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I Einleitung[1]
©
W for Wikileaks, Creative Commons,
User:
Computerphile.net
Wikileaks
markiert
einen medialen Umbruch, der die Redaktionssysteme des traditionellen
Journalismus auch ausgehend vom öffentlichen Diskurs auf seine
materiellen
Voraussetzungen hin befragt und den Wert und die Qualität von
Informationen in
einer digitalen Wissens- und Informationsgesellschaft
nachdrücklich zum Thema
macht. Die meisten traditionellen Journalist/innen verlieren sich dabei
in
sinnlosen Verwerfungen[2]
und zeigen damit nur an, dass es ihnen an grundlegenden
computerbezogenen,
informatischen und netzwerkanalytischen Kompetenzen fehlt.
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II Attacken
©
Matrix, Wachowski Brothers (1999) Warner Brothers
Die durch kein einziges (vor
allem durch kein
amerikanisches) Gesetz gedeckte Verfolgung von Wikileaks kommt
– wie Christian
Ströbele betonte – einer Hexenjagd gleich, die
direkt an die McCarthy-Ära
erinnert.[3]
Sogar Helmut Schmidt verurteilte den Angriff der USA auf Wikileaks:
»Das wirkt wie
Rache, und das ist es auch.«[4]
Aber in wie vielen Büros dieser Welt wurde die in der
Tradition des investigativen
Journalismus stehende Veröffentlichung von geheimen Dokumenten
als »gefährlich«
eingestuft, so als ob es sich um eine militärische Attacke auf
die gegenwärtige
Weltordnung handeln würde. Dabei handelt es sich nur um ein
symbolisches
Aushebeln von eingeschliffenen Informationskanälen in
Journalismus, Diplomatie,
Verwaltung, Politik oder Wirtschaft. Der Widerstand im Info-War
zielt auf die medientechnischen Voraussetzungen unserer
Gegenwart, die der traditionelle Journalismus der Tendenz nach
ausblendet. Denn
in den Chefetagen der Medienkonzerne sitzen scheinbar nur mehr
»embedded
journalists«, deren Ausbildung schon einige Jahre her ist.
Es scheint so, als
ob das Wissen um Programmiersprachen, Wirtschaftsinformatik, digitale
Daten-
und Finanzströme, Sicherheitsdispositive oder globale
Überwachungs- und
Disziplinierungsformen nicht in die traditionellen Redaktionssysteme
durchdringt, obwohl diese Bereiche schon seit geraumer Zeit diskutiert
wurden[5]
und mit Filmen wie »Matrix« (1999) auch Eingang in
die Populärkultur fanden. Mit
Wikileaks werden eben diese Wissensformen kritisch und mitten in einem
sinkenden globalisierten Empire aus der Perspektive der
Open-Source-Bewegung
und der (keineswegs kriminellen) Hackerethik[6]analysiert
und umgewertet. Ein Empire, das am Beginn des 21. Jahrhunderts mit
Sicherheit nicht nur aus konservativen und reaktionären
Kreisen
der Vereinigten
Staaten besteht, wenngleich dort wohl nach wie vor sehr viele
Fäden des – auch von Assange modellierten
– Netzwerks
gezogen
werden. Und diese Fäden wurden lange Zeit nicht mehr zum
Gegenstand der
Analyse, schon gar nicht einer kritischen Klassen- und mithin
Machtanalyse.
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III Schaltungen
© Mission Control Center, Wikimedia Commons, User: NASA
Wer also heutzutage eine
dezidiert unabhängige Meinung im
Netz öffentlich machen will, riskiert, dass seine Kreditkarten
und Überweisungs- möglichkeiten kybernetisch ausgeschaltet werden (was auch zum
Jobverlust führen kann). Komisch dabei nur, dass
Wikileaks das Denken in den Redaktionsstuben informatisch und material
wieder eingeschaltet hat, weil der
Berufsethos
des Journalisten – oder auch des Historikers – per definitionem nicht an einer
gelieferten Quelle vorbeigehen
kann, egal ob sie nun aus Papier über das Archiv oder den
Buchhändler bzw. über
Bits und Bytes in Glasfaserkabeln ankommt. Und nun sind diese Quellen
auf
unseren Bildschirmen da und dienen als Grundlage journalistischer,
diplomatischer aber auch juristischer Beweisverfahren, da das, was wir
wussten
oder zumindest ahnten, nun auch auf dem Tisch bzw. Desktop liegt. Die
traditionellen journalistischen und auch wissenschaftlichen Praktiken
verschieben sich, wenn etwa die Operation des Zitierens nunmehr
über den Link
auf ein cable läuft oder
schaltet.
