Franz Martin Wimmer:
Exposé-Fragen für Masterarbeiten und Dissertationen
VORAUSSETZUNG FÜR BETREUUNG:
- Da ich seit 2008 nicht mehr dem aktiven Personalstand einer
Universität angehöre, übernehme ich Betreuungen akademischer
Abschlussarbeiten nur in besonders begründeten Fällen, nämlich
- wenn die Thematik eindeutig einem meiner speziellen
Arbeitsgebiete zugehört (Interkulturelle Philosophie,
Geschichtsphilosophie, Kulturphilosophie)
- und die Durchführungswürdigkeit und Durchführbarkeit des
Projekts auf Grund einer ausführlichen Beschreibung (s.u.)
einschätzbar ist
- und nachweislich andere BetreuerInnen nicht zur Verfügung
stehen
- und ich meine Kompetenz und verfügbare Zeit für eine
Betreuung als ausreichend einschätze.
- Eine Anfrage an mich ist somit erst dann sinnvoll, wenn die
drei ersten Punkte erfüllt sind.
Bitte beachten Sie meine generellen
Anforderungen für schriftliche Arbeiten.
KLÄRUNG VON VORFRAGEN
In English:
Master's Thesis or Dissertation - questions to start with
Fragen, zu denen vor der
Betreuungsvereinbarung für eine Masterarbeit oder Dissertation ein kurzer Aufsatz
(max. 7000 Zeichen, deutsch nach neuer Rechtschreibung)
geschrieben werden muss:
* Warum ist die von Ihnen beabsichtigte Behandlung
eines Themas notwendig oder sinnvoll?
* Wie ist die Behandlung des beabsichtigten Themas
möglich?
* Welche Daten werden Sie als Belege heranziehen und
mit welchen Mitteln werden Sie diese interpretieren?
* Spielen bei Ihrem Thema kulturelle Differenzen
eine Rolle? Wenn ja: welche? Inwiefern sind sie relevant für die
Philosophie?
* Welche Methoden der Interpretation
fremdkultureller philosophischer Texte oder Quellen werden Sie
gegebenenfalls anwenden?
* Worin sehen Sie den Unterschied zwischen
philosophischen zu nicht-philosophischen Fragen und Begriffen im
Zusammenhang mit Ihrem Thema?
* Welches Ergebnis für europäische bzw. für
nichteuropäische LeserInnen streben Sie an?
EXPOSÉ
Exposé bzw. Konzept einer, das für
Masterarbeiten im Lauf des ersten Semesters der Arbeit, bei
Dissertationen zu Beginn vorzulegen ist:
Überlegen und formulieren Sie schriftlich möglichst
genaue Antworten zu jeder der folgenden Fragen:
Problembereich: Welcher (theoretische,
praktische, soziale etc.) Fragebereich ist der Ausgangspunkt für
Ihre Arbeit?
Kommentar: Das Ausgangsproblem ist nicht etwa mit
dem Titel der geplanten Arbeit gleichzusetzen. Die Arbeit kann
einen Teilbereich des Ausgangsproblems behandeln.
Fragestellung: Wie lautet die konkrete
Forschungsfrage, auf die Ihre Arbeit eine Antwort geben soll?
Kommentar: Es ist zu empfehlen, die Formulierung
einer solchen Forschungsfrage in Hinsicht auf unterschiedliche
Adressaten zu versuchen. Wie formulieren Sie Ihre Forschungsfrage
gegenüber FachwissenschaftlerInnen, gegenüber Kindern, gegenüber
Eltern oder Verwandten, gegenüber StudienkollegInnen?
Erkenntnis- und Forschungsinteresse: Warum
haben Sie dieses Thema gewählt, was motiviert Sie zu dieser
Arbeit?
Kommentar: Manche Motivationen bergen Gefahren,
derer man sich bewusst sein sollte. Z.B. können Fragestellungen,
die mit der eigenen Identität sehr eng zusammenhängen, die Gefahr
bergen, den nötigen Abstand und damit die Urteilsfähigkeit zu
reduzieren.
