Thema 1: Einleitung
Thema 2a: Griech. Antike
Thema 2b: China
Thema 2c: Frühe Neuzeit
Thema 3a: Aufklärung

Thema 3b: Kantzeit
Thema 3c: Hegel und Marx

Thema 4: entfällt in diesem Semester
Thema 5: Postkoloniale, feministische und interkulturelle Perspektiven
Thema 6: Globale Philosophiegeschichte

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Geschichte der Philosophiehistorie

(Vorlesungen von Franz M. Wimmer, Wien, Version 2014)

Griechische Antike

Bilder aus Kulturgeschichte: Barthélemy 18.Jh. | Baldwin 16.Jh.
Autoren: Hippias v. Elis | Plato | Aristoteles | Diogenes Laertius
Gattungen: Doxographie | Biographie | Diadochographie und Häresographie

Literaturhinweise

Aus der griechischen Antike1 stammen die ersten Ansätze innerhalb unserer Kultur, sich mit dem Denken der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wir werden uns hier nicht im allgemeinen damit befassen,2 sondern uns einer Fragestellung besonders zuwenden: der Frage, wie das „andere“, das „fremde“ Denken mit dem vertrauten Eigenen in Beziehung gesetzt wird. Dieselbe Frage können wir an Beispielen aus der chinesischen Antike behandeln.3 In beiden Fällen haben wir es mit dem Bemühen zu tun, eine Orientierung des Denkens zu finden, die sich nicht mehr auf Mythen stützen will, sondern auf argumentierbare Einsichten. Die Welt– und Menschenbilder, die dabei entworfen werden, unterscheiden sich in mancher Hinsicht, doch sind grundlegende Verfahren des Definierens und Argumentierens durchaus ähnlich. Auch hinsichtlich der Selbsteinordnung in der Zeit, also des Verständnisses von Geschichte, von der Verbindlichkeit der Traditionen stoßen wir auf Ähnlichkeiten und ebenso im Verhältnis zum „Fremden“, dem gegenüber man sich selbst zu bestimmen sucht.


Die Beschäftigung mit dem Altertum hat selbst eine lange Geschichte. Auch darin wechseln die Wertungen und Grenzziehungen für dasjenige, was jeweils als wertvoll oder als überholt angesehen wird. Es sind vor allem zwei Epochen aus der europäischen Geistesgeschichte, in denen sich das Bild von der griechischen und der chinesischen Antike im wesentlichen geformt hat: die Zeit des Humanismus und die Aufklärung. Wir werden uns daher mit Konzepten aus diesen beiden Epochen zunächst beschäftigen. Dabei scheint es sinnvoll, in der Zeit sozusagen rückwärts zu gehen, denn das Näherliegende ist in den meisten Fällen das eher Vertraute. Auf die aufklärerische Literatur über griechische Philosophie haben wir in späterem Zusammenhang ausführlich einzugehen, weshalb hier das Beispiel einer Kulturgeschichte aus dem späten 18. Jahrhundert als Einstieg gewählt wird. Für den Beginn der Neuzeit kann die Sentenzensammlung eines englischen Reformierten aus dem 16. Jahrhundert stehen. Suchen wir nach vergleichbaren Texten über die chinesische Antike, so liegt es nahe, den „Weltbürger“ zu lesen, unter dessen Namen im 18. Jahrhundert die Fiktion einer europäischen Kulturkritik aus der Sicht eines chinesischen Gelehrten geschrieben wurde, sowie die Mitteilungen jesuitischer Missionare über die Philosophie in China durchzusehen.
Bilder von antiker Philosophie

Es ist zu widerraten, nur eine einzige Übersetzung zu lesen. (Jaspers über das Tao Te King4)

Die Geschichte des griechischen Altertums ist, wie Braun zu Recht betont, eine Geschichte von Interferenzen.5 Immer wieder wird sie neu geschrieben, immer wieder werden andere Aspekte daran wichtig, bedeutsam, oder überhaupt erst bekannt. In der Philosophiehistorie sind es vor allem die Renaissance und das 18. Jahrhundert, die noch unser heutiges Bild davon bestimmen. Machen wir uns klar, in welcher Weise die Philosophiehistorie der Griechen aus diesen Epochen auf uns gekommen ist, bevor wir versuchen, Zeugnisse aus der Antike selbst zu beschreiben. Die Zeit der Aufklärung steht uns dabei näher als die Renaissance, darum sei zuerst die Figur eines „Barbaren“6 vorgestellt, der nach alten Überlieferungen in das Zentrum der griechischen Kultur eingedrungen ist und der in der späten Aufklärung eine kulturhistorisch–literarische Auferstehung erlebt hat.

1802 erschien in Wien die deutsche Übersetzung einer Kulturgeschichte Griechenlands in sieben Bänden, die der Abbé de Barthélemy als fiktive „Reise des jungen Anacharsis durch Griechenland vierhundert Jahre vor der gewöhnlichen Zeitrechnung“ verfasst hatte.7 Der dritte Band enthält die Schilderung der „Bibliothek eines Atheners“ zur Philosophie. Der wißbegierige Skythe Anacharsis wird dort zitiert:

Ich will mit dem philosophischen Fache anfangen. Dieß steigt nicht über Solons Jahrhundert hinauf, welcher vor ungefähr 250 Jahren blühte. Vorher hatten die Griechen Theologen, aber keine Philosophen. Die Dichter achteten wenig darauf, die Natur zu erforschen...8

Als ersten Philosophen schildert Barthélemy den Naturphilosophen Thales von Milet – ganz in der Manier des Diogenes Laertius, der uns noch begegnen wird: doxographisch, biographisch, kanonisch. Lebendig wird die Schilderung dann bei Pythagoras:

Aeußerst berühmt ist Pythagoras' Nahmen; aber äußerst unbekannt sind die genauern Umstände seines Lebens. ... Seine feurige Einbildungskraft fand an dem Tiefsinn der Aegyptischen Mysterien und den lang anhaltenden Meditazionen der Morgenländischen Weisen eben so viel Reiz, als sein fester Charakter an der strengen Lebensart, welche die meisten dieser Weisen befolgten.9

Spricht hieraus die Ägyptenschwärmerei des 18. Jahrhunderts oder ist das ein historisch getreues Bild des Pythagoras von Samos, der im sechsten vorchristlichen Jahrhundert lebte und eine philosophisch–wissenschaftliche Schule, eine politische Gemeinschaft, ebenso wie eine Art von Religion begründete? Jedes Schulkind kennt ihn heute wegen des nach ihm benannten Satzes in der Geometrie. Was aber hat der griechenlandreisende „Barbar“ Anacharsis nach der Vorstellung des europäischen Aufklärers bei den Pythagoreern gefunden?

