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Tilman Grammes / Henning Schluß / Hans-Joachim Vogler
Staatsbürgerkunde in der DDR
Ein Dokumentenband
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
2006
ISBN 978-3-8100-1893-9
Kartoniert, 44,90 EUR

Wie sah der Unterrichtsalltag in der DDR aus? Der Band analysiert anhand von zahlreichen, z.T. bisher unbekannten Dokumenten den Staatsbürgerkundeunterricht in der DDR. Damit liegt für die Geschichte politischer Erziehung und Bildung in Deutschland zum ersten Mal eine Mehrebenenanalyse vor, die unterschiedliche Perspektiven integriert (Unterrichtskommunikation, Lehrer, Schüler, Eltern, empirische fachdidaktische Forschung, Lehrerausbildung, Jugendforschung, staatliche Bildungspolitik der SED, Opposition und Transformation). Die Auseinandersetzung mit diesem Kernfach ideologischer Erziehung führt zu einem vertieften Verständnis der Funktionsmechanismen des "vormundschaftlichen Staates" und der SED-Diktatur. Politische Pädagogen kann der exemplarische Fall Staatsbürgerkunde auch heute zur Reflexion eigener normativer Ansprüche anregen.

Über die Autoren: Dr. Tilman Grammes ist Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Dr. Henning Schluß ist wissenschaftlicher Assistent am Institut für Erziehungswissenschaften, Abteilung Allgemeine Erziehungswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Dr. Hans-Joachim Vogler ist Fachleiter am John-Lennon-Gymnasium Berlin.

Erläuterungen zum Projekt: 

Der geplante Band zum Unterrichtsfach Staatsbürgerkunde in der DDR, stellt Quellen und Interpretationen die aus drei unterschiedlichen Forschungszusammenhängen stammen zusammen:

1. Projekt „Alltags- und Sozialgeschichte des Staatsbür­ger­kundeunter­richts in der DDR“ (Projektleitung: Prof. Dr. Günter C. Behrmann/Prof. Dr. Tilman Grammes), Laufzeit 1993-1996. Die Projektarbeiten wurden im Auftrage des Mi­nisteriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg durchgeführt, das damit einen Beitrag zur Förderung der Aufarbei­tung der Vergangenheit der DDR-Volksbildung geleistet hat und sich vor allem mit der Mikrostruktur des DDR-Staatsbürgerkundeunterrichts beschäftigt. Prof. Dr. Tilman Grammes kann als der gegenwärtig profundeste Kenner diese Materie auf erziehungswissenschaftlichem Gebiet gelten, wie seine zahlreichen Veröffentlichungen und die Beteiligung an dem besagten Forschungsprojekt des MBJS Brandenburg zum Thema belegen.

2. Die Dissertation von Hans-Joachim Vogler. Anhand von Archivmaterial untersucht sie die "obere Ebene" die dem Fach Staatsbürgerkunde übergeordnet war.

3. Forschungsarbeiten von Henning Schluß zur DDR-Opposition rekonstruieren einen kritischen Blick auf das Fach, wie er innerhalb des Systems DDR auch existierte.

Für alle drei Perspektiven werden jeweils aussagefähige Quellen geboten und diese in einem weiteren Schritt interpretiert. Mit diesem dreifachen Zugriff auf das Unterrichtsfach,  wird erstmals eine multiperspektivische Sicht auf das zentrale Unterrichtsfach der staatsbürgerlichen Erziehung in der DDR möglich. Die Präsentation von Originaldokumenten erlaubt das Bilden eines eigenen Urteils, Interpretationen werden auf dem Hintergrund der drei unterschiedlichen Forschungshintergründe nicht die verbindliche Sicht auf den Staatsbürgerkundeunterricht vermitteln können, wohl aber eine Qualifizierte Einschätzung und Bewertung der dargebotenen Quellen.

Insofern das Fach Staatsbürgerkunde als das zentrale ideologische Unterrichts-Fach der DDR galt, leistet dieses Buch einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, zumal kein vergleichbares Werk existiert.

Quellen und Interpretationen berücksichtigen in 10 Kapiteln die Ebenen: Entwicklung des Faches, Unterrichtsprotokolle, die Lehrer, Schülerinnen und Schüler, Fachdidaktische Analyse, Jugendforschung in der DDR, Kontrollen durch MfV und ZK der SED, Promotionen zum Thema in der DDR, die oppositionelle Sicht – Schulbuchanalysen, Bilanz.

 

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