Auch die Revolution in Tunesien hatte – neben vielen anderen
Beispielen – mit cables
zu tun, welche die Bereicherung
und Korruption des Machthabers Zine El Abadine Ben Al belegen konnten.
Die cables umfassen mithin nicht
nur das,
was wir je schon wussten. Denn auch das, was wir wussten, haben wir
jetzt als
Beweis schwarz auf weiß.[7]
Dabei
hat Assange mit dem Wikileaks-Manifest[8]
eine einfache und plausible (nicht antikapitalistische, sondern eher
libertär-anarchische)
Theorie der Verschwörung ins Netz gestellt, welche mit einer
machtkritischen
und kybernetischen Netzwerkanalyse operiert und gerade dadurch
paranoische
Regierungsmaschinen und Verfolgungsapparate als ziemlich real
erscheinen lässt,
indem sie allererst öffentlich sichtbar werden. Denn wird die raison d'État auf ihr strukturelles oder netzwerkartiges Schalten
und Walten hin befragt,
kippt sie aus dem scheinbar rationalen Denken der Sicherheit und der
Überwachung ihrerseits in die Paranoia und lässt
erneut real werden, was wir
aus Spionagefilmen oder -romanen nur allzu gut kennen. Fast wie bei M.
C.
Escher verdrehen sich die Verbindungen und Verschaltungen zwischen
Verfolgung
und Verschwörung. Und diese Verschwörungen stellen
– so Assange im Manifest –
eine informationsverarbeitende Maschine dar:
»Verschwörungen
nehmen Informationen über die Welt in der sie agieren (die
konspirative Umwelt) auf, führen sie durch
Verschwörer und lassen sie auf das
Ergebnis einwirken. Wir können Verschwörungen als
einen Typ Apparat betrachten,
der einen Input hat (Informationen über das Umfeld), ein
berechnendes Netzwerk
(die Verschwörer und ihre Verbindungen untereinander) und
Outputs (Handlungen,
die darauf abzielen, das Umfeld zu erhalten oder zu
verändern).«[9]
Und
so sind etwa die diplomatischen Akteure über In- und Outputs
in einem
beinahe hermetisch abgeschlossenen System verschaltet und kommen nur
schwer aus
diesen Rückkopplungen heraus … Schlafende Hamster
im Rad.[10]
Wikileaks setzt genau hier an und bricht diese geschlossenen Systeme
symbolisch
und technologisch auf. Es geht dabei schlicht um Informationsfreiheit
und freie
Meinungsäußerung im Cyber-War.[11]
IV
Verschwörungen
©
Invasion of the Body Snatchers, Philip Kaufman (1978) United Artists
Musste man nicht jahrelang herumlaufen und sich die Frage
stellen, wo all die plausiblen und rational abgesicherten Machtkritiken
hin
sind, die seit den Siebzigerjahren (und im Grunde schon davor) mit den
Formationen des (linken) Protests verbunden waren? Und war Machtkritik
– egal
ob im Sinne der Frankfurter Schule oder im Sinne der
französischen Philosophie
nach dem Mai 1968 – nicht immer schon mit Figurationen einer
kapitalistischen
respektive antikapitalistischen Verschwörung verbunden? Es
will einem so
vorkommen, als ob seit dem Zusammenbruch der realsozialistischen
Staaten jedes
Denksystem, das einen grundlegenden Spalt der sozialen Ungleichheit
oder
ökonomischen Instabilität in der kapitalistischen
Organisation unserer
Gesellschaften konstatierte, sich dem Vorwurf der
Verschwörung(-stheorie)
gegenübersah. Wer also mit Gegensätzen wie
Bourgeoisie/Proletariat,
Kapital/Arbeit oder Regierende/Regierte operierte, setzte sich
– wie Assange
und Wikileaks – dem Vorwurf der Verschwörung selbst
aus. Jedes Mal, wenn sich
(vor allem) die Regierungen des Empire unter ihrer über Star
Wars
funktionierenden byzantinischen Kuppel (Toni Negri)[12]
Kritik ausgesetzt sahen, lag der Vorwurf der
Verschwörung(-stheorie) im Raum.
