Das österreichische Radonprojekt (ÖNRAP)


TheAustrian Radon Project (ARP - in English)
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Informationen über Radonkönnen Sie einem multimedialen Informationsprogramm entnehmen, das als CD veröffentlicht wird. Sie können den Inhalt dieser CD (komprimiert,ca. 35 MB) von dieser Seite herunterladen.  Sollten Sie Anregungen zum Programm oder Fehler entdeckt haben, wären wir dankbar, wenn Sie uns davon informieren würden.



1. Einleitung

Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas, das vor allem in Gebäuden zu einer erheblichen Strahlenbelastung der Bevölkerung führen kann. Man schätzt, daß etwa die Hälfte der natürlichen Strahlenbelastung auf Radon und seine Folgeprodukte zurückzuführen ist. Das durch radioaktiven Zerfall über mehrere Zwischenprodukteaus Uran entstehende Radon wird aufgrund der Urankonzentration in allen Böden und Gesteinen kontinuierlich gebildet und emaniert in die Atmosphäre. Als Quellen von Radon in Häusern kommen daher in Betracht (die Reihenfolge entspricht der Wichtigkeit des Einzelbeitrages): Boden (üblicherweise die weitaus überwiegend Quelle), Baumaterialien, Entemanierung aus dem Trink- und Brauchwasser (siehe Radon im Wasser) und Erdgas. Aus der signifikant erhöhten Lungenkrebshäufigkeit von Arbeitern in hohen Radonkonzentrationen (Uranbergarbeiter) wurde eine Erkrankungshäufigkeit für normale Wohnverhältnisse extrapoliert. Nach dem derzeitigen Wissensstand kann man annnehmen, daß etwa 5 bis 15% aller Lungenkrebstodesfälle auf Radon und dessen Folgeprodukte zurückzuführen sind.

Unter Beachtung ausländischer Erfahrung hat die ÖsterreichischeStrahlenschutzkommision Richtwerte für die Radonkonzentration in Wohnräumen erstellt. So sollen 400 Bq/m3 in bestehenden Gebäuden und 200 Bq/m3 in Neubauten im Jahresdurchschnitt nicht überschritten werden.

Ursprünglich hat das Bundesministerium für Gesundheit, Sportund Konsumentenschutz das ehemalige Institut für Radiumforschungund Kernphysik, nun Universität Wien, Fakultät für Physik, Kernphysik (Koordinator Mag. Dr. Harry Friedmann) beauftragt, gemeinsam mit dem Atominstitut der Österreichischen Universitäten, der Agentur für Gesundheit undErnährungssicherheit (AGES), dem ARC Seibersdorf research (Seibersdorf, Bereich Gesundheit), dem Institut für Materialphysik der Technischen Universität Graz, Arbeitsgruppe Strahlenphysik, dem Materialforschung und Physik der Universität Salzburg, sowieden Ämtern der Landesregierungen der einzelnen Bundesländern, eine österreichweite Untersuchung der Radonkonzentrationen in Wohnungenvorzunehmen, um vorerst einen Überblick über die Radonbelastungen der Bevölkerung zu erhalten. Zuletzt wurde das Projekt vom Bundesministeriumfür Gesundheit und Frauen sowie vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft finanziert.

Im Jahre 1991 wurde eine Konzeption zur Durchführung dieses Projektesausgearbeitet sowie bestehende Informationen radonrelevanter Daten gesichtet. 1992/93 ist im Zuge eines Pilotprojektes eine erste systematische und flächendeckende Untersuchung im Mühlviertel sowie in Linz durchgeführt worden. 1993/94 wurde dieses Pilotprojekt auf ganz Oberösterreich erweitert. Bis Ende 2001 sind alle Bundesländer untersucht worden und somit ist das Projekt im Sinne der ursprünglichen Konzeption abgeschlossen. Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß auch mit nahezu 40 000 Messungen keinesfalls eine "vollständige" Information über das Radonrisiko in Österreich besteht und weitere Untersuchungen stets eine Verbesserung dieses Wissens bringen werden. 


