Kurt Walter Zeidler gemeinsam mit Robert König

180046 SE Die Einheit von theoretischer und praktischer Vernunft

2 Stunden, 5,0 ECTS 
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung 

Mo. 18:30-20:00 wtl von 06.03.2023 bis 26.06.2023, Hs. 3F, NIG

https://moodle.univie.ac.at/course/view.php?id=382836


Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Verhältnis von theoretischer und praktischer Vernunft ist das im Zentrum der Philosophie vielfach und kontrovers diskutierte Verhältnis zwischen Sein und Sollen, Wissen und Handeln, Intellekt und Wille, passiver Betrachtung und aktiver Einflussnahme oder Naturautomatismus und Geschichtszwecken. Die vielen Spielarten dieser Dichotomie bilden seit Platon eine anhaltende Herausforderung für das menschliche Selbst- und Weltverständnisses.

Gibt es eine festzuschreibende Taxonomie zwischen Theorie und Praxis? Stehen sie gar im Verhältnis einer Hierarchie? Ist ihre Unterscheidung eine notwendige Grundlage oder eher ein rückgängig zu machender Fehler? Was folgt für die Menschen, wenn sie sich z.B. in der Rede von Natur- und Geisteswissenschaften, Logik und Ethik, Grund und Zweck, Notwendigkeit und Zufälligkeit, Zwang und Verantwortung oder Gegebenheit und Freiheit bestimmen?

Solche Fragen finden einen Kulminationspunkt in der Philosophie Immanuel Kants, der sie in seiner Rede von theoretischer und praktischer Vernunft prominent gemacht hat. Ihr angespanntes Verhältnis und Kants vielförmige Vermittlungsversuche bilden das Thema des Seminars. Sie sollen nachvollzogen, debattiert und kritisiert werden. Auf diese Weise liegt das Ziel der Veranstaltung darin, sowohl ein Bewusstsein für das anhaltende Problem einer Dichotomie von Theorie und Praxis als auch einen philosophischen Lösungsansatz zu entwickeln. Hierzu findet in textnaher Lektüre in Schlüsselwerken Kants eine Exposition, Präsentation und Diskussion seiner Gedanken statt.

Art der Leistungskontrolle: 

-    Max. 3x unentschuldigtes Fehlen
-    Übernahme eines Referates als Teil einer Gruppe
-    Schriftliche Seminararbeit (ca. 18 Seiten) ODER mehrere schriftliche Reflexionen
 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab:

-    Anwesenheit und Mitarbeit (20 Punkte)
-    Referat (30 Punkte)
-    Schriftliche Arbeit (50 Punkte)

Sehr Gut (100 – 90 Punkte)
Gut (89 – 81 Punkte)
Befriedigend (80 – 71 Punkte)
Genügend (70 – 51 Punkte)
Nicht Genügend (50 – 0 Punkte)

Prüfungsstoff: Grundlage wird die als PDF zur Verfügung gestellte Textsammlung sein.

Literatur:
Textsammlung zum Seminar wird via MOODLE ausgegeben

Weiterführende Literatur

Henrich, Dieter, The Unity of Reason: Essays on Kant’s Philosophy, Cambridge/London 1994.
Gorodeisky, Keren, Unity in Variety: Theoretical, Practical and Aesthetic Reason in Kant, in: Pollik, K.; Gentry, G. (Eds.): The Imagination in German Idealism Romanticism, Cambridge 2019, 86-106.
Kleingeld, Pauline, Kant on the Unity of theoretical and practical Reason, in: The Review of Metaphysics 52, 1998, 311-339.
König, Robert, Towards a Unity of theoretical and practical Reason, in: Open Philosophy 5 (1), 2022, 622-635.
O’Neill, Onora, Reason and Autonomy in Grundlegung III, in: O. Höffe (Hg.), Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Ein kooperativer Kommentar, Frankfurt/M 1989, 282–298 und dies., Constructions of Reason, Cambridge 1989, 51-65.
Thornton, Edward, The Unity of Reason: Kant’s Copernican Presupposition, in: Journal of Transcendental Philosophy 2 (2), 2021, 213-235.