helmut satzinger
Aus «1001 Nacht»;  ca. 1970 aus dem Arabischen der Bûlâqer Ausgabe von 1279 h ~ 1862 m (Teil II, Seiten 129-132) übersetzt.

    ... und ich kenne bei Gott

{die Geschichte von dem Haschîschsüchtigen und dem Harîm eines Vornehmen}


und was man erzählt ist daß es die Zeit der Pilgerschaft war da die Leute die Umgänge machten und als der Platz dicht gedrängt war von Menschen hing da ein Mensch am Vorhang der Kaaba indem er aus dem Innersten seines Herzens sprach ich bitte dich o Gott darum daß sie ihrem Gatten zürnt und ich mit ihr Verkehr haben kann sagte er da hörte ihn eine Gruppe von Pilgern da ergriffen sie ihn und brachten ihn zum Pilgerfürsten nachdem sie ihn mit Schlägen überhäuft hatten und sagten zu ihm o Fürst wir haben diesen da an den heiligen Stätten gefunden indem er so und so sagte da befahl der Pilgerfürst ihn aufzuhängen da sagte er zu ihm o Fürst um des Gesandten Gottes willen sei es Gott segne ihn und schenke ihm das Heil daß du meine Geschichte und meinen Bericht hörest darauf mach mit mir was du willst er sagte erzähle er sagte wisse o Fürst daß ich ein haschîschsüchtiger Mann bin ich arbeite im Schafschlachthof und trage das Blut und den Dreck auf den Abfallhaufen nun glaube mir daß ich eines Tages unterwegs war mit meinem voll beladenen Esel da bemerkte ich daß die Leute flüchteten da sagte einer von ihnen komm in diese Gasse herein damit sie dich nicht umbringen da sagte ich was haben denn die Leute daß sie flüchten da sagte mir ein Diener das ist der Harîm eines Vornehmen und da sind die Diener dabei die Leute vor ihr her vom Weg zu vertreiben und alle Leute zu verprügeln ohne einen zu verschonen da trat ich in ein Gäßchen ein und Schahrazâd erreichte den Morgen und schwieg von ihren darstellenden Worten {und als nun die dreiundachtzigste Nacht nach der zweihundertsten war} sagte sie es ist mir zu Gehör gekommen o glücklicher König daß der Mann sagte da trat ich mit dem Esel in ein Gäßchen ein und blieb stehen um die Auflösung des Tumultes abzuwarten da erblickte ich die Diener mit den Stöcken in ihren Händen wobei dreißig Frauen mit ihnen waren von denen eine einer Gerte glich durch die Vollkommenheit ihrer Schönheit und Anmut und Koketterie und alle standen zu ihren Diensten und als sie den Eingang zu der Gasse erreichte in der ich stand schaute sie links und rechts dann rief sie nach einem Verschnittenen da erschien der vor ihr da flüsterte sie ihm etwas ins Ohr nun kam der Verschnittene zu mir und ergriff mich da stoben die Leute auseinander nun nahm ein zweiter Verschnittener meinen Esel und führte ihn weg dann kam der Verschnittene und fesselte mich mit einem Strick und schleppte mich hinter sich nach ohne daß ich eine Ahnung hatte was los war während die Leute hinter uns schrien und sagten Gott läßt das nicht zu dieser ist ein haschîschsüchtiger armseliger Mann warum bindet man ihn mit Stricken und sie sagten zu den Verschnittenen erbarmt euch seiner damit Gott der Erhabene sich euer erbarme und laßt ihn los da sagte ich zu mir selbst der einzige Grund dafür daß die Verschnittenen mich gefaßt haben ist der daß ihre Herrin den Dreck gerochen hat da ist sie davon angewidert worden oder sie ist schwanger oder es ist ihr ein Schaden entstanden und da gibt es jetzt keine Macht und Stärke außer bei Gott dem Höchsten dem Mächtigen und ich ging weiter hinter ihnen bis sie das Tor eines großen Gebäudes erreichten da traten sie ein mit mir hinter ihnen und sie gingen mit mir weiter hinein bis ich einen großen Saal erreichte von einer Schönheit die ich nicht zu beschreiben weiß und aufs herrlichst eingerichtet dann betrat die Frau jenen Saal wo ich gefesselt mit dem Verschnittenen war und ich sagte zu mir selbst ganz sicher werden sie mich in diesem Haus bestrafen bis ich sterbe ohne daß sich jemand um meinen Tod Sorgen macht hierauf