Den Unterschied zwischen der „italischen“ und der „jonischen“ Schule erklärt ihm Euklid:

die italische Schule habe in der Welt mehr Licht verbreitet, als die Jonische; aber sie sey auch in Irrthümer verfallen, vor welchen sich ihre Nebenbuhlerinn natürlicherweise hüten müsse. … Thales, der tiefe Forscher, zählte unter seinen nachfolgern Weise, die auf simplen Wegen die Natur studirten. Zuletzt brachte seine Schule einen Anaxagoras, und die vernünftigste Theologie; einen Sokrates, und die reinste Moral, hervor. Pythagoras, voll starker Einbildungskraft, stiftete eine Secte frommer Schwärmer, welche Anfangs in der Natur nichts als Verhältnisse und Harmonieen sahen, welche nachher von Einer Art der Erdichtung zu einer andern übergingen, und der eleischen Schule und der abstraktesten Metaphysik ihr Daseyn gaben.10

Ein weiterer Fund des Anacharsis überrascht uns vielleicht mehr: die Bücher der Philosophinnen, aus denen unter anderem Aristoteles Anregungen genommen habe:

Ein Schrank zog meine Aufmerksamkeit an sich. Er enthielt eine Reihe philosophischer Bücher, die sämmtlich von Frauenzimmern verfaßt waren, unter welchen die meisten Pythagoras' Lehren anhingen. Hier fand ich Periktionens Schrift über die Weisheit, ein Werk voll heller Metaphysik. Euklides sagte mir, daß Aristoteles es sehr schätze, und einige Ideen über die Beschaffenheit des Wesens und seiner zufälligen Eigenschaften daraus borgen wolle.11

Diese „Philosophinnen“ oder Wissenschaftlerinnen, die Anacharsis hier angeblich in der Bibliothek Euklids findet, wurden in der europäischen Neuzeit zusehends vergessen. Noch war dem gelehrten Abbé das Werk seines Landsmanns Menagius bekannt, in dem dieser mehr als 100 gelehrte Frauen des griechischen Altertums, „Philosophinnen“, dargestellt hatte.12 Für das anbrechende 19. Jahrhundert ist dies ein Ammenmärchen, Zeichen dafür, daß ein unkritischer Begriff von Philosophie verwendet wurde. Barthélemy ist kein Philosoph etwa im Sinne seines Zeitgenossen Kant, er ist ein Kulturhistoriker und zudem ein gläubiger Christ. Noch während sein Held Anacharsis voller Begeisterung in den Schriften der Philosophen und Philosophinnen liest, tritt ein Mann ein,

welchem seine Gestalt, sein Alter und sein Gang Ehrfurcht erwarben. Sein Haar fiel auf seine Schultern herab; seine Stirn war mit einem Diadem und einem Myrtenkranze umwunden. Dieser Mann war Kallias, der Hierophant, oder der Oberpriester, der Göttinn Ceres, ein vertrauter Freund Euklids …13

Dieser „vertraute Freund Euklids“ ist ein religiöser Skeptiker. Er erzählt dem Leser der Philosophen einen Traum, in dem alle Elemente des Traditionszweifels und der Wissenschaftsskepsis vorkommen, die dem aufklärerischen Christen Barthélemy vertraut sind. Es ist eine lange Traumgeschichte, die man aufmerksam lesen sollte, denn sie enthält vieles, was heute so aktuell ist wie vor zweihundert Jahren, als es geschrieben wurde.

Mir träumte einst, sagte Kallias zu mir, daß ich mich mit einemmahl auf einer Landstraße befände, mitten unter einer unermeßlichen Anzahl Menschen von allerley Alter, Geschlecht, und Stande. Wir gingen mit eilfertigen Schritten, und mit Binden vor den Augen; Einige stießen ein Freudengeschrey aus, die Mehresten waren voll Kummer und Verdruß. Ich wußte nicht, von wannen ich kam, und wohin ich ging. Ich befragte diejenigen hierüber, welche ich um mich sah. Ein Theil sagte: "Wir wissen es eben so wenig, wie du; aber wir folgen unseren Vordermännern und gehen vor unseren Hintermännern her." Andere antworteten: "Was kümmern uns deine Fragen! Siehst du, da sind Leute, die uns drängen; wir müssen sie also wohl wieder drängen." Andere, Aufgekläretere, endlich sagen zu mir: "Die Götter haben uns verurtheils, diese Bahn zu laufen; wir vollführen ihren Befehl, ohne an der eitlen Freude, noch an dem eitlen Kummer dieser Menge vielen Antheil zu nehmen." Ich ließ mich durch den Strom mit fortreissen, als ich eine Stimme hörte, welche rief: "Hier ist der Weg des Lichtes und der Wahrheit!" Ich folgte ihr, mit innerer Bewegung. Ein Mann ergriff mich bey der Hand, nahm mir die Binde ab, und brachte mich in einen Wald, dessen Finsterniß eben so groß, wie die vorige, war. Bald verloren wir die Spur des bis jetzt von uns betretenen Pfades, und begegneten einer Menge Leute, die sich gleich uns verirrt hatten. Ihre Führer wurden jedesmahl, wenn sie auf einander stießen, handgemein; denn es lag ihrem Eigennutze daran, sich einander diejenigen, welche ihnen folgten, abspänstig zu machen. Sie hatten Fackeln in den Händen, und ließen diese Funken sprühen, welche uns blendeten. Ich bekam oft einen andern Wegweiser; oft fiel ich in Abgründe; oft fand ich mich von einer undurchdringlichen Mauer aufgehalten: dann verschwanden meine Wegweiser, und ließen mich in den Schrecken der Verzweiflung. Ganz ermattet, bedauerte ich es, den Weg, worauf sich die große Menge befand, verlassen zu haben; und mitten in diesem Bedauern erwachte ich."

"O, mein Sohn! mehrere Jahrhunderte durchlebten die Menschen in einer Unwissenheit, welche ihrer Vernunft keine Quaal anthat. Sie begnügten sich mit den ihnen überlieferten verwirrten Sagen von dem Ursprung der Dinge; sie suchten nicht nach Kenntnissen, aber sie hatten Genuß. Allein seit ungefähr zweyhundert Jahren treibt eine innere Unruhe sie an, die Geheimnisse der Natur, von welchen sie vorher keine Ahndung hatten, zu ergründen; und diese neue Krankheit des menschlichen Geistes hat an die Stelle großer Vorurtheile große Irrthümer gesetzt.14

Der Priester erklärt nun dem Barbaren die verschiedenen Weltsysteme, wie sie von den Philosophen und Philosophinnen entworfen worden sind: Parmenides, Demokrit, Platon usw. Das Ergebnis ist ernüchternd:

Dieser Uiberfluß der Vorstellungen ist im Grunde nur ein wahrer Mangel; dieser Haufen Schriften, welche du da vor dir siehst, dieser angebliche Schatz erhabner Kenntnisse, ist in der That nur eine demüthigende Sammlung von Widersprüchen und Irrthümern.15

Kallias zieht also den Schluss aus der Vielheit der Auffassungen, dass in all den Schriften der Philosophen nichts von Wert sei. Der „Barbar“ wird nachdenklich und befasst sich nun doch lieber mit der Geometrie und den empirischen Wissenschaften.

