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Lectures on Classical Music:

1997: Contributions of Scientists to Music (Vienna)
           Beethovens Moonlight Sonata (Sopron, Hungary)
1998: Beethoven likes Computers? (Vienna)
1999: Beethoven likes Computers? (Cape Town, South Africa)
           Zur Entstehung der 5.Sinfonie von Beethoven (Hamburg, Germany)
2000: Vacuum in Philosophy, Physics and Music (EPAConf., Vienna)
2001: Joseph Haydn und seine Schüler (Vienna)
2002: Beethoven und die unsterbliche Geliebte, Vortragskonzert, am Klavier: Irina Stiglich (Sofia, Saal Bulgaria)
2003: Haydn and the Vacuum in Music (Workshop WIN03, Wisconsin, USA)
2003: Das Finale der 8. Sinfonie von Beethoven (Vienna)
2004: Die Explosion der Form - Beethovens Eroica, 1. Satz (Vienna)
2005: So pocht das Schicksal an die Pforte - Beethoven, 5. Sinf., 1. Satz (Weggis CH, Gießen, Wien)
2005: Beethovens "Unsterbliche Geliebte" (Minden Westfalen)
2006: Sonate oder Fuge? - Mozarts letzter Symphoniesatz (Weggis CH, Wien)
2007: Die Explosion der Form - Beethovens Eroica, 1. Satz (Vienna)
2008: Vom Tanz zum Symphonie-Finale (Vienna)
2009: Josef Haydn und das Vakuum (Vienna)
2010: Vaterländischer Künstlerverein (Vienna)
2011: Schuberts Unvollendete (Vienna)
2011: Artists Club of the Austrian Empire (Cape Town, South Africa)

Referent beim Postgraduate Management Lehrgang der Wirtschaftsuniversität Wien

siehe http://www.wu-wien.ac.at/inst/pgm/

Referent beim Executive MBA Lehrgang der Univ. of Applied Sciences Coburg

 

Vier Fragen eines Christen an den Islam

 

Herbert Pietschmann

 

Wer heute versucht, sich intellektuell mit dem Islam auseinander zu setzen, gerät sofort in Gefahr, als Feind betrachtet zu werden. Daher will ich ein wenig den Lauf der Geschicke schildern, der mich zu meinen Fragen geführt hat.

Im Alter von 19 Jahren lebte ich als Hauslehrer ein Jahr in Deir ez-Zor am syrischen Euphrat. Dort lernte ich die arabische Kultur kennen, bewunderte die feinsinnige, aber auch erregbare arabische Seele und konnte das Leben der Beduinen in der Wüste beobachten. Ich studierte die ornamentale Schrift, hörte den Muezzin singen und erlebte die Freude der Fastenden beim Sonnenuntergang im Monat Ramadan.

Als theoretischer Physiker bin ich mir bewusst, wie sehr unsere Wissenschaft auf arabischen Errungenschaften aufbaut. So wichtige Begriffe wie Algebra, Algorithmus und viele andere sind arabischen Ursprungs; nicht nur das Dezimalsystem mit den Ziffern von 0 bis 9 haben die Araber aus Indien zu uns gebracht, auch Trigonometrie und die Winkelfunktionen sind ihnen zu verdanken. Schließlich haben sie uns Aristoteles erhalten und mit ihren tief schürfenden Interpretationen wieder zurückgebracht. Ich stehe nicht an zu behaupten, dass im Mittelalter die islamische Kultur der unseren an Feinsinnigkeit, philosophischer Tiefe und geistigem Reichtum überlegen war.

Nun aber leben wir in einer neuen Situation, der wir uns gemeinsam stellen müssen: Im Kern Europas ist der Anteil an Muslimen ständig im wachsen. Selbst wenn wir von der utopischen Annahme ausgingen, dass der Zustrom von außen plötzlich erliegen könnte, wäre das Wachstum des islamischen Anteils an der europäischen Bevölkerung wegen des demographischen Faktors nicht aufzuhalten. Also müssen wir zu einem gedeihlichen Miteinander finden!

Wir wollen in Europa weder Uniformität, noch Beliebigkeit, vielmehr eine Einheit in Vielfalt, die nicht nur verschiedene Völker und Sprachen, sondern auch unterschiedliche Glaubensrichtungen umfassen soll. Das kann aber nur erfolgreich sein, wenn wir lernen, weder zu trennen, noch zu egalisieren, sondern um des Vereinens willen zu unterscheiden und um der Unterschiede willen das Vereinende aufzuspüren. Dann muss es aber zulässig werden, Unterschiede aufzuzeigen, ohne sofort des feindseligen Trennens bezichtigt zu werden! „Aktive Toleranz“ ist das Ziel; wir müssen uns auseinandersetzen, ohne dadurch in Streit zu fallen und tolerant bleiben, ohne in Gleichgültigkeit auszuarten.