Stand der Forschung: Welche Erkenntnisse
liegen zu Ihrem Thema bisher vor und wie soll sich Ihr eigener
Beitrag auf diese beziehen?
Kommentar: Eine Kenntnis der vorhandenen Literatur
ist unerlässlich. Die Antwort auf die erste Frage muss daher
zumindest erkennen lassen, dass (elektronisch zugängliche und
andere) Bibliotheken durchgesehen wurden.
Eigene theoretische Position: Auf Basis
welcher Theorie, welcher philosophischen Schule wollen Sie die
Fragestellung bearbeiten und warum? Gibt es andere Zugangsweisen
und was sind die Gründe für Ihre Wahl?
Kommentar: Kaum eine Fragestellung (der Philosophie)
ist lediglich auf eine einzige mögliche Weise zu behandeln. Die
Entscheidung für eine theoretische Position ist daher immer auch
die Entscheidung gegen andere. Es ist notwendig, eine solche
Entscheidung zu begründen, indem gezeigt wird, warum die eine der
anderen vorzuziehen ist beziehungsweise, warum eventuell mehrere
miteinander verbunden werden sollten.
Zielsetzung: Zu welchem Ziel soll die Arbeit
führen? Für wen soll sie brauchbar sein?
Kommentar: Wer hat überhaupt das Problem oder die
Frage, die Sie in der Arbeit einer Klärung zuführen wollen? Was
muss getan werden, damit diese möglichen AdressatInnen etwas mit
Ihrer Arbeit anfangen können?
Vorarbeiten: Welche Ihrer bisherigen
Arbeiten können in die neue Arbeit eingehen? Wie ist die Arbeit
dadurch vorstrukturiert?
Kommentar: Es dürfte oft lohnen, die eigenen
Arbeiten bei Beginn einer größeren Arbeit noch einmal
durchzugehen; es stellt sich dabei manchmal heraus, dass das
eigene Leben auch in dieser Hinsicht einen inneren Zusammenhang
hat, den der Alltag oft vergessen lässt.
Methodisches Vorgehen: Welche
Arbeitsschritte und welche Vorgangsweisen sollen zur angestrebten
Lösung führen? Welche Methoden gibt es disziplinintern oder
interdisziplinär?
Kommentar: Ist es z.B. notwendig, Literaturstudien
durchzuführen? Ist dies ausreichend? Welche Untersuchungen oder
Ergebnisse von welchen Einzelwissenschaften sind unbedingt, welche
sind sinnvollerweise heranzuziehen? Wie sind Ihnen diese
zugänglich?
Quellenlage: Welche Quellen gibt es und
welche wollen Sie bearbeiten? Wie sind sie Ihnen zugänglich?
Kommentar: Insbesondere bei
(philosophie-)historischen Arbeiten ist dies eine wichtige Frage.
Dabei hat die "Zugänglichkeit" eine objektive und eine subjektive
Seite. Wer beispielsweise ein Thema der traditionellen indischen
Philosophie bearbeitet, wird vielleicht Quellen brauchen, die
nicht in Österreich vorhanden sind; wird andererseits aber auch
(subjektiv) in der Lage sein müssen, nicht auf Übersetzungen
angewiesen zu sein.
Umfang der Material- und Literaturrecherchen: Welche
Grenzen
wollen
Sie in der Literatur- oder Quellenarbeit einhalten?
Kommentar: Wenige Themen der Philosophie werden
unter der Voraussetzung bearbeitbar sein, man könne das gesamte
weltweit dazu vorhandene Material überblicken. Daher ist eine
überlegte Abgrenzung notwendig.
Vorläufige Analyse- oder
Auswertungsgesichtspunkte der Quellen: Wie werden Sie die
Quellen auswerten?
Kommentar: Überlegen Sie, welche Analysen Ihrer
Quellen es bereits gibt und wie sich die Ihre darauf bezieht bzw.
davon unterscheidet.