brachten sie mich in ein elegantes Bad inmitten des Saales und während ich im Bad war traten da drei Dienerinnen ein und setzten sich um mich herum und sagten zu mir zieh deine Lumpen aus da zog ich alle Fetzen aus die ich an mir hatte und eine von ihnen begann meine Beine abzuschaben und eine von ihnen meinen Kopf zu waschen und eine von ihnen mich zu massieren als sie damit fertig waren legte man mir ein Kleiderbündel hin und sagte zieh das an da sagte ich bei Gott ich weiß nicht wie ich mich anziehen soll da kamen sie zu mir und zogen mich unter Spott und Gelächter an dann brachten sie Fläschchen voll mit Rosenwasser und besprengten mich damit und ich ging mit ihnen in einen anderen Saal von einer Schönheit daß ich bei Gott nicht weiß wie ich ihn beschreiben soll wegen der Fülle der Bilder und des Hausrates die darin war und als ich nun eintrat fand ich eine die auf einem Sofa von Spanischem Rohr saß und Schahrazâd erreichte den Morgen und schwieg von ihren darstellenden Worten {und als nun die vierundachtzigste Nacht nach der zweihundertsten war} sagte sie es ist mir zu Gehör gekommen o glücklicher König daß der Mann sagte als ich eintrat in jenen Saal fand ich eine die auf einem Sofa von Spanischem Rohr mit Beinen aus Elfenbein saß während vor ihr eine Anzahl Dienerinnen war als sie mich erblickte kam sie mir entgegen und rief mich da kam ich zu ihr da forderte sie mich auf mich niederzusetzen da setzte ich mich neben sie und sie befahl den Dienerinnen das Essen aufzutragen da trugen sie mir luxuriöses Essen aller Arten auf deren Namen und Geschmack ich in meinem Leben nicht kennengelernt habe da aß ich davon bis ich genug hatte und als die Schüsselchen weggetragen worden waren und ich mir die Hände gewaschen hatte befahl sie Früchte zu bringen da wurden sie im Nu vor sie gebracht da befahl sie mir zu essen da aß ich und als wir das Essen beendet hatten befahl sie einigen Dienerinnen Trinkgefäße zu bringen da brachten sie allerhand verschiedene Arten dann setzten sie Räuchergefäße mit allen Wohlgerüchen in Brand und eine Dienerin schön wie der Mond begann uns mit Saitenspiel zu ergötzen da betrank ich mich ich und jene sitzende Frau all das ereignete sich während ich mir dachte es sei ein Traum im Schlafen hierauf winkte sie einigen Dienerinnen für uns an einer Stelle aufzubetten da betteten sie auf an der Stelle die sie bezeichnet hatte dann erhob sie sich und führte mich an der Hand an jene Stelle an der aufgebettet war und legte sich nieder und ich schlief mit ihr bis zum Morgen und ich konnte jedesmal wenn ich sie an meine Brust drückte den Duft von Moschus spüren kurz und gut ich glaubte nichts anderes als im Paradies zu sein oder im Schlafen zu träumen und als es dann Morgen wurde fragte sie mich nach meiner Wohnung da sagte ich an dem und dem Ort da ließ sie mich hinausführen und gab mir ein mit Gold und Silber beticktes Tüchlein in das etwas eingewickelt war und sie sagte zu mir geh damit ins Bad da freute ich mich und sagte zu mir selbst wenn das was darin ist fünf Groschen sind dann ist das mein Essen für diesen Tag dann ging ich hinaus aus ihrem Haus als ob ich aus dem Paradies hinausginge und ich ging in das Kellerloch in dem ich wohne da öffnete ich das Tüchlein da fand ich darin fünfzig mithqâl Gold da grub ich es ein und setzte mich an die Tür nachdem ich um zwei Groschen Brot und Zukost gekauft und zu Mittag gegessen hatte dann begann ich nachzudenken über meine Geschichte und als ich so bis zur Zeit des Nachmittaggebetes blieb war gerade ein Mädchen gekommen und sie sagte zu mir meine Herrin wünscht dich da ging ich hinaus mit ihr zum Tor des Hauses da bat ich um Einlaß für mich da trat ich ein und küßte den Boden vor ihr da befahl sie mir zu sitzen und befahl das Essen zu bringen und die Getränke wie gewöhnlich dann schlief ich mit ihr im