Dass aus der Geschichte des philosophischen Denkens nicht eigentlich etwas Wertvolles zu lernen sei, bedeutet allerdings auch im 18. Jahrhundert nicht, dass es überflüssig wäre, sich damit zu befassen. Die Skepsis, die sich angesichts der gegensätzlichen Meinungen der Philosophen einstellt, findet ihre Heilung, sofern sie sich nicht an eine Offenbarung halten will, auf zwei Wegen: auf den Wegen der „großen Menge“, von der der Priester Kallias träumt, also auf dem Weg des common sense, und auf dem Weg der wissenschaftlichen Methode. Wir werden in späterem Zusammenhang auf die Konzepte stoßen, die aus diesem Dilemma heraus für das Verständnis der Denkgeschichte entwickelt worden sind. An dieser Stelle mag der Hinweis genügen, dass es einem aufgeklärten Denken immerhin recht zweifelhaft erscheinen konnte, sich überhaupt mit alten Texten der Philosophie ernsthaft abzugeben.

Einen zweiten Blick in die griechische Philosophie werfen wir vor dem Hauptportal des Doms von Siena aus dem 14. Jahrhundert. Dort sieht man heute noch den Ursprung der Weisheit bei den Heiden dargestellt. Das erste Intarsienbild des Fußbodens zeigt Hermes–Merkur Trismegistos, wie er Platon und Sokrates belehrt. Dieser ägyptische Hermes ist auch der erste Philosoph, den William Baldwin 1547 in seinem „treatise of Morall Phylosophie“ anführt.16 Zwei Meinungen werden hier abgewiesen: die Vielheit des Ursprungs der Weisheit ebenso, wie die Behauptung des Ursprungs bei den Griechen. Die erste Meinung ergebe sich aus ungesicherten Behauptungen, wobei die Thraker die Weisheit auf Orpheus zurückführen, die Griechen auf Linus, die Lybier auf Atlas, die Inder auf ihre Gymnosophisten, „of whiche Buddas was chefe“, die Italiener auf Pythagoras, die Franzosen auf die Druiden usw. Diese „ethnophilosophische“ Position läßt sich aus philologisch–historischen Gründen nicht halten: „It shalbe harde for a man of our tyme (in whiche many wrytinges are lost, or at lest hyd) fully herein to satisfye their question.“ Die Griechen wiederum („whiche have ben alwayes desirous of glory“) hätten zwar zuerst von „Sophia“ gesprochen und einzelne „Sophisten“ genannt, doch habe schon Pythagoras dem ein Ende gemacht. Er habe erkannt, dass „God hym selfe was alone wyse“ und sich dementsprechend nicht als „sóphos“, sondern lediglich als einen „philó-“sophos bezeichnet. Baldwins These ist daher, dass weder bei den vielen Kulturstiftern, noch in einem einzigen Ursprung bei den Griechen der Anfang der Weisheit liegt, sondern: „I suppose that god, which alwayes loued moste the Hebrues, taught it them first, yf you aske to whome, I thinke ... to his seruant Abraham, wo being in Assiria, taught it both to the Caldees and to the Egiptians.“17

Wir werden dieser These von Abraham (oder Salomon, David, Noah oder sogar Adam) als dem ersten Lehrer der Weisheit noch wiederholt begegnen. Bei den ersten Philosophiehistorikern der Neuzeit ist diese These verbreitet und wird auch begründet. Für unser Thema der Abgrenzung des Eigenen und des Fremden in der Philosophiehistorie ist sie von großer Bedeutung. Es wird in dieser These nichts anderes zum Ausdruck gebracht als später Hegels Rekonstruktion des einen Entwicklungsganges des „Geistes“ ebenfalls zugrundeliegt: dass es sich bei der Geschichte der menschlichen Denkformen letztlich nur um eine einzige Geschichte handle, und dass deren wesentliche Stationen verbindlich bekannt seien. Die Bibel, auf die Baldwin sich stützt, wird als letzte Autorität in allen historischen Fragen im Verlauf der Neuzeit einer zunächst philologischen, später auch wissenschaftlichen Kritik zum Opfer fallen; die Überzeugung von der einen, einheitlichen und im wesentlichen bekannten Geschichte aber wird sich erhalten.

Philosophiehistorie in der griechischen Antike

Obgleich die Griechen der historischen Zeit im Vergleich etwa zu den Ägyptern kaum Archive hatten, in denen sie bedeutsame Ereignisse und Spruchweisheiten aus dem Leben ihrer Vorfahren aufgezeichnet gefunden hätten, so gab es doch auch bei ihnen schon früh die Tradition des Zitats: inhaltsschwere Ausdrücke, Sätze von sprachlich vollendeter Form - die "gnómai", die "chríe" - werden bei kultischen Spielen, bei Festen und ähnlichen Gelegenheiten rezitiert und so von einer Generation an die andere weitergegeben. Die Sprüche der sogenannten Sieben Weisen wurden so zum Gemeingut der griechischen Stämme.

Dennoch scheint der ägyptische Priester, den Platon im Dialog "Timaios" auftreten läßt, auf einen damals als mißlich empfundenen Umstand hinzuweisen, wenn er sagt, die Griechen seien ewige Kinder, "weil die Überlebenden während vieler Generationen dahingingen, ohne daß sie sich durch die Schrift vernehmbar machen konnten." (Timaios, 23c) Zwar ist das Vorhandensein von Schrift und damit das Verfügen über die Erinnerungen vieler Generationen allein noch nicht ausreichend dafür, dass ein Volk diese Erinnerungen auch in schöpferischer Weise verwertet, aber Platon hält diesen Schatz von Generationen doch immerhin für etwas Wertvolles, vielleicht Notwendiges. Damit wird von ihm zugleich ein Programm vorgeschlagen - wir befinden uns im vierten vorchristlichen Jahrhundert, zwei Generationen nach Perikles, die griechische Einigkeit gegen die Perser ist längst an den Hegemonialinteressen der einzelnen Stadtstaaten zerbrochen -, nämlich das Programm, die großen Werke auf dem Gebiet des Denkens ebenso der Zukunft zu überliefern, wie der Historiker Herodot 150 Jahre zuvor die "érga méga kaì thaúmasta", die großen und wunderbaren Taten der Völker aufzeichnen wollte.

Die ersten Formen von Philosophiehistorie bei den Griechen18, die ab der Zeit Platons entstehen, sind vor allem durch drei Merkmale gekennzeichnet:

Weder die Entstehung einer Lehre, noch ihr Wahrheitsgehalt, und auch nicht ihr Beitrag zu einem unter den Zeitgenossen diskutierten Problem ist in den meisten Fällen Gegenstand der antiken Philosophiehistorie, sondern nur ihr Vorhandensein; es verlohnt sich auf jeden Fall, so scheint die Voraussetzung zu lauten, zu erfahren, was die Alten gesagt, gedacht, getan haben, auch wenn man nicht dazu Stellung nimmt, wenn man es nicht erklären oder begründen kann. Das Repetieren ist sichtlich Selbstzweck. Diese Haltung bestimmt die spätantike, als alexandrinisch bezeichnete Tradition ebenso, wie das fast 1500 Jahre später für die Humanisten der europäischen Renaissance zutrifft.