Nicht
zuletzt deshalb hat Peter Weibel
in Bezug auf Wikileaks sehr hellsichtig betont:
»Das ist
eine wunderbare
Einrichtung, eine der größten Errungenschaften: die
Kontrolle jener Organe, die
sich normalerweise der Kontrolle entziehen. Die Shakespearesche Welt
der
Intrige hat bis zum 19. Jahrhundert gegolten. Heute leben wir in einer
Welt der
Paranoia. Die Regierungen haben diese Paranoia und daher Angst vor
Enthüllungen. Wären es demokratische, transparente
Regierungen, hätten sie
keine Angst. Doch die Regierungen haben vieles zu verbergen, weil sie
Verschwörungsstrukturen haben.«[13]
Man
kann es kaum besser sagen. Das Regieren selbst ist seit
jeher – und historisch verifizierbar – mit
Figurationen der
Verschwörung und mithin mit dem »verfolgten
Verfolger«
(so
definierte schon Kraepelin die Paranoia) verbunden. Und ob mit Adorno
oder
Foucault: Irgendwie, irgendwo, irgendwann geht es dabei um Kontrolle
der
Ausgeschlossenen. Auch Manfred Schneider hat jüngst in seinem
Buch
»Das
Attentat. Kritik der paranoischen Vernunft«[14]
auf diese Zirkel der paranoischen oder auch panoptischen
Überwachung
hingewiesen. Und für Pierre Bourdieu waren selbst die
Intellektuellen
Klassifizierer unter Klassifizierten bzw. Objektivierer unter
Objektivierten,
so wie für Luhmann die Individuen in ganzen Beobachterkaskaden
(1. Ordnung, 2.
Ordnung, etc.) systematisiert sind. Regieren, Unterdrücken und
Kontrollieren heißt dabei immer das Ereignis, den
Zufall, das Minoritäre, Einzigartige und Kontingente
systematisch abzusichern,
abzudrängen, ja, auszuschalten. »Die
Körperfresser kommen« (1978) und sind seit langer
Zeit schon unter uns. Es steht System gegen Entropie, Ordnung gegen
Chaos. Dies ging historisch in vielen Fällen direkt auf den
(zumindest
symbolischen) Tod jener Person, die sich oder gegen die man sich
verschworen
hatte. Verschwörungen sind dabei historisch verbürgt
und verbrieft. Sie sind mithin
auch in der Gegenwart wissenschaftlich verifizierbar. Ganz egal, ob sie
nun von
Regierenden oder Regierten ausgehen.
Erinnern wir uns etwa an die
Verschwörung
von Brutus gegen Cäsar, an die Babington-Verschwörung
gegen Elisabeth I., mit
der Maria Stuart auf den Thron hätte gebracht werden sollen,
oder – uns historisch
näher – den sog.
»Röhm-Putsch« (auch »Nacht der
langen Messer«) mit dem die Nazi-Paranoia sich sogar
innerhalb der NSDAP
konspirativ verdoppelte. Reflektieren wir noch einmal den historischen
Guy
Fawkes, von dem man in England immer noch sagt, dass er vielleicht der
einzige
war, der je das Parlament mit ehrlichen Absichten betreten habe. Denken
wir
auch an François Noël Baboeufs
»Verschwörung der
Gleichen«, die in der französischen Revolution eine
gewichtige Rolle für die
Linke spielte. Und gedenken wir der Résistance in Frankreich
und der
Widerstandskämpfer des 20. Juli (»Operation
Wallküre«) die sich ja auch
kämpferisch gegen die Nazis verschworen hatten. Aber auch
Nixons Tonbandaufnahmen
zeugen im Rahmen von Watergate von
einem Dispositiv der Verschwörung. Auf eine bestimmte Art und
Weise haben sich
immer schon Einzelne oder Gruppen über geheime Abmachungen
gegen andere
verschworen. Im Guten wie im Bösen.