Nach dieser Vorrede hoffe ich nun, meine Fragen an den Islam formulieren zu können, ohne als Feind angesehen zu werden. Dazu muss ich noch aufzeigen, dass der Koran als Wort Gottes zwei historisch unterschiedliche Quellen hat: Mekka und Medina. Dazwischen liegt Mohammeds Hedschra im Jahre 622 christlicher, am Beginn islamischer Zeitrechnung.

Während es in Mekka um rein religiöse Fragen ging, stand in Medina verständlicher Weise die Frage des Überlebens angesichts einer übermächtigen Schar von Verfolgern im Vordergrund. Im Koran sind mekkaner und medinenser Suren aber nicht getrennt. So folgen auf die mekkaner Einleitung vier medinenser Suren, dann zwei aus Mekka, wieder zwei aus Medina und so weiter. Ich möchte vier Fragen an den Islam richten, zwei beziehen sich auf mekkaner, zwei auf medinenser Suren. Also betreffen die mekkaner Fragen theologische Aspekte, die medinenser eher politische. (Ich beziehe mich auf die Übersetzung des Koran von Adel Theodor Khoury.)

1. Frage : Wie ist Sure 50, Vers 38 „Und Wir haben die Himmel und die Erde und das, was dazwischen ist, in sechs Tagen erschaffen.“ Mit der modernen Naturwissenschaft zu vereinen? (Auch an mehreren anderen Stellen finden sich analoge Aussagen, etwa in Sure 7, Vers 54: “Euer Herr ist Gott, der die Himmel und die Erde in sechs Tagen schuf und sich dann auf dem Thron zurechtsetzte“).

Wichtig ist der Unterschied zu unserem Alten Testament, wo es heißt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Das ist ein Bericht von Menschen über Gott, der daher immer auch bildlich verstanden werden kann (man beachte, dass ich das Wort „nur“ vor bildlich ganz bewusst weglasse, weil Bilder über Grundfragen viel mehr aussagen können als zum Beispiel abstrakte naturwissenschaftliche Modelle). Im Koran spricht Gott selbst in der ersten Person (Mehrzahl). Daher meine Frage, kann dies auch allegorisch interpretiert werden, oder muss es unaufgehoben neben anderen (naturwissenschaftlichen) Beschreibungen stehen bleiben, so etwa wie im Mittelalter arabische Kommentatoren der griechischen Philosophie zur Sicherheit manchmal einfügten „aber Gott weiß es besser“.

2. Frage : In Sure 17 ist das muslimische Äquivalent unserer zehn Gebote dargelegt. Dabei heißt es in Vers 33: „Und tötet nicht den Menschen, den Gott für unantastbar erklärt hat, es sei denn bei vorliegender Berechtigung. Wird jemand ungerechterweise getötet, so geben Wir seinem nächsten Verwandten Vollmacht (ihn zu rächen). Nur soll er nicht maßlos im Töten sein; siehe, er wird Beistand finden.“ Warum diese Ausnahme beim Gebot „Du sollst nicht töten“ und was heißt „vorliegende Berechtigung“?

Nun zu den medinenser Suren, die offenbar nicht nur Religion, sondern auch Gesellschaftspolitik mit ganz konkreten Verhaltens-Anweisungen erklären.

3. Frage : Sure 4, Vers 34 lautet: „Die Männer haben Vollmacht und Verantwortung gegenüber den Frauen, weil Gott die einen vor den anderen bevorzugt hat und weil sie von ihrem Vermögen (für die Frauen) ausgeben. Die rechtschaffenen (Frauen) sind demütig ergeben und bewahren das, was geheim gehalten werden soll, da Gott (es) bewahrt. Ermahnt diejenigen, von denen ihr Widerspenstigkeit befürchtet, und entfernt euch von ihnen in den Schlafgemächern und schlagt sie. Wenn sie euch gehorchen, dann wendet nichts Weiteres gegen sie an. Gott ist erhaben und groß.“ Wie ist das mit dem Grundkonsens der Gleichheit aller Menschen in den demokratischen Verfassungen Europas zu vereinen?