2. Durchführung

Es wurden sowohl länger integrierende Messungen (3 Monate) mit Kernspurdetektoren (System Karlsruhe) und Elektretdetektoren (E-Perm) durchgeführt, als auch kurzzeitiger integrierende Messungen mit Aktivkohleadsorber mit Flüssigszintillatorauswertung (System Picorad) durchgeführt. Die Untersuchungsdichte beträgt etwa eine Untersuchung auf 200 Haushalte bzw. pro 700 Einwohner in ländlichenGebieten. Die Auswahl der untersuchten Wohnungen erfolgte rein statistisch hinsichtlich der Wohnbevölkerung. Das bedeutet, daß in dichterbewohnten Gebieten auch die Untersuchungsdichte, bezogen auf die Fläche, höher ist als in dünner besiedelten Gebieten. Diese Vorgangsweise wurde gewählt, um in dichter besiedelten Gebieten (mit mehr betroffenen Personen) eine höhere Genauigkeit der Radonbelastung zu erhalten. Für Städte würde dies jedoch eine zu hohe und daher nicht sinnvolle Untersuchungsdichte ergeben, so daß, abhängig von der Einwohnerzahl, die Untersuchungsdichte in Städten reduziert wurde.

Die Messungen sind in den untersuchten Haushalten in den bevorzugt benützten zwei Räumen (zumeist Wohn- und Schlafzimmer) durchgeführt worden. (Genauere Informationen sind den einschlägigen Veröffentlichungen zu entnehmen.)

Die Durchführung der Messungen erfolgte nach folgendem Zeitplan:

1992/94: Oberösterreich

1994/95: Niederösterreich

1996: Steiermark

1997: Salzburg und Kärnten

1998: Tirol und Vorarlberg

1999: Wien und Burgenland

2000 bis 2002: Nachmessungen in allen Bundesländern

Um bei unterschiedlichen Meßsituationen auf eine vergleichbare Größe der Radonkonzentration zu gelangen, wurde ein Radonpotential eingeführt. Auf diese fiktive Größe werden alle Meßwerte umgerechnet. Das Radonpotential wurde im wesentlichen definiert als die im Jahresmittel zu erwartende Radonkonzentration in einem nicht unterkellerten Haus in einem bevorzugt benützten Raum im Erdgeschoß.


3. Ergebnisse

ALLE ERGEBNISSE REPRÄSENTIEREN NUR EINEN MITTELWERT FÜR EIN GEBIET UND SIND NICHT GEEIGNET, EINE VORAUSSAGE DER RADONKONZENTRATION FÜR EIN EINZELNES HAUS ZU MACHEN, da individuelle Bauweise und Lebensstil die Radonkonzentration sehr stark beeinflussen. (Genauere Informationen sind den einschlägigen Veröffentlichungen sowie dem Radoninformationsprogramm zu entnehmen.)
 
 
  Jahresmittelin Österreich:
Bezirksmittel          Gemeindemittel

Radoninformationsprogramm (komprimiert, ca.35 MB). 
Sollten Sie Anregungen zum Programm oder Fehler entdeckt haben, wärenwir dankbar, wenn Sie uns davon informieren würden.


 

Verteilung der Radonkonzentrationen den Bundesländern:


Burgenland

Kärnten

Niederösterreich

Oberösterreich

Salzburg

Steiermark

Tirol

Vorarlberg

Wien
 


4. Radon im Wasser

Schon seit dem Anfang des 20.Jahrhunderts wurden die Radonkonzentrationenin Quell- und Grundwässern untersucht. Dabei ist zumeist die Suche nach "Radonheilquellen" die Motivation für Radonmessungen gewesen. Später sind systematische Quellmessungen in verschiedenen Gebieten vorgenommen, aber erst vor wenigen Jahren im Zuge von systematischen Untersuchungenvon Quell- und Grundwässern österreichweit Radonmessungen durchgeführt worden.

Im allgemeinen geht von dem im Wasser gelösten Radon keine hohe Strahlengefährdung aus, da bei der Wasseraufbereitung in den Wasserwerken zumeist ein Großteil des Radons entfernt wird bzw. aufgrund der kurzen Halbwertszeit von Radon (3,8 Tage) nur mehr ein Teil des beim Quellaustritt vorhandenen Radons beim Konsumenten ankommt. Außerdem entweicht beim Kochen das Radon aus dem Wasser, und beim Trinken atmet man das Radon zum größten Teil wieder aus. Nichtsdestoweniger können in manchen Fällen hohe Dosisbelastungen auftreten, die sich über die Atemluft ergeben. So weiß man, daß einerseits in Gebäuden mit hohem Wasserumsatz (z. B. in Wasserwerken), auch schon bei kleinen Radonkonzentrationen im Wasser, hohe Radonkonzentrationen in der Atemluft auftreten können. Andererseits kann dies auch bei Wasserversorgungen durch Hausbrunnen und sogar beim Zerstäuben von größeren Wassermengen mit höheren Radonkonzentrationen, etwa beim Duschen, vorkommen.