Bemerkenswerterweise klafft aber
zwischen Watergate und Cablegate ein zeitlicher Abgrund in dem
das Konstatieren von
paranoischen Bespitzelungen seitens der Bürokratien oder
Staaten abgedrängt zu
sein schien. Der Watergate-Skandal hatte noch die gesamte
internationale
Protestbewegung – die sich in den globalen Ereignissen von
1968 bündelte – und
damit auch eine kritische Öffentlichkeit gegen sich. Dem kommt
man im 21.
Jahrhundert nur netzwerkanalytisch und programmiertechnisch bei, wenn
man den
sozialen Raum immer auch als einen medialen Raum begreift. Die
diskursökonomisch und mediensoziologisch zirkulierende
Information wird so zum
entsubjektivierten Informanten.
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V. Regierungsmentalitäten
© Khephren Pyramide, Creative Commons, User: Daniel Fafard
(Dreamdan)
Figurationen der
Verschwörung und
der Paranoia sind dem Regieren und der Macht also immanent. Sich mit
dieser Verschwörungsstruktur zu befassen
ist
eine traditionsreiche Form der Machtkritik der
Siebzigerjahre wie wir sie im Bereich der Literatur u. a. bei Robert
Shea, Robert Anton Wilson oder Thomas Pynchon hervorragend
poetologisiert
finden.[15]
Ist moderne Politik oder moderne Kritik der herrschenden
Souveränitäten nicht
immer schon mit Figuren der Verschwörung verknüpft?
Setzt nicht schon
das »Kommunistische Manifest« eine internationale
Verschwörung in Szene, im Rahmen derer sich die
Mächtigen Alteuropas gegen die
Verworfenen der Höllenmaschine des Kapitalismus
verbünden? Und spielt Marx
nicht gleichzeitig damit, dass die Kommunisten – fast wie bei
Wikileaks –
ihrerseits vom Vorwurf der Verschwörung betroffen sind?
»Ein
Gespenst
geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten
Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst
verbündet, der
Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische
Radikale und deutsche
Polizisten.«[16]
Vor allem
deutsche Polizisten … Und war Bakunin nicht ein Meister der
Verschwörung ersten
Grades, was ihm gerade seitens Marx scharfe Kritik eintrug? Das politische Denken oder die politologische
Analyse hebt mithin mit Elementen der Verschwörung
an, die im Grunde
nichts anderes braucht als den Hinweis darauf, dass empirisch
bestimmbare
Gruppen, Institutionen, Netzwerke oder Lobbys eine Art von
Regierungsmentalität
etablieren. Im Umfeld dieser Mentalität kommt es zu einer
Überlappung von
Erkenntnis und Interesse (Habermas) oder von Wissen und Macht
(Foucault). Eingehend
diskutiert wurde dies im 20. Jahrhundert – auch mit der
Antiquiertheit des
Menschen[17]
–
anhand der fatalen Rolle der Physiker beim Bau der Atombombe. Wo fragt
man
indes heute noch nach den »repressiven Funktionen«
der Wissenschaft als Form
der instrumentellen Vernunft und mithin als Herrschaft? Wer untersucht
eigentlich noch die gegenwärtigen Wissenschaften im Blick auf
ihr Verhältnis zu
Wissen und Macht? Die bestallten und opportunen Intellektuellen, die
als
unpolitische Kopfarbeiter und Wissenskapitalisten ihre
Kritikfähigkeit an den
Pforten der Universitäten und Akademien der Wissenschaften
abgegeben haben?