Zeitplan: Bis wann wollen Sie die
wichtigsten Etappen der Arbeit getan haben? Wann soll die Arbeit
fertig sein? Welche äußeren Faktoren können dabei eine Änderung
bewirken?
Kommentar: Eine realistische Zeitplanung kann Hektik
vermeiden helfen. Planen Sie insbesondere für die Abschlussphase
(Korrektur, Einreichung, Begutachtung etc.) ausreichend Zeit ein -
eine frühzeitige Rückfrage bei den zuständigen Stellen (z.B.
Prüfungsreferat, Betreuern oder Gutachtern) lohnt!
Benötigte Mittel: Welche Sachkosten,
Reisemittel, Anforderungen an Beratung und Anleitung werden
anfallen?
Kommentar: Je genauer Sie wissen, welchen Aufwand
Ihre Arbeit erfordert, desto zielführender können Sie auch die
dazu nötigen Mittel und gelegentlich Stipendien aktivieren.
Vorläufige Gliederung: Wie könnten Sie zu
Beginn der Arbeit das Material strukturieren?
Kommentar: Man kann nicht früh genug ein
Inhaltsverzeichnis verfassen, auch wenn es sich im Verlauf der
Arbeit fast sicher verändern wird. Gefährlich ist nur, daran
kleben zu bleiben.
HINWEISE FÜR BIBLIOGRAPHISCHE ANGABEN
Mit einem * versehene Bestandteile müssen
immer vollständig angegeben werden. Hervorhebungen (zB. kursiv
oder unter Anführungszeichen) sind Vorschläge zur Klarheit, aber
nicht verbindlich. "Eventuell:" bedeutet im Folgenden: es ist
abzuschätzen, ob die entsprechende Angabe informativ oder sonst
sinnvoll ist.
Aus dem Internet oder anderen öffentlich
zugänglichen Netzwerken kann zitiert werden. Es ist jedoch zu
empfehlen, von zitierten Texten, die nicht anderweitig
veröffentlicht sind, jedenfalls einen datierten Ausdruck
anzufertigen, da bekanntlich in den Netzen (z.B. im Internet)
nicht alles für immer verfügbar - und entsprechend nachprüfbar -
bleibt. Im übrigen gilt hierbei, was auch sonst gilt:
-- alle verwendeten Quellen sind zu zitieren;
-- nicht alle aufgefundenen Quellen sind (gleich)
zuverlässig.
BÜCHER
* 1. Zuname, Vorname (des Autors /der
Autorin, der Autor/inn/en, des/der HerausgeberInnen, mit
eventuellen Hinweisen auf Pseudonyme oder irrtümliche
Zuschreibung)
* 2. Titel und Untertitel des Werks
3. ("Sammlung, Reihe")
4. Zahl der Auflage (wenn es mehrere gibt)
* 5. Erscheinungsort. Ist er im Buch nicht
verzeichnet: o. O.
* 6. Verlagsname. Ist er im Buch nicht
verzeichnet, entfällt er.
* 7. Erscheinungsjahr. Ist es im Buch nicht
verzeichnet: o. J.
8. Eventuell: Angaben über spätere Ausgaben, auf die
man sich bezogen hat.
9. Eventuell: Anzahl der Seiten und Zahl der Bände,
aus denen das Werk besteht.
10. Eventuell im Fall einer Übersetzung: wenn der
Titel in einer Fremdsprache erschien und es eine deutsche
Übersetzung gibt, ist der Name des Übersetzers, der deutsche
Titel, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr und eventuell die
Seitenzahl anzugeben.
Beispiel:
Mahr, Günther: Die Philosophie als Magd der
Emanzipation. Eine Einführung in das Denken von Arturo Andrés
Roig. (Concordia. Reihe Monographien, Bd. 32) Aachen: Mainz
2000
ZEITSCHRIFTENAUFSÄTZE
* 1. Zuname, Vorname des Autors / der Autorin
* 2. "Titel des Aufsatzes oder Kapitels"
* 3. In:
* 4. Name der Zeitschrift
* 5. Bandangabe und Heftnummer (eventuell
Angabe, ob "Neue Folge" o. ä .)