Innerhalb der gemeinsamen Voraussetzung, dass Daten aus der Vergangenheit der Philosophie an sich wissenswert seien, haben sich nun in der Antike verschiedene Modelle entwickelt, wie man diesen interessanten Stoff ordnen und darlegen könnte. Diese Ordnungsvorstellungen orientieren sich jeweils an einem Punkt, der aber nichts mit der Philosophie im engeren Sinn zu tun haben braucht: er kann ebenso treffend in beliebigen Sammlungen anderer historischer Sachverhalte angewendet werden. Zumindest passen diese Orientierungspunkte für alle Erkenntnisbereiche der Vergangenheit, zum Teil für historische, auch naturgeschichtliche Sachverhalte im allgemeinen. Solche Punkte waren beispielsweise: bestimmte Wirklichkeitsbereiche (wie Tiere, Wetter, Himmelserscheinungen usw.), das Lebensganze bestimmter Menschen, die Abfolge von Meistern und Schülern, oder der Zusammenhalt einer bestimmten Gruppe oder Sekte. Braun hat die aus diesen Orientierungshilfen entstandenen historisch–literarischen Formen als Doxographie, Biographie, Diadochographie und Häresographie bezeichnet19. Sowohl die Auswahl als auch die Anordnung und Darstellung des historisch Gegebenen ist in diesen Formen jeweils spezifisch verschieden. Auf die beiden erstgenannten Formen, die bis heute eine Rolle spielen, wurde bereits in der Einleitung hingewiesen.

Bevor ich auf solche mehr oder weniger rein auftretenden Formen und ihre Repräsentanten etwas näher eingehe, will ich jedoch den Versuch einer Enzyklopädie griechischer und nichtgriechischer DenkerInnen durch Hippias in Erinnerung rufen, um dann die beiden überragenden Systematiker der athenischen Periode der Philosophie kurz zu schildern, sofern sie für ein Verständnis der Philosophiehistorie Bedeutendes geleistet haben. Platon und Aristoteles bilden Ausnahmen von der Regel, wonach die Vergangenheit des Denkens für die Philosophie selbst keinen systematischen Erkenntniswert in der Sicht der antiken Denker darstellt.

Hippias von Elis (5. Jh.v.)

Der Sophist Hippias von Elis hatte breit gestreute Interessen. Von ihm stammt eine Liste der Olympiasieger (auf die vielleicht unsere Berechnung der Olympiaden zurückgeht), aber auch astronomische und rhetorische Texte. Wie es scheint, ist er der erste, der zwischen Poesie und Prosa unterschieden hat. Ein Text, dessen Rekonstruktion in den Hauptzügen erst vor wenigen Jahren vorgelegt wurde, ist „wohl schon im 3. (vorchristlichen, FW) Jahrhundert in Vergessenheit geraten.“20 Es handelt sich dabei nicht nur um ein enzyklopädisch angelegtes „Lesebuch interessanter Dinge“21, sondern um eine doxographische Sammlung von Gedanken griechischer und nichtgriechischer Denkerinnen und Denker. Das ist in unserem Zusammenhang mehr als interessant – es ist aufregend. Hippias von Elis ist, wenn diese Rekonstruktion hält,22 nicht nur der erste und ein sehr bedeutender Philosophiehistoriker unter den Griechen, sondern auch der erste, der einen überkulturellen Standpunkt in seiner Darstellung einzunehmen versucht hat:

„… daß ein solcher Mann sich auch Kunde von der reichen theologisch–kosmologischen, historischen und fachwissenschaftlichen Literatur des Alten Orients zu verschaffen wußte, kann nicht erstaunen.“23

Im Zusammenhang mit der Lehre des Thales vom Ursprung aus dem Wasser läßt sich hier nach Auffassung Patzers eine Linie zur „in der ägyptischen Mythologie weitverbreiteten Lehre vom Urgewässer Nun“ ziehen.24

Wenn es überdies zutrifft, dass wesentliche Teile von Platons Dialogen „Kratylos“, „Theaitetos“ und „Timaios“, aber auch der „Metaphysik“ des Aristoteles wenig mehr als kommentierte Exzerpte aus diesem Übersichtswerk des 5. Jahrhunderts sind, so waren schon damals systematische Denker nicht unabhängig von philosophiehistorischer Arbeit.25

Es ging in der „Synagogé“ des Hippias von Elis offenbar um jene Themen, die auch heute noch weitgehend von der vorsokratischen Philosophie her vertraut sind, doch ging er darüber hinaus: „Es steht außer Frage, dass Hippias über berühmte Frauen aus Mythos und Geschichte eine Fülle von Beispielen und Zitaten beibringen konnte.“26 Der Grundgedanke, den Hippias mit seiner Arbeit verfolgt zu haben scheint, wurde später, insbesondere in der Schule des Aristoteles, so allgemein akzeptiert, dass er trivial erscheint:

daß das Neue schon von den Alten gesagt worden sei und daß also die Gedanken der Philosophie, Wissenschaft und Geschichte in nuce bereits bei den Völkern der (sic!) Alten Orients vorzufinden seien. Dieser Gedanke ist später durch Platon und besonders durch Aristoteles so sehr Gemeingut des antiken und also auch des modernen Denkens geworden, daß man Gefahr läuft, zu übersehen, wie grundstürzend neu die Vorstellung vom Alter des Neuen einmal gewesen ist und daß es besonderer historischer Voraussetzungen und erheblicher geistiger Anstrengungen bedurfte, diese Vorstellung zu formulieren.27

Hippias von Elis war „Sophist“. Als solcher hatte er den Anspruch, politisches Handeln zu lehren, ohne sich auf absolut gültiges Wissen zu berufen. Aus diesem Grund sei er bemüht gewesen, das Neue „als etwas Althergebrachtes und Vertrautes erscheinen zu lassen.“28

Platon (427–348)