Diese diskursiven und epistemischen »Schatzbildner«
(Marx) bei denen die
Derridasche differ(a)nce
– die ja
äußerst klug den medientheoretischen Unterschied
zwischen Schrift und Sprache
markierte – zu der von Bourdieu beschriebenen distinction
verkommt? Wohl eher nicht. Dann doch eher
investigativer Journalismus aus dem vermeintlichen Off. Und nichts
anderes wird
von Wikileaks ins Spiel gebracht.
Eine geheime Abmachung, die
nicht für die Öffentlichkeit
bestimmt ist, aber sich direkt auf andere auswirkt, ohne dass diese
anderen es
wüssten, wäre daher eine Art verschworener
Regierungsmentalität. Wenn – um hier
nur ein konkretes Beispiel zu geben – die Raiffeisenbank im
sozioökonomischen
und medialen System Österreichs all ihre Macht dazu verwendet,
dafür Sorge zu
tragen, dass sie weder positiv noch negativ in den Medien genannt oder
erwähnt
wird – die wirklich unabhängige Wiener
Obdachlosenzeitschrift Augustin hat dies jüngst gezeigt[18]
–, dann stellt dies ein regierungsmentales
Verschwörungsdispositiv dar. In
diesem – immer mit dem Sozialen und der Gesellschaft
verbundenen – Dispositiv
soll unsichtbar und intransparent bleiben, was in einer Demokratie
eigentlich
die Öffentlichkeit erzürnen müsste. Doch was
sind schon die infamen Leben der
Obdachlosen wert?
Dies zeigt an, dass die
(netzwerkanalytische, mathematische
und relationale) Analyse von Assange exakt das erreicht hat, was es zu
erreichen galt. Mögen die Staatsparanoiker dieser Welt zu
grübeln beginnen, wie
sehr sie in eben diese Paranoia verstrickt sind. Zumindest muss man
konstatieren, dass nur durch investigativen Journalismus
klar geworden ist, dass die Regierenden
paranoische Maschinen
freisetzen und imaginierte Feinde als Sündenböcke auf
das Brutalste verfolgen
(die Muslime), körperlich auf das Schlimmste
demütigen und erniedrigen
(Guantanamo[19]
und Abu-Ghraib) und ohne juristische Grundlage juristisch belangen
wollen
(Assange). Dabei setzen diese Denunziationsstrategien die Angeklagten
schon vor
einem unabhängigen Gerichtsurteil in ein mentales
Gefängnis. Was geschieht hier
mit der Unschuldsvermutung? Zutiefst hoffen kann man nur, dass dabei
die Liebe
zu elektrischen Stühlen nicht tatsächlich in
Veranschlagung gebracht wird
(psychisch oder gar physisch). Wie es im Moment wohl um Bradley Manning
steht?
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VI Kriegsmaschinen
©
Starship Troopers, Paul Verhoeven (1997) Tristar Pictures
»War
against
Communism«, »War against Drugs«,
»War against
HIV«, »War against Serbia«,
»War against
Terror«, »War against Wikileaks«
… Eine Kriegserklärung folgt der
anderen. Einem Völkerrechtsbruch folgt ein weiteres illegales
Vorgehen gerade
weil sich global niemand dem ersten Rechtsbruch entgegengestellt hat.
(Und
erinnert der fundamentalistische Mordaufruf gegen Assange nicht
spiegelbildlich
an die Causa der Satanischen Verse?) Sehr früh hat Peter
Handke nach dem
Angriff auf Serbien eingemahnt, dass nur mehr auf dem Muroroa-Atoll ein
Gerichtshof (der Vernunft) Platz fände, der dagegen vorgehen
könnte. Der Rest
ist leider schon Geschichte. Wir leben in einer Welt (kollektiver und
religiöser) Kriegsgeilheit, wie sie der Niederländer
Paul Verhoeven in
»Starship Troopers« (1997) fast prognostisch in
Szene gesetzt hat. Ein Film,
der eher nicht faschistisch war, sondern sehr konkret dem Empire einen
faschismuskritischen Spiegel vorhielt. Die anderen, das sind nur mehr
die –
tierischen oder technischen – Wanzen, die Bugs.
