Ein außergewöhnliches Stück persischer Metallarbeit befindet sich in der Kunstkammer des KHM in Wien. Dieses zwiebelförmige Becken mit Deckel besteht aus Bronze und besticht vor allem durch seinen Dekor mit geriffelten Rautenfelder, die als schmückendes Element die Gesamterscheinung dominieren.

Am unteren Rand des Deckels, sowie am oberen Rand des Beckens flankieren zwei Rankenornamente ein Band, in dem sich lang gezogene Schriftkartuschen mit kleinen Vierpassformen abwechseln. An der breitesten Stelle des Beckens, an der die Rautenfelder aneinandergrenzen, befinden sich weitere Kartuschen mit Schrift.

Neben der zweimal angebrachten Signatur des Handwerkers Shazi (`amal-i Shazi) hat A. Souren Melikian-Chirvani die Inschriften als Verse des Dichters Helali sowie als Teile eines Gedichtes von Halaki Herati identifiziert. Da letzterer ein . lokaler, sonst wenig bekannter Dichter war, stammt das Becken aller Wahrscheinlichkeit nach aus Herat und wurde kurz nach 1500 hergestellt, eine Zeit, in der die Safawiden dabei waren, Persien zu erobern. Wir haben hier also die Möglichkeit ein Objekt der Metallkunst zeitlich und geografisch sehr genau einordnen zu können.

Die geriffelten Rautenfelder, die den Dekor bestimmen, schließen Binnenfelder in Form von Dreiecken und Rauten ein. In diesen Zwischenfeldern finden wir ein im persischen Raum sehr beliebtes Blattrankenmotiv, dessen Mittelpunkt eine zentrale Blüte bildet, die oft als Lotusblüte identifiziert wird. Auf dem Wiener Becken wird das Motiv durch die Gesamtgestaltung in eckige Formen gepresst. Ein Blick auf andere Metallobjekte aus dem persischen Raum zeigt uns die durch Ranken gesäumte Lotusblüte meist in Medaillonform, die häufig zum dominierenden Element der Gesamtgestaltung wird.

Die Gestaltung des Beckens kann im erhaltenen Denkmälerbestand durchaus als einzigartig bezeichnet werden und macht das Becken aus der Kunstkammer zu einem besonderen Objekt in der Geschichte der persischen Metallkunst.

 

 

 

Ursula Haider

 

Literatur:

Allan, James W., Metalwork of the Islamic world, London 1986.
Atil, Esil, u. A., Islamic Metalwork in the Freer Gallery of Art, Washington 1985.
Die Welt des Orients, Kunst und Kultur des Islam, Ausstellungskatalog, Leoben 2007.
Fehérvári, Géza, Islamic Metalwork of the Eighth to the Fifteenth century in the Keir Collection, London 1976.
Melikian-Chirvani A. S., Islamic Metalwork from the Iranian World, 8th – 18th Centuries, London 1982.
Ward, Rachel, Islamic Metalwork, London 1993.