Franz Martin Wimmer: 
Exposé-Fragen für Masterarbeiten und Dissertationen


VORAUSSETZUNG FÜR BETREUUNG:
Bitte beachten Sie meine generellen Anforderungen für schriftliche Arbeiten.
KLÄRUNG VON VORFRAGEN

In English: Master's Thesis or Dissertation - questions to start with

Fragen, zu denen vor der Betreuungsvereinbarung für eine Masterarbeit oder Dissertation ein kurzer Aufsatz (max. 7000 Zeichen, deutsch nach neuer Rechtschreibung) geschrieben werden muss:
* Warum ist die von Ihnen beabsichtigte Behandlung eines Themas notwendig oder sinnvoll?
* Wie ist die Behandlung des beabsichtigten Themas möglich?
* Welche Daten werden Sie als Belege heranziehen und mit welchen Mitteln werden Sie diese interpretieren?
* Spielen bei Ihrem Thema kulturelle Differenzen eine Rolle? Wenn ja: welche? Inwiefern sind sie relevant für die Philosophie?
* Welche Methoden der Interpretation fremdkultureller philosophischer Texte oder Quellen werden Sie gegebenenfalls anwenden?
* Worin sehen Sie den Unterschied zwischen philosophischen zu nicht-philosophischen Fragen und Begriffen im Zusammenhang mit Ihrem Thema?
* Welches Ergebnis für europäische bzw. für nichteuropäische LeserInnen streben Sie an?
 

EXPOSÉ
Exposé bzw. Konzept einer, das für Masterarbeiten im Lauf des ersten Semesters der Arbeit, bei Dissertationen zu Beginn vorzulegen ist:
Überlegen und formulieren Sie schriftlich möglichst genaue Antworten zu jeder der folgenden Fragen:

Problembereich: Welcher (theoretische, praktische, soziale etc.) Fragebereich ist der Ausgangspunkt für Ihre Arbeit?
Kommentar: Das Ausgangsproblem ist nicht etwa mit dem Titel der geplanten Arbeit gleichzusetzen. Die Arbeit kann einen Teilbereich des Ausgangsproblems behandeln.
Fragestellung: Wie lautet die konkrete Forschungsfrage, auf die Ihre Arbeit eine Antwort geben soll?
Kommentar: Es ist zu empfehlen, die Formulierung einer solchen Forschungsfrage in Hinsicht auf unterschiedliche Adressaten zu versuchen. Wie formulieren Sie Ihre Forschungsfrage gegenüber FachwissenschaftlerInnen, gegenüber Kindern, gegenüber Eltern oder Verwandten, gegenüber StudienkollegInnen?
Erkenntnis- und Forschungsinteresse: Warum haben Sie dieses Thema gewählt, was motiviert Sie zu dieser Arbeit?
Kommentar: Manche Motivationen bergen Gefahren, derer man sich bewusst sein sollte. Z.B. können Fragestellungen, die mit der eigenen Identität sehr eng zusammenhängen, die Gefahr bergen, den nötigen Abstand und damit die Urteilsfähigkeit zu reduzieren.
Stand der Forschung: Welche Erkenntnisse liegen zu Ihrem Thema bisher vor und wie soll sich Ihr eigener Beitrag auf diese beziehen?
Kommentar: Eine Kenntnis der vorhandenen Literatur ist unerlässlich. Die Antwort auf die erste Frage muss daher zumindest erkennen lassen, dass (elektronisch zugängliche und andere) Bibliotheken durchgesehen wurden.
Eigene theoretische Position: Auf Basis welcher Theorie, welcher philosophischen Schule wollen Sie die Fragestellung bearbeiten und warum? Gibt es andere Zugangsweisen und was sind die Gründe für Ihre Wahl?
Kommentar: Kaum eine Fragestellung (der Philosophie) ist lediglich auf eine einzige mögliche Weise zu behandeln. Die Entscheidung für eine theoretische Position ist daher immer auch die Entscheidung gegen andere. Es ist notwendig, eine solche Entscheidung zu begründen, indem gezeigt wird, warum die eine der anderen vorzuziehen ist beziehungsweise, warum eventuell mehrere miteinander verbunden werden sollten.
Zielsetzung: Zu welchem Ziel soll die Arbeit führen? Für wen soll sie brauchbar sein?
Kommentar: Wer hat überhaupt das Problem oder die Frage, die Sie in der Arbeit einer Klärung zuführen wollen? Was muss getan werden, damit diese möglichen AdressatInnen etwas mit Ihrer Arbeit anfangen können?
Vorarbeiten: Welche Ihrer bisherigen Arbeiten können in die neue Arbeit eingehen? Wie ist die Arbeit dadurch vorstrukturiert?
Kommentar: Es dürfte oft lohnen, die eigenen Arbeiten bei Beginn einer größeren Arbeit noch einmal durchzugehen; es stellt sich dabei manchmal heraus, dass das eigene Leben auch in dieser Hinsicht einen inneren Zusammenhang hat, den der Alltag oft vergessen lässt.
Methodisches Vorgehen: Welche Arbeitsschritte und welche Vorgangsweisen sollen zur angestrebten Lösung führen? Welche Methoden gibt es disziplinintern oder interdisziplinär?
Kommentar: Ist es z.B. notwendig, Literaturstudien durchzuführen? Ist dies ausreichend? Welche Untersuchungen oder Ergebnisse von welchen Einzelwissenschaften sind unbedingt, welche sind sinnvollerweise heranzuziehen? Wie sind Ihnen diese zugänglich?
Quellenlage: Welche Quellen gibt es und welche wollen Sie bearbeiten? Wie sind sie Ihnen zugänglich?
Kommentar: Insbesondere bei (philosophie-)historischen Arbeiten ist dies eine wichtige Frage. Dabei hat die "Zugänglichkeit" eine objektive und eine subjektive Seite. Wer beispielsweise ein Thema der traditionellen indischen Philosophie bearbeitet, wird vielleicht Quellen brauchen, die nicht in Österreich vorhanden sind; wird andererseits aber auch (subjektiv) in der Lage sein müssen, nicht auf Übersetzungen angewiesen zu sein.
Umfang der Material- und Literaturrecherchen: Welche Grenzen wollen Sie in der Literatur- oder Quellenarbeit einhalten?
Kommentar: Wenige Themen der Philosophie werden unter der Voraussetzung bearbeitbar sein, man könne das gesamte weltweit dazu vorhandene Material überblicken. Daher ist eine überlegte Abgrenzung notwendig.
Vorläufige Analyse- oder Auswertungsgesichtspunkte der Quellen: Wie werden Sie die Quellen auswerten?
Kommentar: Überlegen Sie, welche Analysen Ihrer Quellen es bereits gibt und wie sich die Ihre darauf bezieht bzw. davon unterscheidet.
Zeitplan: Bis wann wollen Sie die wichtigsten Etappen der Arbeit getan haben? Wann soll die Arbeit fertig sein? Welche äußeren Faktoren können dabei eine Änderung bewirken?
Kommentar: Eine realistische Zeitplanung kann Hektik vermeiden helfen. Planen Sie insbesondere für die Abschlussphase (Korrektur, Einreichung, Begutachtung etc.) ausreichend Zeit ein - eine frühzeitige Rückfrage bei den zuständigen Stellen (z.B. Prüfungsreferat, Betreuern oder Gutachtern) lohnt!
Benötigte Mittel: Welche Sachkosten, Reisemittel, Anforderungen an Beratung und Anleitung werden anfallen?
Kommentar: Je genauer Sie wissen, welchen Aufwand Ihre Arbeit erfordert, desto zielführender können Sie auch die dazu nötigen Mittel und gelegentlich Stipendien aktivieren.
Vorläufige Gliederung: Wie könnten Sie zu Beginn der Arbeit das Material strukturieren?
Kommentar: Man kann nicht früh genug ein Inhaltsverzeichnis verfassen, auch wenn es sich im Verlauf der Arbeit fast sicher verändern wird. Gefährlich ist nur, daran kleben zu bleiben.
 
 
HINWEISE FÜR BIBLIOGRAPHISCHE ANGABEN
Mit einem * versehene Bestandteile müssen immer vollständig angegeben werden. Hervorhebungen (zB. kursiv oder unter Anführungszeichen) sind Vorschläge zur Klarheit, aber nicht verbindlich. "Eventuell:" bedeutet im Folgenden: es ist abzuschätzen, ob die entsprechende Angabe informativ oder sonst sinnvoll ist.
Aus dem Internet oder anderen öffentlich zugänglichen Netzwerken kann zitiert werden. Es ist jedoch zu empfehlen, von zitierten Texten, die nicht anderweitig veröffentlicht sind, jedenfalls einen datierten Ausdruck anzufertigen, da bekanntlich in den Netzen (z.B. im Internet) nicht alles für immer verfügbar - und entsprechend nachprüfbar - bleibt. Im übrigen gilt hierbei, was auch sonst gilt:
-- alle verwendeten Quellen sind zu zitieren;
-- nicht alle aufgefundenen Quellen sind (gleich) zuverlässig.
BÜCHER
* 1. Zuname, Vorname (des Autors /der Autorin, der Autor/inn/en, des/der HerausgeberInnen, mit eventuellen Hinweisen auf Pseudonyme oder irrtümliche Zuschreibung)
* 2. Titel und Untertitel des Werks