gewohnten Verlauf den die erste Nacht geboten hatte und als es Morgen wurde übergab sie mir ein zweites Tüchlein mit fünfzig mithqâl Gold darin da nahm ich es und ging hinaus und kam zum Kellerloch und vergrub es und ich blieb auf diese Weise acht Tage lang indem ich jeden Nachmittag bei ihr eintrat und zu Tagesbeginn sie wieder verließ und als ich nun in der Nacht des achten Tages mit ihr schlief kam ein Mädchen hereingelaufen und sagte zu mir auf komm in diese Etage herauf da stieg ich in jene Etage hinauf und fand daß sie an der Straßenseite lag und als ich da saß war auf einmal lautes Geschrei und Pferdegetrappel auf der Gasse und in der Etage war ein Fenster das auf das Tor hinausging da blickte ich hinaus und sah einen berittenen Jüngling wie der in der Nacht seiner Vollendung aufgehende Vollmond und vor ihm waren Mamlûken und Soldaten die in seinem Dienst standen nun näherte er sich dem Tor und stieg ab und trat in den Saal ein da sah er sie wie sie auf dem Bett saß und er küßte den Boden vor ihr dann trat er heran und küßte ihre Hände sie aber redete nicht mit ihm da hörte er nicht auf sich vor ihr zu demütigen bis er sie versöhnt hatte und er schlief jene Nacht mit ihr und Schahrazâd erreichte den Morgen und schwieg von ihren darstellenden Worten {und als nun die fünfundachtzigste Nacht nach der zweihundertsten war} sagte sie es ist mir zu Gehör gekommen o glücklicher König daß das Mädchen nachdem ihr Gemahl sie versöhnt hatte schlief er jene Nacht mit ihr und als es Morgen wurde kamen die Soldaten zu ihm und er stieg auf und ritt zum Tor hinaus und sie kam zu mir herauf und sagte zu mir hast du das gesehen ich sagte zu ihr ja sie sagte er ist mein Gemahl und ich erzähle dir was mir mit ihm geschehen ist glaube mir daß ich und er eines Tages im Garten drinnen im Haus saßen und da stand er auf von meiner Seite und blieb mir eine lange Weile fern und ließ mich lange warten da sagte ich zu mir selbst vielleicht ist er auf dem Abort und ich stürzte zum Abort aber ich fand ihn nicht nun ging ich in die Küche da sah ich ein Mädchen und ich fragte sie nach ihm da zeigte sie ihn mir wie er gerade mit einem der Küchenmächen schlief darob schwor ich einen heiligen Eid daß ich ganz bestimmt Ehebruch begehen werde mit dem dreckigsten und stinkendsten Menschen und an dem Tag als der Verschnittene dich ergriff hatte ich schon vier Tage damit verbracht in der Stadt herumzusuchen nach einem mit dieser Eigenschaft und habe keinen gefunden der schmutziger und stinkender war als du da ließ ich dich bringen und es ist geschehen was nach Gottes Ratschluß über uns geschehen ist und nun habe ich den Eid erfüllt den ich geschworen hatte dann sagte sie und wenn mein Gemahl sich noch einmal auf das Mädchen wirft und mit ihr schläft hole ich dich zurück zu dem was du mit mir gehabt hast und als ich diese Worte von ihr hörte schwoll mein Herz unter ihren glutvollen koketten Blicken die Tränen liefen bis die Augenhöhlen wund waren und ich zitierte das Dichterwort

Laß mich deine Linke zehnmal küssen * und ihren Vorzug vor der Rechten sollst du wissen ¶
Eine kurze Weile ja nur trennt sie * vom Arschabwaschen nachdem du geschissen ¶
*)

dann aber befahl sie mir hinauszugehen aus ihrem Haus wobei ich von ihr vierhundert mithqâl Gold bekam da verließ ich sie und kam hierher um Gott den Erhabenen er sei gepriesen anzuflehen daß ihr Gemahl zu dem Mädchen noch einmal zurückkehre damit ich zurückkehren könnte zu dem was ich gehabt habe und als der Pilgerfürst die Geschichte jenes Mannes gehört hatte gab er ihn frei und sagte zu den Anwesenden bei Gott ihr sollt ihn segnen denn er ist gerechtfertigt



*) makkinînî min bûsi yusrâki ‘asharan * wa-‘rafî fa∂lahâ ‘alâ yumnâki
   ’inna yusrâki la-hiya ’aqrabu ‘ahadan * waqta ghasli l-kharâ bi-mustanjâki
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