Adarga ist die Bezeichnung für eine Schildform aus Tierhäuten, die ursprünglich im nordafrikanisch-maurischen Gebiet bei Gefechten in der leichten Reiterei benützt wurde. Ihre Elastizität und Widerstandsfähigkeit gegen Lanzen- und Speerangriffe sowie ihre Leichtigkeit waren ihr Markenzeichen und daher sehr verbreitet. Später wurden Adargen aber hauptsächlich von der maurischen Nobilität bei repräsentativen Anlässen wie zum Beispiel bei Kampfspielen verwendet. Im späten 15. Jahrhundert wurden Adargen auch beim christlichen Adel sehr populär, wobei sie ihre Anwendung vornehmlich in Spanien bei Waffenspielen, den so genannten juegos de canas und den alancias fanden.

Dieses hier präsentierte Beispiel eines Maurischen Schildes gehört zur Kategorie Luxuswaffen von höchster Qualität. Neben einem  zweiten Exemplar in der Madrider „Real Armeria“  ist es das einzig noch erhaltene prachtvolle Stück seiner Gattung. Es befindet sich heute in der Hofjagd-und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums.

Über den Erwerb dieses Prunkschildes gibt es bislang nur Vermutungen: Sowohl über Philip I von Österreich, König von Kastilien und Granada (1478-1506) als auch über Kaiser Karl V (1500-1558) könnte dieses wertvolle Stück seinerzeit in die Ambraser Sammlung Erzherzog Ferdinands von Tirol gelangt sein. Als im 19. Jahrhundert fast alle Rüstkammern der österreichischen Linie der Habsburger in Wien zusammengelegt wurden, entstand eine Sammlung von allerhöchstem Niveau, die zu den weltbesten ihrer Art gezählt wird.

Dieser hier abgebildete Schild besteht aus zwei zusammengenähten Rindshäuten in Form eines Doppelovals, dessen Mittelachse durch einen eingenähten Stab verstärkt wird, wobei die Form die Ornamentierung diktiert. Ein konzentrisches Schriftband ruft, der äußeren Form folgend, in ständiger Wiederholung Allah an, ebenso trägt die obere Seite des Handpolsters die Inschrift „Allah ist der Lebendige“.  Die helle Außenseite ist glatt und schmucklos, während die Innenseite mit schwarzen, gelben, blauen, roten und weißen Seidenfäden reichhaltig verziert ist. Palmetten, achtteilige Blütenblätter und ein zwölfzackiger Stern bilden die Hauptmotive der Innenseite.

 

 

Dorothea Berndsen

 

Literatur:

„Al-Andalus“: The Art of Islamic Spain. Ausst. Kat. Metropolitan Museum of Art,  New York 1992.

Beaufort-Spontin, Christian; Pfaffenbichler, Matthias: Meisterwerke der Hofjagd-und Rüstkammer. Kunsthistorisches Museum, Wien 2005.

Brentjes, Burchard: Die Kunst der Mauren. Köln 1992.

Guichard, Pierre: Al-Andalus. Acht Jahrhunderte muslimischer Zivilisation in Spanien. Berlin 2005.

Funcken, Fred, Liliane: Historische Waffen und Rüstungen. Niederhausen/Ts  2001.

Hattstein, Markus; Delius, Peter: Islam. Kunst und Architektur. Köln 2000.