3. ("Sammlung, Reihe")
4. Zahl der Auflage (wenn es mehrere gibt)
* 5. Erscheinungsort. Ist er im Buch nicht verzeichnet: o. O.
* 6. Verlagsname. Ist er im Buch nicht verzeichnet, entfällt er.
* 7. Erscheinungsjahr. Ist es im Buch nicht verzeichnet: o. J.
8. Eventuell: Angaben über spätere Ausgaben, auf die man sich bezogen hat.
9. Eventuell: Anzahl der Seiten und Zahl der Bände, aus denen das Werk besteht.
10. Eventuell im Fall einer Übersetzung: wenn der Titel in einer Fremdsprache erschien und es eine deutsche Übersetzung gibt, ist der Name des Übersetzers, der deutsche Titel, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr und eventuell die Seitenzahl anzugeben.
Beispiel:
Mahr, Günther: Die Philosophie als Magd der Emanzipation. Eine Einführung in das Denken von Arturo Andrés Roig. (Concordia. Reihe Monographien, Bd. 32) Aachen: Mainz 2000

ZEITSCHRIFTENAUFSÄTZE

* 1. Zuname, Vorname des Autors / der Autorin
* 2. "Titel des Aufsatzes oder Kapitels"
* 3. In:
* 4. Name der Zeitschrift
* 5. Bandangabe und Heftnummer (eventuell Angabe, ob "Neue Folge" o. ä .)
6. Eventuell: Monat und Jahr des Erscheinens
* 7. Beginn und Ende der Seiten, wo sich der Aufsatz findet.
Beispiel:
Gürses, Hakan: "Der andere Schauspieler. Kritische Bemerkungen zum Kulturbegriff". In: polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. Jg.1, H.2, S. 62-81

BEITRÄGE IN SAMMELWERKEN, KONGRESSAKTEN u.ä.

* 1. Zuname, Vorname des Autors / der Autorin
* 2. "Titel des Kapitels oder Beitrags"
* 3. In:
* 4. Name der HerausgeberInnen des Sammelwerks oder: "Autorenkollektiv"
* 5. Titel des Sammelwerks.
6. Eventuell: (Reihentitel und Bandnummer des Werkes, in dem sich der zitierte Aufsatz findet.)
* 7. Ort, Verlag, Jahr, wie im Fall von Büchern einzelner AutorInnen
* 8. Seitenzahl wie im Fall von Zeitschriften
Beispiel:
Schirilla, Nausikaa: "Einheit und Vielfalt - Konstruktionen von Weiblichkeit interkulturell". In: Schneider, Notker, Ram Adhar Mall und Dieter Lohmar (Hg.): Einheit und Vielfalt. Das Verstehen der Kulturen. (Studien zur Interkulturellen Philosophie, Bd. 9) Amsterdam: Rodopi 1998, S. 341-352
INTERNETQUELLEN

Allgemeine Bemerkung nach Bleuel 2001 (siehe unten), S. 382: "Die Angabe `Online' für eine über Netzwerk zugängliche Quelle sollte ... angeführt werden. Dies dient der Unterscheidung zu gedruckten Veröffentlichungen, da Online- Quellen einer besonderen Problematik unterliegen. Auch der Online-Dienst, z.B. `Internet', sollte genannt werden, da noch andere Online-Dienste existieren oder zukünftig andere Netze entstehen könnten. Wenn die Publikation datiert ist, empfiehlt sich dessen Angabe zwischen Titel und `Online in Internet'. Bei Verwendung anderer Zitierweisen kann das Datum beispielsweise auch nach dem Autorennamen genannt werden."
Konventionen für Zitate aus dem Internet gibt es (noch) nicht durchgehend. Das folgende Beispiel ist daher eine Empfehlung.
*AutorIn (wenn nicht eruierbar: "Anonym")
*Titel des Textes o.ä.
*Angabe des Netzwerkdiensts, z.B.:
Online in Internet:
*Angabe der Quelle, z.B.:
URL: http://mailbox.univie.ac.at/Franz.Martin.Wimmer/expose.html
*Angabe des Datums nach dem Format JJJJ-MM-TT, z.B.:
[2001-10-01]
 Das ganze Zitat meiner Fragen zu einem Expose (z.B. einer Masterarbeit), wenn Sie diese am 1. Oktober 2010 abgerufen haben sollten, wird also lauten:
Wimmer, Franz Martin: Exposé-Fragen für Masterarbeiten und Dissertationen
Online in Internet: URL: http://mailbox.univie.ac.at/Franz.Martin.Wimmer/expose.html [2010-10-01]

(Die Fragen des obigen Exposes sind formuliert in Anlehnung an das empfehlenswerte Buch von Otto Kruse, Keine Angst vor dem leeren Blatt, 12. neu bearb. Aufl. Frankfurt/M.: Campus 2007).Vgl. auch:
Otto Kruse: Wissenschaftliches Schreiben im Studium.
Jens Bleuel: Zitation von Internet-Quellen
Diese und andere nützliche Beiträge in:
Hug, Theo (Hg.): Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten ("Wie kommt Wissenschaft zu Wissen?", Bd. 1 von 4) Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2001. (Als Buch und als CD erschienen.)
 
 


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Letzte Bearbeitung: 2010
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