In Platons Dialogen gilt nicht, dass frühere Philosophen lediglich als Gegenstand von Wißbegierde vorkommen, im Gegenteil. Zwar hat Platon sich fast ausschließlich in Dialogen geäußert, er läßt dabei viele historische und auch einige erfundene Denker seiner Vergangenheit und Gegenwart zu Wort kommen, er hat auf diese Weise auch Gedanken überliefert, die anders vergessen worden wären, aber er tut das nie in einer antiquarischen Absicht, also nicht deswegen, weil er etwas Altes bloß erhalten oder restaurieren möchte. Platons Sokrates erläutert einmal die systematische Absicht, die hinter seiner Auseinandersetzung mit dem Denken anderer steht: es ist die Absicht, aus dem unendlichen Wust von Meinungen über die verschiedenen Fragen („Was ist Gerechtigkeit?“, „Was ist Schönheit?“ usw.), in dem er sich befindet, herauszukommen und zur Wahrheit zu gelangen, oder doch zumindest soweit, dass er weiß, was falsch an diesen historischen und gegenwärtigen Meinungen ist. Die Methode, die Platon–Sokrates hierbei verfolgt, ist weder die einsame Spekulation oder Meditation, noch ist es die Empirie oder das naturwissenschaftliche Experiment. Die Methode heißt hier „Dialektik“ (vom griech. „dialégesthai“ = sich unterreden), und das ist nicht weniger, aber auch nicht mehr als folgendes: da es über die verschiedenen Gegenstände des Denkens unterschiedliche, oft sogar gegensätzliche Meinungen gibt, müssen diese gegeneinander angeführt, nach ihren Konsequenzen, ihren Voraussetzungen geprüft und dann beurteilt werden. Aus dem Aufeinanderprallen der gegensätzlichen Meinungen soll sich, wie Platon–Sokrates hofft, deren wahrer Kern herausschälen lassen. Führt eine Meinung, auf ihre Konsequenzen hin untersucht, zu Widersprüchen, ist sie nicht begründbar, so scheidet der Gesprächsteilnehmer aus, und Sokrates stellt fest, worüber nun zumindest Gewißheit herrsche: dass diese vorgetragene Meinung nicht stimmen könne. Nicht immer schließt er daran seine eigene Vermutung darüber an, wie die Sache sich wirklich verhalten könnte.

Wozu das komplizierte Verfahren? Platon hätte, wie viele vor und nach ihm, einfach und schlicht als monologisierender Lehrer auftreten, seine Gedanken darlegen und sich weiter wenig darum kümmern können, was der und jener in derselben Frage meint. Platon läßt Sokrates das Verfahren mit einer für ihn wahrscheinlichen Mutmaßung begründen, die als die These von der Wiedererinnerung, der „Anámnesis“, bekannt ist: alle diese undeutlichen, einander und gelegentlich sich selbst widersprechenden Meinungen seien dunkle Erinnerungen der Menschen an die Wahrheit, welche die Seele in der wirklichen Welt, in der sie vor ihrem jetzigen Leben existiert habe, und in der alles klar und einsichtig sei, schon einmal erkannt und gewußt habe. Direkt sei uns jene Welt jetzt weder mit unseren Sinnen, noch mit dem Verstand zugänglich, aber sie sei uns doch auch nicht ganz unbekannt: erstens gebe es Bereiche in unserer ständig sich wandelnden Welt, die unmittelbarer als andere Bereiche jene wirkliche, unwandelbare, ewige Welt abbilden – in erster Linie die Mathematik. Zweitens aber könnten wir durch den kritischen Vergleich unserer Mutmaßungen über nichtmathematische Sachverhalte auch bei diesen der Wirklichkeit nahekommen. Platon sieht also die Möglichkeit, bei Sachverhalten, die nicht mit mathematischer Gewißheit zugänglich sind, durch den Vergleich von Meinung und Gegenmeinung, Satz und Gegensatz, sich der ewig gleichen, in dieser irdischen Existenz jedoch nur halb bekannten, halb vergessenen Wahrheit zu nähern. Nicht zufällig hat Freud für seine Methode des Bewußtmachens von Unbewußtem, von nicht ohne weiteres Erinnerbarem, denselben Terminus gewählt wie Platon für das in–Erinnerung–Bringen der Welt der „Ideen“ oder grundlegenden Strukturen der Wirklichkeit: „Anamnese“. Nur wird in der Psychoanalyse Erlebtes erinnert, das grundsätzlich in diesem Leben erlebt und dann vergessen oder verdrängt wurde, wogegen Platon glaubt, Erkenntnisinhalte erinnern zu können, die vor diesem Leben von der Seele erfasst worden seien.

Wenn Platon nun in seinen Dialogen verschiedene Meinungsträger mit Sokrates diskutieren läßt, so berichtet er dabei nicht einfach in einer referierenden Haltung diese Meinungen seiner Vorgänger und vielleicht Zeitgenossen, er betrachtet sie nicht einmal als Vorgänger in einem zeitlichen oder entwicklungsmäßigen Sinn; Platon will nicht historische Kenntnisse vermitteln, wenn er Protagoras oder Gorgias sprechen läßt. Diese wie alle anderen Philosophen sind mit ihm selbst im Vergleich zur wirklichen, ewigen, unwandelbaren Welt der Ideen oder Strukturen allesamt „gleich–zeitig“. Sein Dialog mit ihnen, das Sprechenlassen aller möglichen Meinungsträger, ist seine Methode der Wahrheitsfindung, und dass dies so ist, hat seinen Grund darin, dass die für Platon–Sokrates wahrscheinlichste Mutmaßung über die Wirklichkeit in der Lehre von der unveränderlichen Existenz der Allgemeinbegriffe und Gesetze, kurz der „Ideen“ ist. Dies ist zugleich eine erkenntnistheoretische, eine ethische, eine kosmologische und anthropologische These, und sie leitet auch sein Verständnis von der Geschichte des Denkens.

Doch scheinen die Meinungen der Alten für Platon auch wieder nicht nur deswegen von Wert zu sein, weil sie Wahrheitsspuren darstellen, die im Dialog zu kritisieren und auf ihren Gehalt zu prüfen sind. Er schätzt auch die Mythen und Fabeln, die nicht wahrheitsfördernden Meinungen; was die Alten gesagt haben, kann zwar unverständlich und dunkel sein, es ist deshalb noch nicht wertlos:

ob nun an dem allen einer von ihnen etwas Wahres gesagt hat oder nicht, das ist schwierig, und es ist wohl auch frevelhaft, so hochberühmten Männern des Altertums Vorwürfe zu machen.“29

Auch diese Ehrfurcht vor dem Alten, die uns in der Vorliebe der Humanisten zugunsten der Antike wieder begegnen wird, und die erst die Philosophen der Aufklärung entschieden zurückweisen, hat ihren Grund in Platons Auffassung vom Verhältnis der sinnlich erfaßbaren Welt zur Welt der Ideen. Der „Demiurg“, der Weltmacher, ein Ingenieur und kein Schöpfergott, hat diese Welt zeitlich begrenzt konzipiert. Nach Ablauf des Großen Jahres – ein Zeitraum, der ebenso wie das Sonnenjahr eine astronomisch feststellbare Größe ist – wird sie zugrundegehen, und eine neue Welt wird gemacht. Die Alten, von denen uns die Mythen überkommen sind, lebten in einer früheren, jüngeren Phase der jetzigen Welt, in der sie wohl einiges sehen konnten, was uns Zeitgenossen der späteren Phase nicht mehr erkennbar ist. Auf diese Vorstellung, die für das Geschichtsverständnis weitreichende Konsequenzen hat, braucht jedoch im Zusammenhang mit der Philosophiehistorie erst bei den Humanisten näher eingegangen zu werden.

