Die persische Handschrift, insgesamt 435 mit roter Paginierung versehene Blättern, entstand um 1500  in Schiraz  zur Zeit der Turkmenen-Dynastien und ist eine Abschrift des Chamsa von Nizami, eines der bedeutendsten Werke der persischen Literatur. Sie wird der Schirazer Schule zugeschrieben und gehört zur Gruppe von Handschriften, die den Übergang vom späten Turkmenenstil zum frühen Safawidenstil bildet. Der Name des Schreibers, Sams ad-Din Bin Giyas ad-Din al-Kirmani, und das Entstehungsdatum wird in Kolophonen erwähnt. 

 

Die Maße des Buchblockes belaufen sich auf 242 x 170mm, der Schriftspiegel nimmt davon 165mm in der Höhe und 97 mm in der Breite ein. Die Kalligraphie und die Miniaturen sind auf dünnem gelblich glänzendem Papier, das häufig gerissen und geklebt ist, aufgebracht. Die Schrift ist in Nasta’liq mit schräg nach unten gerichteten Buchstaben zu 14 Zeilen gehalten, die wiederum dreispaltig gegliedert sind. Die dritte Spalte zu 32 Zeilen wurde schräg beschriftet und als Rahmen herumgeführt.

 

Am Anfang der Handschrift stehen eine doppelseitige Illumination sowie am Beginn der einzelnen Kapitel entsprechend ausgearbeitete Titelzierfelder. Es finden sich 29 halbseitige, vereinzelt fast ganzseitige Miniaturen in der Handschrift, die sich zum Teil unregelmäßig nach außen fortsetzen und mit Einzelmotiven den Rahmen durchbrechen. Der Großteil der Miniaturen hat sich sehr gut erhalten. Die Maltechnik und Farbigkeit der Illustrationen sind durchwegs einheitlich, was auf eine einzige (Maler)Hand schließen lässt. Im frühen 16. Jahrhundert hat ein safawidischer Maler bei einigen Blättern Änderungen vorgenommen.

 

Das Chamsa, auf Deutsch Fünfer, ist das Hauptwerk des berühmten persischen Dichters  Nizami,  es handelt sich dabei um ein aus fünf voneinander unabhängigen Dichtungen bestehendes Sammelwerk, das zwischen 1174 und 1209 entstanden ist. Die einzelnen Epen des Chamsa sind: Schatzkammer der Geheimnisse, ein ethisch-philosophisches Werk über diesseitiges und jensseitiges Leben. Die Liebesgeschichten Chusrau und Schirin und Laila und Madschnun (das letztere eine arabische Romeo und Julia Geschichte),  Haft Paikar, die Lebensgeschichte des Sassanidenfürsten Bahram Gur, und die Alexandersage.

Elisabeth Wassertheurer

 

 

Literatur:

Duda, Dorothea, Die illuminierten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek (Katalog). Reihe I: Islamische Handschriften, Bd.4: Persische Handschrifte. Wien 1983.

Sims, Eleanor, Peerless Images – Persian Painting and Its Sources. New Haven and London 2002.

Binyon, Laurence, The Poems of Nizami. London 1928