In der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien befinden sich drei außergewöhnliche Gefäße aus grünem Nephrit. Dabei handelt es sich um zwei cirka 5 cm hohe Schalen aus der ersten Hälfte, und einen cirka 12 cm hohen Krug aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Als Entstehungsort wird in allen drei Fällen Samarkand oder Herat vermutet.

Auf welchem Weg diese Objekte nach Wien kamen ist nicht mehr bekannt. Möglicherweise kamen die Gefäße über Portugal nach Wien.

 

Die bootförmigen, spitz-ovalen Schalen sind glattwandig und weisen als einzige Verzierung Drachenköpfe an den seitlich sitzenden Henkeln auf. Wesentlicher Unterschied ist der Fuß, welcher bei der einen Schale ebenfalls spitz-oval ist, bei der anderen jedoch vierpassförmig.

Der Krug besteht aus einem äußerst bauchigen Korpus und einem fast senkrechten Hals, wie ihn laut Helmut Trnek auch zahlreiche Metallkrüge jener Zeit aufweisen. Der Übergang und der obere Abschluss werden durch Riefen betont. Die Dekoration ist auf ein Minimum reduziert, einzig der Henkel weist eine Art Flechtornament auf.

 

Die Datierung der Schalen fällt in die Zeit des timuridischen Herrschers Ulugh Begs (reg. 1447-49), ein Enkel Timurs, des Lahmen, der um 1400 weite Teile Asiens eroberte  und in Samarkand seine Hauptstadt errichtete.  Zwar wurden schon bei früheren Eroberungszügen einzelne Jadeblöcke erbeutet, aber erst unter Ulugh Beg gelang es sich der großen Jademinen Mogholistans zu bemächtigen.

Aufgrund der formalen Strenge und der Aufgabe des Drachenthemas zugunsten eines vereinfachten Ornaments, wird der Krug später datiert.

 

Die Bootform der Schalen geht auf iranische Stücke zurück, die dort bis zum 15. Jahrhundert gefertigt wurden. Obwohl auch diese mit Drachenköpfen verziert waren, greifen timuridische Objekte in dieser Hinsicht vor allem auf  das mongolische Kulturerbe und, in der oft recht stilisierten Ausarbeitung, auf chinesische Vorbilder zurück.Die Schalen illustrieren so den synkretistischen Charakter der timuridischen Kunst Mittelasiens im 15.Jahrhundert.

 

Den Drachenkopf finden wir auch auf anderen Gegenständen, wie Schwertgriffen und Kerzenständern. Es handelt sich also mehr um ein Symbol der Dynastie, das deren kriegerische Stärke versinnbildlicht, als um ein rein dekoratives Element.

Ursula Haider

 

 

Literatur:

Seipel W. Hg, Exotica, Ausstellungskatalog des KHM, 2000.

Lentz T. und Lowry G. Hg, Timur and the Princely vision, Los Angeles, 1989.

Born W. Some eastern Objects from the Hapsburg Collections, in: the Burlington Magazine, July – December 1936