Aristoteles

Ganz anders als Platon sieht Aristoteles die früheren Philosophen, insbesondere in seiner Schrift über die Grundwissenschaft, welche der „Metaphysik“ den Namen gegeben hat. Im ersten Buch der „Metaphysik“ schildert Aristoteles die Meinungen seiner Vorläufer zu den Fragen, die er sich stellt. Er steht auf ihren Schultern, das unterscheidet ihn von Platon, für den auch die Denker vor seiner Zeit doch „Zeit–Genossen“ sub specie idearum waren, für den sie selbst dann noch verehrungswürdig waren, wenn ihre Aussprüche in seinen Ohren nach Unsinn klangen. Die eigentliche Entwicklung der Philosophie geschieht nach Platons Auffassung immer in der Geschichte einer Seele. Dabei spielen dann zwar auch andere Seelen – im Dialog – eine Rolle, die wichtigsten unter diesen anderen Seelen, die Lehrer, haben die Gabe der Hebamme, Vorhandenes leichter und schneller ans Licht zu bringen. Aber es handelt sich nicht um eine Entwicklung mit Hilfe einer Tradition, wobei eine gefundene These auf einer früher gefundenen These aufbauen würde, sondern jede einzelne Seele muss durch Erziehung und Dialog wieder von neuem ihre eigenen Erinnerungen an die wirkliche Welt der Ideen bewusst machen.

Aristoteles dagegen hat Vorläufer, es gibt eine Entwicklung des Denkens bis zu ihm herauf. Die Alten hatten – nach seiner Interpretation – „eigentlich“ von den „archaí“, von den Prinzipien gesprochen, wenn sie wie Thales das Wasser als Urstoff, oder wie Pythagoras die Zahl als Urform ansahen. Aristoteles übersetzt daher die Lehren der Alten in ihre richtige Begrifflichkeit, das heißt in diejenige, die er nunmehr gefunden hat, in seine eigene. Man hat Aristoteles den Vorwurf gemacht, er habe die früheren Texte und Denker damit nicht nur übersetzt, sondern entstellt.30 Dieser Vorwurf und die Geschichte der Versuche, ihn zu entkräften, ziehen sich durch die Geschichte des Aristotelismus von Porphyrios bis in die Gegenwart. Ich will hier nicht entscheiden, ob Aristoteles ein zuverlässiger Referent oder ein Geschichtsfälscher gewesen ist; die Neigung, alles dem eigenen Gedankengang zu assimilieren, ist ihm aber nicht abzusprechen.

Es bleiben jedenfalls zwei Dinge: erstens überliefert uns auch Aristoteles viele Nachrichten aus der Frühgeschichte des griechischen Denkens, die wir nur durch ihn kennen. Zweitens hat Aristoteles als erster, und für sehr lange Zeit als einziger, den Gedanken von einer Entwicklung des philosophischen Denkens ausgeführt.

Vor allem das zweite Verdienst des Aristoteles ist für eine Durchsicht der Geschichte der Philosophiehistorie von Interesse. Aristoteles hat mehrere Voraussetzungen gemacht oder zuweilen sogar genannt, die uns erst in der Zeit um Kant von neuem begegnen.

Mit diesen Voraussetzungen einer Theorie der Philosophiegeschichte ist Aristoteles in der Antike und bis weit in die Neuzeit hinein allein geblieben, und es ist wahrscheinlich, dass seine antiken, mittelalterlichen und humanistischen Leser diese bedeutsamen Züge des ersten Buches der „Metaphysik“ nicht bemerkt haben. Er kann daher mit seinen methodologischen Annahmen nicht als Vorläufer der späteren Philosophiehistorie angesehen werden, wenn auch einzelne Formen, wie die Doxographie und die Diadochographie von seinem Vorbild angeregt worden sind.

Doxographie

Der erste bedeutende Vertreter der Doxographie ist Theophrást von Eresos, Schüler und Nachfolger des Aristoteles in der Leitung des Peripatos. Von ihm stammen 18 Bücher "Meinungen über die Physik", in denen er unter bestimmten, dem aristotelischen Denken verhafteten Rubriken oder Klassifikationsbegriffen die Meinungen alter Philosophen berichtet. Dies sind also jeweils Sätze, Aussprüche, die einem bestehenden Katalog von Begriffen zugeordnet werden: Meinungen über die Prinzipien, über die Gottheit, die Himmelserscheinungen u. ä. Von Theophrást und seinen doxographischen Nachfolgern -insbesondere auch von der durch H. Diels erschlossenen Quelle "Vetusta Placita" - stammen die vielen, untereinander unverbundenen Thesen, welche etwa Cicero und Clemens von Alexandrien ebenso referieren und verwenden wie Brucker oder Hegel.

Doxographisches Wissen um die Geschichte der Philosophie ist noch heute weit verbreitet: wenn wir beispielsweise von einem Philosophen nur einzelne, entscheidende Ideen, markante Aussprüche (das "cogito ergo sum", den "kategorischen Imperativ"), ein paar Buchtitel oder eine Traditionszuordnung kennen, verbleiben wir in diesem Bereich. Auch dann übrigens, wenn wir, ohne auf das Gesamtsystem einzugehen, ohne auf Schul- und Traditionszusammenhänge zu achten, die einzelnen Thesen vieler Autoren zu einem bestimmten, gegenwärtig diskutierten Problem zusammenstellen, verfahren wir doxographisch.

Biographie

Die Gattung der Biographie hat ihren Grund in dem Gedanken, daß das geistige Leben eines Menschen ebenso wie seine körperliche Existenz einen inneren Zusammenhang hat: das ganze Individuum in seinen Überlegungen und seinen Handlungen ist von Interesse, seine Einheit soll dargestellt werden, Auch in dieser Gattung gibt es gewisse Rubriken, die den Kanon der Gattung bilden: bestimmte Arten von Anekdoten und Lebensumständen, Handlungen und Aussprüchen, die den 'Philosophen' kennzeichnen. (Ähnlich stereotyp sind die christlichen Beschreibungen von Heiligenleben oder auch die Beschreibungen der Helden im Western; wo immer wieder bestimmte Verhaltensformen in immer wieder ähnlichen Situationen vorkommen.) Erst in der Zeit der Aufklärung hat man dann versucht, aus konkreten Lebensumständen der philosophierenden Individuen auch Erklärungen für die Eigenart ihrer philosophischen Position zu gewinnen; dabei aber wurden nun doch die Thesen das eigentlich Interessierende, und der Typus des 'Philosophen', den man an einigen wenigen Anekdoten erkennen konnte, bildete nicht mehr den Ausgangspunkt des Interesses. Anekdoten, die keinen Bezug zu den Lehren eines Denkers haben, werden demzufolge in der Neuzeit nicht mehr in erster Linie berichtet. Für die antiken Biographen und ihre Leser jedoch scheinen biographische Details als solche interessant und wissenswert gewesen zu sein. Die Biographie führte bereits im 3. Jahrhundert n.Chr. auch zur systematischen Bibliographie: der alexandrinische "Katalog" des Kallímachos von Kyrene bringt Werklisten, und diskutiert auch schon die Echtheit bestimmter Schriften.

Diadochographie und Häresographie

Zwei Typen von Philosophiehistorie in der griechischen Antike sind für uns noch weiter von Interesse: die Beschreibung nach der Abfolge von Schulhäuptern („Diadochen“) und nach der Unterscheidung von Lehrrichtungen.

