Dieses weltweit bedeutende Textil, das Grabtuch Rudolf IV (1339-1365) ist ein Seidenbrokat, der zur Gruppe der „ Panni Tartarici“ gehört, wie Seidenstoffe aus dem Orient genannt wurden. Webtechnisch ist dieses kostbare Tuch ein Lampas, das heißt Basis und Musterung haben verschiedene Webarten. Die ursprünglichen Farbe waren rot  und  grün, vergoldete Silberfäden erhöhten den Glanzeffekt.

Die Masse des overallähnlichen Mittelteils sind 172x49cm. Die Musterung ist in Bändern angeordnet, eine typische Webform des Orients. Ein breiter Streifen in arabischer Sulus Schrift ist eingefasst von einem Fries aus laufenden Tieren, das auf buddhistisches Gedankengut weist; ein Streifen aus ovalen Medaillons alternierend mit Rautenformden ist von Ranken begleitet, in denen Pfaue eingewebt sind. Diese flächendeckenden Pflanzenformen lassen chinesischen Einfluss erkennen. Aber erst die von Ambros gelesene Inschrift gibt deutliche Auskunft über die Herkunft. Sie lautet: „Ehre sei unserem Herrn, dem erhabenen Sultan, dem Großkönig verherrlicht im Ruhme, Höhe des Diesseits und der Religion, Held Herrscher, Gott erhalte immerwährend seine Herrschaft.“

Abu Sa`id (reg.1316-1335), der letzte Vertreter der Ilkhane in Persien, machte Täbris zu seiner Hauptstadt und zu einem bedeutenden Umschlagplatz für Waren und Kultur an der Seidenstrasse. Besonders berühmt waren seine fürstlichen Tiraz Werkstätten, in denen er die besten Seidenweber des Reiches zusammenzog.

 

Wie dieser Seidenbrokat nach Mailand kam und für Rudolf den IV verwendet wurde, konnte bis jetzt nicht geklärt werden. Ob der Jägermeister  Kreusbach diese Kostbarkeit von seinen Besuchen beim Hl.Grab mitbrachte, ob es ein Stück war, das über die Seidenstrasse nach Venedig gelangte,  oder ob es sich um eine Zweitverwendung handelte,  wie  Arne Ambros und  Gerhard  Ederndorfer annehmen.

 Elisabeth Irsigler

 

Literatur

Ackermann, Phyllis : A Survey of Persian Art, Bd.V.;

Ambros,Arne , "Der arabische Text auf dem Grabtuch für Herzog Rudolf IV. von Österreich, Wiener Zeitschrift fuer die Kunde des Morgenlandes, Bd. 83 (1993), S.  26-30

Katalog des Erzbischöflichen Dom,- und Diözesanmuseums, Wien 1973.