Aufgrund dieser möglichen Gefahren wurde versucht, die Wahrscheinlichkeitfür das Auftreten hoher Radonkonzentrationen in Quell- und Grundwässerenabzuschätzen. Als Grundlage dienten die vorhandenen Meßergebnisse,wobei diese jedoch nicht ausreichten, eine Abschätzung für dasgesamte Bundesgebiet zu erstellen. Es sind daher geologische Informationenherangezogen worden, um die Wahrscheinlichkeiten auch in Gebiete ohne Meßwertezu extrapolieren.

Es ist dabei eine Einteilung in 3 Klassen vorgenommen worden (Kartendarstellung):

ES IST AUCH HIER DARAUF HINZUWEISEN, DASS DIES NUR WAHRSCHEINLICHKEITSAUSSAGEN SIND UND KEINE PROGNOSE FÜR EINE INDIVIDUELLE WASSERQUELLE DARSTELLEN!


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Literatur:

Strahlenschutzkommission beim Bundesministerium für Gesundheit, Sportund Konsumentenschutz in Radon in Österreich 1993: Empfehlungender Strahlenschutzkommission betreffend "Richtwerte für die Radonkonzentrationin Innenräumen". Beiträge - Forschungsberichte des Bundesministeriumsfür Gesundheit, Sport und Konsumentenschutz, Sektion III, Bd. 3/94,Wien 1994.

Friedmann, H. et al. in Radon in Österreich: Bestandsaufnahmebisheriger Untersuchungen und Konzepte für ein weiteres Vorgehen hinsichtlicheines nationalen Radonprogrammes. Beiträge - Forschungsberichte desBundesministeriums für Gesundheit, Sport und Konsumentenschutz, SektionIII, Bd. 4/92, Wien 1992.

Friedmann, H. et al. in Radon in Österreich 1993: Ermittlungder Strahlenbelastung der österreichischen Bevölkerung durchRadonexposition und Abschätzung des damit verbundenen Lungenkrebsrisikos- Pilotprojekt. Beiträge - Forschungsberichte des Bundesministeriumsfür Gesundheit, Sport und Konsumentenschutz, Sektion III, Bd. 3/94,Wien 1994.

Friedmann H. et al.: Das österreichische Radon Projekt. Mitteilungend. Österr. Geolog. Gesellschaft. Bd. 88, 15-23, ISSN 0251-7493, Wien1995.

Schönhofer F., K. Pock, H. Friedmann: Radon Surveys with Charcoaland Liquid Scintillation Counting. Field Experience and Comparison to otherTechniques. Journal of Radioanalytical and Nuclear Chemistry, Vol. 193,No. 2, pp. 337 -346, 1995.

Friedmann, H. et al.: The Austrian Radon Project (ARP). Sixth Intern.Symposium on the Natural Radiation Environment, Montreal, June 5-9, 1995;Environment International, Vol. 22, Suppl. 1, pp.S677-S686, 1996.

Friedmann, H.: Radon – the Fleeting Daughter of Radium. Nuclear PhysicsNews, Vol. 7, No. 4, 14-20, 1997.

Friedmann, H.: Das österreichische nationale Radonprojekt (ÖNRAP).Mitteilungen der Sanitätsverwaltung. 100. Jahrgang, Heft 3, p.3-8,Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, 10.März1999.

M. Ditto, W. Fimml, V. Karg, M. Korner, J. Weisz: Radon-222 im Grundwasser.Ein österreichweiter Überblick. Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchungund –forschung Wien, Jänner 1999.

H. Friedmann: Das österreichische nationale Radonprogramm (ÖNRAP).Atemwegs- und Lungenkrankheiten, Jahrgang 26, Nr. 12/2000, p.625-630, Dustri-VerlagDr. Karl Feistle, München-Deisenhofen 2000.