Die Diadochographie ist eine spätantike Gattung, obwohl sich schon bei Platon und Aristoteles Hinweise auf Schulabfolgen finden. Die „Sukzession der Philosophen“ des alexandrinischen Grammatikers Sotíon stellt die Kontinuität der Philosophie als einer sich entwickelnden Disziplin dar. Der Gliederungsgesichtspunkt ist hier nicht mehr eine Liste von Begriffen, auch nicht der Lebenszusammenhang philosophierender Individuen, sondern das Meister–Schüler–Verhältnis, die Abfolge von Scholarchen. Da die Institution von Philosophenschulen, wie sie die Akademie, der Peripatos oder die Stoa zumindest in vielen Etappen darstellen, zum Beispiel nicht bei den Vorsokratikern besteht, und bei einer strengen Anwendung des Begriffes auch sonst viele Lücken bleiben müssten, wird hier eine Kontinuität rekonstruiert, welche die verschiedenen referierten Philosophen selbst vielleicht gar nicht wiedererkannt hätten.

Sotíon gehorcht nur der Konsequenz seines Gesichtspunkts, wenn er auch die Frage nach dem Ursprung der Philosophie und dem Zusammenhang der einzelnen Schulen untereinander stellt. Hierbei stellt er zwei Traditionsreihen auf: die eine beginnt mit Thales und führt zur mittleren Akademie und Chrysipp; die andere beginnt bei Pythagoras und führt zu den Skeptikern und Epikur. Diese Trennung der jonischen und der italienischen Tradition wird später von Diógenes Laértius übernommen und überdauert als Gliederungsmittel immerhin anderthalb Jahrtausende, wie der Abschnitt über antike Philosophie bei Brucker (1742) zeigt.

Zuletzt sei hier noch die Häresographie genannt, also jene Gattung, der die zahlreichen Schriften mit dem Titel „Perì hairéseos“ oder einem ähnlichen Titel zugehören, und die etwa von Kleitómachos (2.Jahrhundert v. Chr.) vertreten wird. Hier stehen, wie bei den Doxographen, Ideen und Meinungen im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber sie werden nicht nach einem feststehenden Begriffskanon gruppiert, sondern nach Sekten oder Schulen. Absicht der Häresographen ist es, eine gewisse Unparteilichkeit und Objektivität zu erreichen, indem unterschiedliche Schulen einander gegenübergestellt werden, wodurch der Leser in die Lage kommen soll, das ihm jeweils Zusagende auszuwählen. Damit entsteht eine Art von Eklektizismus: es soll dem Leser anheimgestellt sein, aus all dem faktisch Gedachten und überlieferten jene Auffassungen auszuwählen, die er für die am besten begründeten oder sonstwie zusagenden hält.

Diogenes Laertius

Wir können diesen kurzen Überblick über antike Formen der Philosophiehistorie mit einem Blick auf Diogenes Laertius (3. Jahrhundert n.Chr.) und den Biographen Eunapius abschließen. Die „10 Bücher Über Leben und Meinungen berühmter Philosophen“ des Diogenes Laertius stellen in zweierlei Hinsicht den Gipfel der antiken Philosophiehistorie dar: erstens hat Diogenes die gesamte Literatur bis zu seiner Zeit über dieses Thema zusammengefasst und die verschiedenen Gattungen miteinander kombiniert; zweitens ist kein antikes Werk über Philosophiegeschichte auch nur annähernd so oft kopiert und später gedruckt worden (über 30 Auflagen in der Neuzeit) wie dieses. Die „Sophistenviten“ des Eunapius setzen dort ein, wo Diogenes endet, und enthalten Darstellungen von Philosophen nach Plotin; auch diese Schrift ist bereits früh gedruckt und in Volkssprachen übersetzt worden.

Allerdings ist das Werk des Diogenes Laertius in seiner historischen Zuverlässigkeit und philosophischen Kompetenz stets umstritten gewesen. Mängel in dieser Hinsicht sind offensichtlich. Woher dann der enorme Erfolg?

Immer wieder – von Montaigne an – findet sich der Hinweis, dass die Leichtgläubigkeit des Diogenes ihn gerade davor bewahrt habe, allzu streng und systematisch mit den ihm zugänglichen und uns nicht mehr zugänglichen Quellen umzugehen. Dadurch habe er zwar oft Unsinniges und wahrscheinlich auch Unverstandenes abgeschrieben, andererseits aber doch auch eine Fülle von nützlichen Nachrichten als unser einziger Zeuge überliefert. Neben diesem Effekt, den Diogenes wohl gegen seinen Willen erzielte, ist es vor allem die Umfassendheit seiner Darstellung, die ihm den unbestritten führenden Rang unter den antiken Philosophiehistorikern verschafft. Er hat nicht, wie andere Autoren, die Meinungen, Lebensumstände und Schulbildungen der Alten berichtet, um seine eigene Position zu begründen, sondern er betrachtet die Gesamtheit der philosophischen Vergangenheit um ihrer selbst willen. Durch seine umfassende Darstellung ist Diogenes – und nicht der Systematiker Aristoteles oder seine mehr oder weniger literarisch–systematischen Nachfolger zur Quelle der Philosophiegeschichte für Kommentatoren, christliche Apologeten, Kompilatoren usw. für sehr lange Zeit geworden. Auch moderne Ausgaben und Übersetzungen beweisen das Interesse an dieser Quelle.


1Es besteht kein sachlicher Grund, mit dem Ausdruck „Antike“ lediglich die antiken Mittelmeerkulturen zu assoziieren. Diese Assoziation ist daher hier auch nicht leitend. Vielmehr werden unter „antiken“ und philosophiehistorisch relevanten Traditionen solche verstanden, deren Entstehung in einer vorneuzeitlichen Phase stattfand und deren Weiterwirken in späteren oder heutigen Traditionen wahrnehmbar ist. Es handelt sich mithin um mehrere antike Traditionen, aus denen hier die griechische und die chinesische herausgegriffen werden. Das bedeutet nicht, dass andere Traditionen, wie die indische, die aztektische oder vorneuzeitlich-afrikanische Traditionen hier nicht ebenfalls einschlägig wären; es ist eine Beschränkung, die im Bewußtsein mangelnder Zeit und Fähigkeit geschieht.

2Die Geschichte der antiken griechischen Philosophiehistorie ist dargestellt bei Braun 1990. Vgl. auch Wimmer 1990.

3Die Geschichte der chinesischen Philosophiehistorie ist meines Wissens bisher noch nicht im Detail untersucht worden. Hinweise dazu finden sich bei Wimmer 1990.

4Zitiert nach: Hsia, Hg.: Deutsche Denker über China (1985), S. 323.

