.
Die Beiträge provozieren eine disziplinäre Neuorientierung, den Schritt von der Mediengeschichte zu einer Kommunikationsgeschichte. In grundsätzlichen Überlegungen und an konkreten Themen wird geprüft, welche Methoden und Theorien zur Verfügung stehen, um zu historischen Darstellungen einer Geschichte der gesellschaftlichen Kommunikation zu gelangen.
Noch hat die Kommunikationsgeschichte angesichts prosperierender Disziplinen, wie der Sozialgeschichte, der Alltagsgechichte, der Mentalitätsgeschichte oder auch der Arbeitergeschichte, nicht jenen Stellenwert, der ihr wohl zukommen sollte.