Alles Lernen ist Erinnerung? - Vergessen und Gedenken als Grundlagen der Pädagogik

LV Nr: 54 103
Dozent: Dr. Henning Schluß
Termin: Fr 12-14 ab. 3.11. .
Ort: Inv. 110 Raum: 557
Intervall: 3. 11. obligaorisch, dann nach Vereinbarung + Abschlussblock am 26.-28.01.2007

Art der LV: HS (M-A, D7, BA 7; APHK; L-StB/E1)
Abteilung: Allgemeine Erziehungswissenschaft

Die Auftaktsitzung des Blockseminars: „Alles Lernen ist Erinnerung“ Nr. 54 103 von Henning Schluß, Elena Demke, Marcus Götz-Guerlin findet am 3. 11. 200612-14 Uhr, in Invalidenstr. 110, 557 statt.

Bitte melden Sie sich per email an: henning.schlussatrz.hu.berlin.de !! (at bitte durch @ ersetzten – Spamschutz)

Kommentar:

Das Hauptseminar findet in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin und dem Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Berlin statt.

 

Von den Griechen wurde die Erinnerung - Mnemosyne - als Titanin und Mutter der neun Musen vorgestellt. Erst mit der Kulturarbeit des Erinnerns wird demnach eine Teilhabe an der allgemeinen Vernunft und an der gemeinsamen Kultur möglich. Platon konzipierte das Lernen als eine Erinnerung an Ur-Bilder. Dies wurde später komplementiert durch Augustinus, der eine ausführliche Theorie des Vergessens entfaltete.

Erinnern und Vergessen als zwei Seiten einer Medaille stehen also am Anfang abendländischer Lerntradition.

Im Seminar wollen wir sowohl theoretisch als auch praktisch der Frage nachgehen, welche Bedeutung Erinnern, Vergessen und Gedenken zur Konstitution unserer Kultur und zu unserer Inkulturation haben. Dazu werden in einem ersten Teil in Lektüregruppen ausgewählte maßgebliche Texte zum Erinnern und Vergessen, zum kommunikativen und kulturellen Gedächtnis sowie zur Erinnerungspolitik erarbeitet. In einem zweiten Teil werden in einer selbstgewählten Exkursion die theoretischen Einsichten auf ausgewählte Gedenkorte der DDR-Geschichte bezogen. Auf einer Wochenend-Abschlusstagung werden die Einsichten in Zusammenarbeit mit geladenen Referenten einander präsentiert und diskutiert.

 

Eine Anmeldung per e-mail ist erforderlich (hennning.schluss(at)rz.hu-berlin.de), die TeilnehmerInnenzahl muss auf 60 Personen begrenzt werden. Für die (obligatorische) Abschlusstagung in der Bildungsstätte Schwanenwerder wird ein Kostenbeitrag von EUR 50,- erhoben.

Leitfaden zum Erstellen einer wissenschaftlichen Hausarbeit / Colloquien / Klausuren

Für eine wissenschaftliche Hausarbeit, Colloquien und Klausuren ist es notwendig:

 Ein Thema aus dem nahen Umfeld des Seminars zu wählen.

 (Mindestens) Eine These zu diesem Thema zu formulieren, die Sie im Rahmen dieser Hausarbeit prüfen wollen.

 Die sich daraus ergebende Literatur zu wählen.

 Thema, These und Literatur im Vorfeld mit mir abzustimmen.  Leistungen, bei denen diese Abstimmung nicht stattgefunden hat, können nicht mehr entgegengenommen werden.

Der Umfang der Arbeit ergibt sich aus den Schritten 1-4, die deshalb so gewählt werden sollten, dass das Thema im Rahmen dieser Hausarbeit wissenschaftlich präzise und klar argumentierend bearbeitet werden kann.

 

 

 

Seminarprogramm

 

 

Freitag, 03. November 2006, 12.-14.00 Uhr

 

Seminarsitzung: Einführung in Thema, Konzeption und Organisation des Seminars

 

 

Lektüreblöcke mit zwei Seminarsitzungen n.V.

 

1. Termin: 24. November 12. -14.00 Uhr

(Bitte wählen Sie sich eine Lektüregruppe, erarbeiten Sie die angegebenen Texte anhand der texterschließenden Fragen)

 

·         Lektüre für alle: Burke 1991, Brumlik 2006

-     Texterschließende Fragen Burke, Brumlik

 

·         Gruppe 1: Platon, Phaidon (Auszug); Nietzsche, Genealogie der Moral (Auszug)
Leitung: H.Schluss; Treffpunkt: Seminarraum I 110, R. 557

texterschließende Fragen zu Platon, Nietzsche

 

·         Gruppe 2: A.Assmann 2006 (Auszug); Rauschenbach 1998
Leitung: M.Götz-Guerlin; Treffpunkt: Haus der EKD, Charlottenstr. 53/54, 10117 Berlin, siehe Raumaushang im Foyer.

texterschließende Fragen für die Gruppe:

 

·         Gruppe 3: J.Assmann 1997(Auszug) ; Rüsen 2002 (Auszug); Popper 1976;
Leitung: E.Demke; Treffpunkt: Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Bibliothek, Scharrenstr. 17, 10178 Berlin,

-     texterschließende Fragen zu Assmann, Rüsen, Popper

 

 

Besuche in Gedenkstätten

 

Lektüre zur Vorbereitung: Faulenbach 1998

 

selbstorganisierte Besuche in kleineren Gruppen in einer der folgenden Gedenkstätten zur DDR:

·         Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

·         Gedenkstätte und Dokumentationszentrum Berlin Mauer

·         BStU

·         Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

·         Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße

 

 

Tagung, 26.-28. Januar 2007

 

Vgl. gesondertes Programm Bitte bringen Sie einen Gegenstand, ein Bild, einen Text, ein Foto etc der persönlichen Erinnerung mit!