5Braun 1990, xxx

6Im Zusammenhang mit der „Synagogé“ des Hippias (vgl. unten) schreibt Patzer: „In der Tat umschreibt das Wort ja ursprünglich onomatopoetisch den fremdsprachigen Ausländer und behält diese Bedeutung, die schon Homer kennt, wenn er die Karer βαρβαρŽ—óφωνοι nennt, grundsätzlich immer bei, auch dann, wenn es, wie seit dem 5. Jahrhundert üblich, in politisch-kulturellem Sinne gebraucht wird.“ (Patzer 1986, S. 25)

7Zuerst unter dem Titel „Voyage du jeune Anacharsis en Grèce“ in 3 Bänden, Paris 1788. Das Werk hatte mehrere Auflagen und erschien in deutscher Übersetzung von Biester in 7 Bänden zu Berlin 1792-1804. Zitiert wird nach der ebenfalls siebenbändigen Ausgabe der Übersetzung Biesters, die in Wien bei Haas 1802 erschienen ist. Ihr liegt die zweite französische Auflage (Paris 1789) zugrunde. Jean Jacques Barthélemy (1716-95) hatte seine Ausbildung im Oratorium und später in der Jesuitenschule in Marseille erhalten, bevor er in das Seminar der Lazaristen eintrat. Dort studierte er Arabisch und entzifferte das palmyrenische Alphabet, das er 1758 veröffentlichte. Nach Verlassen des Ordens noch vor der Weihe zum Priester lebt Barthélemy in unterschiedlichen Stellungen, ist jedoch lebenslang mit Forschungen über das Altertum beschäftigt, auch auf eigenen Reisen in Griechenland.

Die „Reise“ ist das Ergebnis von etwa dreißigjährigen Studien und war ein großer Erfolg. Die Figur des „jüngeren Anacharsis“ ist durch antike Berichte über einen skythischen Fürsten desselben Namens veranlaßt, dessen Lebenszeit meist in das 6. vorchristliche Jahrhundert datiert wird. Er wird, wie Olof Gigon schreibt, zum „Urbild des klugen Barbaren..., der sich positiv wie negativ mit der griech. Kultur auseinandersetzt“, wird gelegentlich auch den „Sieben Weisen“ zugerechnet. Es gibt aber auch die Tradition, die Anacharsis zuschreibt, er habe „die schlichte Lebensart seines Volkes durch griech. Sitte verderben wollen“, und alle antiken Überlieferungen stimmen darin überein „er sei schließlich von seinen Landsleuten erschlagen worden.“ (Art. „Anacharsis“ von O.G., in: dtv Lexikon der Antike, Philosophie-Literatur-Wissenschaft, Bd. 1, S. 112f.) Barthélemy beginnt seine Kulturgeschichte mit dem Satz: „Ich denke mir einen Scythen, Nahmens Anacharsis, welcher, einige Jahre vor Alexanders Geburt, nach Griechenland kömmt …“ (ed. cit., Band 1, S. XLI)

Barthélemy läßt seinen „jüngeren Anacharsis“ viel später leben: er kommt erst wenige Jahre vor der Geburt Alexanders von Makedonien nach Griechenland, wodurch er Gelegenheit hat, allen Geistesgrößen der klassischen Zeit griechischer Kultur zu begegnen. Das Schicksal seines früheren Namensvetters bleibt ihm erspart; sein Lebensabend erinnert an Voltaires Candide: als Athen unter makedonische Herrschaft gerät, reist Anacharsis ab. „Ich kehrte nach Scythien zurück, von den Vorurtheilen geheilet, welche mir den Aufenthalt daselbst zuwider gemacht hatten. Aufgenommen von einer am Borysthenes wohnenden Völkerschaft, baue ich ein Gütchen, welches dem weisen Anacharsis, einem meiner Ahnherrn, gehörte. ... In meiner Jugend, suchte ich das Glück bey aufgeklärten Nazionen; in reiferem Alter, fand ich es bey einem Volke, welches nur die Güter der Natur kennt.“ (Band 7, S. 90)

8Barthélemy 1802, Band 3, S. 115

9ebd., S. 117f.

10ebd., S. 122

11ebd., S. 122

12Bd. 1, S. XXVI wird er in der Literaturliste angeführt: Menagii historia mulierum philosopharum. Lugduni, 1690. Dieses Werk ist erst 1984 in der University Press of America wieder aufgelegt worden u.d.T.: Gilles Ménage, The History of Women Philosophers.

13Barthélemy 1802, Band 3, S. 127

14ebd., S. 129f.

15ebd., S. 135

16„A treatise of Morall Phylosophie, contaynyng the sayinges of the wyse. Gathered and Englyshed by Wylm Baldwyn“, London 1547, Kleinoktav, 143 Blätter.

17Alle Textstellen bei Baldwin, cap. 1

18Zu diesem Abschnitt vgl. ausführlich Braun 1990

19Braun 1990, S. xxx

20Patzer, Der Sophist Hippias als Philosophiehistoriker, 1986, S. 75

21Olof Gigon, Art. Hippias, in: dtv-Lexikon der Antike, ed. cit., Bd. 2, S. 238

22„Daß Hippias auch nichtgriechische Literatur herangezogen hat, pflegt man in der Forschung nicht recht ernst zu nehmen.“ (Patzer ebd., S. 24)

23ebd., S. 26

24ebd., S. 41; Patzer führt hierzu eine Stelle aus Plutarch, De Is. et Osir. c. 34 an, wo Homer und Thales mit den Ägyptern verbunden werden: Ομηρον ωσπερ Θαλη μαθοντα παρΑιγυπτιων υδωρ αρχην απαντων και γενεσιν τιθεσθαι. … „Dies entspricht so genau der Ankündigung des Einleitungssatzes (des Hippias, FW), daß man nicht zögern wird, auch diese Bemerkung auf Hippias zurückzuführen.“ (Patzer ebd., S. 41)

25Unter anderem denkt Patzer, dass der „Entwurf einer systematischen Geschichte der vorsokratischen Philosophie“ in Platons Sophistes aus der „Synagogé“ stamme und die Kosmologie des Xenophanes „als Erfindung des Hippias gelten“ könne. (ebd., S. 86; 115)

26Patzer ebd., S. 104: ein eigener Abschnitt habe die Philosophin Thargelia behandelt.

27ebd., S. 110

28ebd., S. 112

29Platon: Sophistes, 243a

30Zur Diskussion um Aristoteles Literatur xxx


Literaturhinweise

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Braun, Lucien: (1990). Geschichte der Philosophiegeschichte. Darmstadt
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Patzer, Andreas: (1986) Der Sophist Hippias als Philosophiehistoriker. Freiburg: Alber
Steffens, F. (1875). Welcher Gewinn für die Kenntniss der griechischen Philosophie von Thales bis Plato lässt sich aus den Schriften des Aristoteles schöpfen? in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, 1-18.
Theophrast von Eresos. (1879). Physikai doxai. in: H. Diels (Hg.), Doxographi graeci,Berolini.
Vidal-Naquet, P. (1964). Athènes et l'Atlantide. in: Revue des Etudes grecques,
Zeller, E. (1892). Plato's Mitteilungen über frühere und gleichzeitige Philosophen. in: Archiv für Geschichte der Philosophie, Berlin, 165-185.


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Letzte Bearbeitung: WS 2014/15