6. Eventuell: Monat und Jahr des Erscheinens
* 7. Beginn und Ende der Seiten, wo sich der
Aufsatz findet.
Beispiel:
Gürses, Hakan: "Der andere Schauspieler. Kritische
Bemerkungen zum Kulturbegriff". In: polylog. Zeitschrift für
interkulturelles Philosophieren. Jg.1, H.2, S. 62-81
BEITRÄGE IN SAMMELWERKEN, KONGRESSAKTEN u.ä.
* 1. Zuname, Vorname des Autors / der Autorin
* 2. "Titel des Kapitels oder Beitrags"
* 3. In:
* 4. Name der HerausgeberInnen des
Sammelwerks oder: "Autorenkollektiv"
* 5. Titel des Sammelwerks.
6. Eventuell: (Reihentitel und Bandnummer des
Werkes, in dem sich der zitierte Aufsatz findet.)
* 7. Ort, Verlag, Jahr, wie im Fall von
Büchern einzelner AutorInnen
* 8. Seitenzahl wie im Fall von Zeitschriften
Beispiel:
Schirilla, Nausikaa: "Einheit und Vielfalt -
Konstruktionen von Weiblichkeit interkulturell". In: Schneider,
Notker, Ram Adhar Mall und Dieter Lohmar (Hg.): Einheit und
Vielfalt. Das Verstehen der Kulturen. (Studien zur
Interkulturellen Philosophie, Bd. 9) Amsterdam: Rodopi 1998, S.
341-352
INTERNETQUELLEN
Allgemeine Bemerkung nach Bleuel 2001 (siehe unten),
S. 382: "Die Angabe `Online' für eine über Netzwerk zugängliche
Quelle sollte ... angeführt werden. Dies dient der Unterscheidung
zu gedruckten Veröffentlichungen, da Online- Quellen einer
besonderen Problematik unterliegen. Auch der Online-Dienst, z.B.
`Internet', sollte genannt werden, da noch andere Online-Dienste
existieren oder zukünftig andere Netze entstehen könnten. Wenn die
Publikation datiert ist, empfiehlt sich dessen Angabe zwischen
Titel und `Online in Internet'. Bei Verwendung anderer
Zitierweisen kann das Datum beispielsweise auch nach dem
Autorennamen genannt werden."
Konventionen für Zitate aus dem Internet gibt es
(noch) nicht durchgehend. Das folgende Beispiel ist daher eine
Empfehlung.
*AutorIn (wenn nicht
eruierbar: "Anonym")
*Titel des Textes o.ä.
*Angabe des Netzwerkdiensts, z.B.:
Online in Internet:
*Angabe der Quelle, z.B.:
URL: http://mailbox.univie.ac.at/Franz.Martin.Wimmer/expose.html
*Angabe des Datums nach dem Format JJJJ-MM-TT, z.B.:
[2001-10-01]
Das ganze Zitat meiner Fragen zu einem Expose (z.B. einer
Masterarbeit), wenn Sie diese am 1. Oktober 2010 abgerufen haben
sollten, wird also lauten:
Wimmer, Franz Martin: Exposé-Fragen für Masterarbeiten und
Dissertationen
Online in Internet: URL:
http://mailbox.univie.ac.at/Franz.Martin.Wimmer/expose.html
[2010-10-01]
(Die Fragen des obigen Exposes sind formuliert in
Anlehnung an das empfehlenswerte Buch von Otto Kruse, Keine
Angst vor dem leeren Blatt, 12. neu bearb. Aufl.
Frankfurt/M.: Campus 2007).Vgl. auch:
Otto Kruse: Wissenschaftliches Schreiben im
Studium.
Jens Bleuel: Zitation von Internet-Quellen
Diese und andere nützliche Beiträge in:
Hug, Theo (Hg.): Einführung in das
wissenschaftliche Arbeiten ("Wie kommt Wissenschaft zu Wissen?",
Bd. 1 von 4) Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2001.
(Als Buch und als CD erschienen.)
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