 

Seminarleitung

 

Elena Luisa Demke, Mitarbeiterin des Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR LStU Berlin

E-Mail ed.lstu-berlinatt-online.de

 

Marcus Götz-Guerlin; Ev. Akademie zu Berlin

E-Mail: goetzateaberlin.de

 

Dr. Henning J. Schluss, HU Berlin

E-Mail: henning.schlussatrz.hu-berlin.de

 

„Seminarhomepgage“: www.henning.schluss.de.vu  – dort weiter „Lehrveranstaltungen“

 


 

Seminarlektüre

 

Aleida Assmann, Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. München 2006; S. 21-61. 

 

Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1999, S. 15-86.
 
Micha Brumlik, Kultur ist das Thema. Pädagogik als kritische Kulturwissenschaft. in: ZfPäd. 1/2006, S. 60-68.
 
Peter Burke, Geschichte als soziales Gedächtnis; in: Aleida Assmann/ Dietrich Harth (hg.), Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung. Frankfurt/M., 1991, S. 289-304.
 
Bernd Faulenbach, Zum Bildungsauftrag von Gedenkstätten in Ost- und Westdeutschland angesichts zweier Vergangenheiten und unübersichtlicher Geschichtsdebatten. in: Heidi Behrens-Cobet (Hg.), Bilden und Gedenken. Erwachsenenbildung in Gedenkstätten und an Gedächtnisorten, Essen 1998, S.23-34.
 
Friedrich Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, 1887 (Zweite Abhandlung Schuld, schlechtes Gewissen und Verwandtes)
 
Platon, Phaidon, i.d. Übers. Von F.D.E. Schleiermacher (Auszüge wie im Seminarapparat)
 
Karl Popper, Hat die Weltgeschichte einen Sinn? in: Hans Michael Baumgartner/ Jörn Rüsen (Hg.), Seminar: Geschichte und Theorie. Umrisse einer Historik. Frankfurt/M. 1976, S. 305-336.
 
Brigitte Rauschenbach, Politik der Erinnerung. in: Jörn Rüsen/ Jürgen Straub (Hg.), Die dunkle Spur der Vergangenheit. Psychoanalytische Zugänge zum Geschichtsbewusstsein. Frankfurt/M. 1998, S.355-274.
 
Jörn Rüsen, Was ist Geschichte? In: Ders., Kann gestern besser werden? Essays zum Bedenken der Geschichte, Berlin 2002, S. 109-153.
 
 
Weitere Lektüre für unermüdliche:
 
Jan Assmann, Die Katastrophe des Vergessens. Das Deutoronomium als Paradigma kultureller Mnemotechnik, in: Aleida Assmann, Dietrich Harth (Hg.), Mnemosyne... (gleicher Band wie der Burke-Text).
 
Elena Demke, Ludwig Morenz, Dubceks vergessener Schuh. Von Formen der Vergessens-Politik und Zufällen der Erinnerung, Horch und Guck, Heft 48 (4/2004), S. 1-7.
 
Expertenkommission zur Schaffung eines Geschichtsverbundes “Aufarbeitung der SED-Diktatur“; Empfehlung der Expertenkommission o.O. 2006; http://www.bundesregierung.de/nn_23686/Content/DE/Artikel/2006/05/2006-05-16-konzept-fuer-geschichtsverbund-zur-aufarbeitung-der-sed-diktatur-uebergeben.html
 
Etienne Francois, Hagen Schulze (Hrsg.), Deutsche Erinnerungsorte, München 2001; daraus: Band I: Etienne Francois, Hagen Schulze, Einleitung (S. 9-24); Band II: Hartmut Zwahr, Wir sind das Volk;, S. 253-265, Peter Steinbach, Die Stasi, S. 349-368; Stefanie Flamm, Der Palast der Republik, S. 667-684.
 
Eric Hobsbawm, Introduction: Inventing Traditions, in: ders., Terence Ranger, The Invention of Tradition, Cambridge 1983, S.1-14.
 
Annette Leo, Geschichtsbewußtsein „herstellen“ – Ein Rückblick auf Gedenkstättenarbeit in der DDR; in: Heid Behrens-Cobet (Hg.), Bilden und Gedenken ... (wie Faulenbach 1998) 
 
Oelkers, Jürgen: Kultur und Bildung. Neue Aspekte eines alten Problems. In: P.Biehl/K.Wegenast (Hrsg.): Religionspädagogik und Kultur. Neukirchn-Vluyn 2000, S. 243ff.
 
Paul Ricoeur, Das Rätsel der Vergangenheit. Erinnern; Vergessen; Verzeihen, Göttingen 2000, S. 98-156.

 

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