4. Frage : In Sure 9, Vers 5 heißt es: „Wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Polytheisten, wo immer ihr sie findet, greift sie, belagert sie und lauert ihnen auf jedem Weg auf.“

In Sure 4, Vers 89 steht: „Sie möchten gern, ihr würdet ungläubig, wie sie ungläubig sind, so dass ihr (ihnen) gleich würdet. So nehmt euch niemanden von ihnen zum Freund, bis sie auf dem Weg Gottes auswandern. Wenn sie sich abkehren, dann greift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet.“

Sure 2, Vers 190/191 lautet: „Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen diejenigen, die gegen Euch kämpfen, und begeht keine Übertretungen. Gott liebt die nicht, die Übertretungen begehen. Und tötet sie, wo immer ihr sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben. Denn Verführen ist schlimmer als Töten. Kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie gegen euch kämpfen, dann tötet sie, so ist die Vergeltung für die Ungläubigen.“

Wie ist das mit dem Anspruch einer „Religion des Friedens, der Toleranz und der Liebe“ zu vereinen?

Ich habe noch eine Unsicherheit bezüglich des Koran, die ich gar nicht als Frage formulieren kann. Der Koran spricht nämlich nicht nur von Menschen, sondern auch von so genannten „Djinn“. Sie sind offenbar nicht esoterisch wie die Engel, sondern den Menschen eher gleichgestellt. Sogar eine ganze Sure (Sure 72) trägt den Titel „Der Djinn“. Gott wendet sich an die „Gemeinschaft der Djinn und der Menschen“ (Sure 6/130; 7/38; 41/25; 46/18); Er hat „den Menschen aus einer Trockenmasse, aus einem gestaltbaren schwarzen Schlamm erschaffen“ (Sure 15/26). „Und die Djinn haben Wir vorher aus dem Feuer des glühenden Windes erschaffen.“ (Sure 15/27).

Vom Paradies heißt es: „Darin sind gute und schöne Frauen (Sure 5/70) … , Huri, die in den Zelten zurückgezogen wohnen (Sure 55/72). Vor ihnen hat sie weder Mensch noch Djinn beschlafen (Sure 55/74).“ Ich gestehe, dass mich diese Verdoppelung der Welt – Menschen und Djinn – völlig ratlos macht; vielleicht kann dies ein Kind unserer abendländischen Kultur einfach nicht begreifen.

Im Sinne eines fruchtbringenden Dialoges im Dienste aktiver Toleranz hoffe ich auf Antworten auf meine vier Fragen (Ergänzendes in meinem Buch „Vom Spaß zur Freude“, Wien 2005). Ich danke schon jetzt für jede Antwort sehr herzlich; E-mail: Herbert.Pietschmann@univie.ac.at.

 

 

 

 


Antworten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich

 

Bei einem Gespräch am 7. Februar 2007 in der Schura-Moschee in Wien

 

Das Gespräch fand in freundlicher, konstruktiver Atmosphäre statt, wofür herzlichst Dank gesagt wird.

 

Ad 1: Die sechs Tage sind „göttliche“ Tage und mit unseren menschlichen Tagen nicht unbedingt vergleichbar.

 

Ad 2: Im Islam ist die (von einem Gericht auszusprechende) Todesstrafe vorgesehen und das ist mit „vorliegender Berechtigung“ gemeint. Die Todesstrafe ist aber nicht zwingend und kann entfallen, wenn dies der vorliegenden Rechtsauffassung entspricht.

 

Ad 3: Die Problematik dieses Verses ist auch den Muslimen bewusst, vor allem weil manche muslimischen Männer sich darauf berufen, wenn sie ihre Frauen schlagen. Jedoch geht aus dem Vers 1 dieser Sure eindeutig die Gleichberechtigung von Mann und Frau hervor, die daher das Schlagen von Frauen verbietet: „ O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch erschaffen hat aus einem einzigen Wesen; und aus ihm erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele Männer und Frauen entstehen. Und fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer) Blutsverwandtschaft. Wahrlich, Allah wacht über euch. “

Vers 34 sei vielmehr gewissermaßen als „Scheidungsritus“ zu verstehen, wenn ein Mann seiner untreuen Frau zum Zeichen der Scheidung einen (geringen) Schlag erteilt.

 

Ad 4: Die entsprechenden Koran-Stellen seien historisch zu verstehen; Mohammed habe einen Vertrag mit den Polytheisten geschlossen, der von ihnen gebrochen worden war und zum Krieg führte, in dem dann Töten erlaubt worden war.

 

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