H. Friedmann: Radon in Österreich. Vortragsmanuskripte zum 13.Statusgespräches:Forschung zum Problemkreis "Radon". Berlin 24.-25.10.2000. Bundesministeriumfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Bonn, Dez. 2000.

H. Friedmann: Risiko durch Radon. Mitteilungen des ÖsterreichischenVerbandes für Strahlenschutz 4/2000, p.19-23, Wien 2000.

H. Friedmann, C. Atzmüller, L. Breitenhuber, P. Brunner, K. Fink,K. Fritsche, W. Hofmann, H. Kaineder, P. Karacson, V. Karg, P. Kindl, C.Kralik, J. Krischan, H. Lettner, F.J. Maringer, E. Nadschläger, W.Ringer, F. Schönhofer, P. Schönleitner, S. Sperker, H. Stadtmann,F. Steger, F. Steinhäusler, R. Winkler: The Austrian radon project.(Abstract) The Science of the Total Environment 272, p. 211-212, 2001.

H. Friedmann: Das österreichische Radonprojekt. In „Strahlenschutzfür Mensch und Gesellschaft im Europa von Morgen“. Tagungsband dergemeinsamen Tagung des ÖVS und FS e.V., Gmunden 17.-21.Sept. 2001,p.101. (Herausg.: K Mück, A. Hefner, N. Vana) TÜV-Verlag, Köln,2001. ISSN 1013-4506, ISBN 3-8249-0661-9.

F.-J. Maringer, G. Heiss, M. Jung, A. Futschik, H. Friedmann, P. Bossew:Radon und Geologie: Möglichkeiten, aktuelle Beispiele und Grenzen.In „Strahlenschutz für Mensch und Ge-sellschaft im Europa von Morgen“.Tagungsband der gemeinsamen Tagung des ÖVS und FS e.V., Gmunden 17.-21.Sept.2001, p.111 (Herausg.: K Mück, A. Hefner, N. Vana) TÜV-Verlag,Köln, 2001. ISSN 1013-4506, ISBN 3-8249-0661-9.

F.J. Maringer, G. Heiss, M. Jung, A. Futschik, H. Friedmann, P. Bossew:A new combined geo-statistical and empirical method for assessing the valueand the geographical distribution of the radon availability in soil. Proceedingsof the “Third Eurosymposium on protection against radon”, Liège,10 and 11 May 2001. AIM, University of Liège, Belgium. pp. 143-148,2001.

H. Friedmann: Final Results of the Austrian Radon Project. Health Physics, vol. 89(4), pp. 339-348, 2005.

H. Friedmann: Radonbelastung in Österreich. Broschüre herausgegeben vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem BM Für Gesundheit und Frauen. Wien 2006.

H. Friedmann, M Kafesie: Eine CD zur Information über Radon. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem BM für Gesundheit und Frauen. Wien 2006.

H. Friedmann: Radon Surveys and Uncertainties. Proceedings of the Second European IRPA Congress on Radiation Protection, Paris, 15-19 May 2006.

H. Friedmann: Radon und Gesundheit. Mitteilungen der Sanitätsverwaltung. 107. Jahrgang, Heft 10, p.25-29, BM für Gesundheit und Frauen, Wien, Oktober 2006.

H. Friedmann et al.: Das österreichische nationale Radonprojekt – ÖNRAP. Projekt Endbericht. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend, Wien, März 2007.

G. Dubois, P. Bossew, H. Friedmann: A geostatistical autopsy of the Austrian indoor radon survey (1992–2002). Science of the Total Environment. 377, p. 368-395, 2007.

H. Friedmann: Radon in Österreich. In: Geo-Atlas Österreich (Hrsg.: T. Hofmann, H. P. Schönlaub), pp. 100-101, Böhlau Verlag. ISBN 978-3-205-77726-7, Wien 2007.

H. Friedmann: Radon in Austria – An overview on Activities Concerning Radon in Dwellings and Workplaces. V. Magyar Radon Forum, Veszprém 2009, p. 137-144, Pannon Egyetemi Kiadó 2009 (ISBN 978 963 9696 78 5).

H. Friedmann, J. Gröller: An approach to improve the Austrian Radon Potential Map by Bayesian statistics. Journal of Environmental Radioactivity 101, 804–808, 2010.



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