Dieser Umstand lässt
aber im Gegenzug vermuten, dass die
zivilen Räume unserer Gesellschaft ihrerseits nach wie vor von
militärischen
(Geheimdienst-)Logiken und Kriegsstrategien durchzogen sind. Denn das
Verfolgungsdispositiv, welches Julian Assange von
Vergewaltigungsvorwürfen über
die Sperrung von Kreditkarten und Paypal-Konten bis hin zu
Fußfesseln zur
Zielscheibe der Macht werden ließ, macht eines klar: Die
Kräfte der Bourgeoisie
(Marx), die Regierenden in Kontrollgesellschaften
(Deleuze/Guattari/Foucault),
die herrschenden Interessen (Habermas), das Empire (Hardt/Negri), die
globalen
Eliten (Sennet) oder – dies alles bündelnd
– der Kapitalismus im Allgemeinen
sind bereit, die vorhandenen und etablierten Machttechnologien auch
– und
vielleicht gerade dann – einzusetzen, wenn gegen jemanden nichts vorliegt. Und kybernetisch
gesteuert werden dabei
Wirtschaft, Gesellschaft und Politik jederzeit und permanent. Ob man
dies nun
als Barbarei oder als Überzivilisation interpretiert ist im
Grunde
gleichgültig. Unerträglich ist es auf dem Weg
»Zum ewigen Frieden« Kants
allemal.
Doch hinter der Maske des
Verschwörers Guy Fawkes lugt der
allgemeine Wunsch nach Widerstand hervor. Mit Wikileaks hat eine
»digitale
Revolution« stattgefunden, die uns an die
Materialität unseres Redens,
Schreibens und Handelns erinnert, gerade dann, wenn man im Umfeld des
Journalismus tätig ist. Unsere Welt besteht aus
Manipulations-, PR- und
Propagandamaschinen der Vereinnahmung, wie sie auch von
Félix Guattari und
Gilles Deleuze eingehend beschrieben wurden, die sich trotz aller
vehementen
Kritik an den Staatsbürokratien des Realsozialismus dabei auch
auf marxistische
Positionen berufen haben und nachdrücklich einen anderen
Sozialismus
anvisierten:
»Die Macht
der Minderheit,
der Besonderheit, hat ihr Vorbild oder ihr universelles
Bewußtsein im
Proletarier. Wenn sich aber die Arbeiterklasse durch einen gewonnen
Status oder
gar durch einen theoretisch eroberten Staat definiert, erscheint sie
nur noch
als ‚Kapital‘, als Teil des Kapitals (des variablen
Kapitals), und kann sie die
Ebene und den Plan
des Kapitals
nicht verlassen. Allenfalls wird der Plan bürokratisch
[…] Es ist häufig
vorgekommen, daß der Kapitalismus nicht lebensfähige
Staaten seinen
Bedürfnissen entsprechend unterhalten und organisiert hat, und
zwar gerade deshalb,
um Minderheiten zu vernichten. Es geht also für Minderheiten
eher darum, den
Kapitalismus abzuschaffen, den Sozialismus neu zu definieren und eine
Kriegsmaschine zu schaffen, die sich mit anderen Mitteln gegen die
weltweite
Kriegsmaschine wehren kann.«[20]
Dabei
ist mit allem
Nachdruck zu betonen, dass diese widerständige und
revolutionäre Kriegsmaschine
in zutiefst friedlicher Absicht und nur zur Verteidigung des
marginalisierten
Außen ins Feld gesetzt wird. Denn:
»Es
gibt eine schizophrene
Begeisterung für das Werkzeug, die die Arbeit in freie
Tätigkeit übergehen
läßt, und eine schizophrene Begeisterung
für die Waffe, die sie zu einem Mittel
des Friedens werden läßt, die zum Frieden
führt.«[21]
Denn
erst wenn der Schatten der Schlacht den gesamten sozialen Raum besetzt,
droht der totale Krieg:
»Faschismus gibt es dann,
wenn in jedem Loch, in jeder Nische eine Kriegsmaschine
installiert wird.«[22]
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VII (Post-)Demokratien
©
European Parliament Brussels, Wikimedia Commons, no User
Und man sollte nicht und nie
vergessen, dass die
Programmierer der Open-Source-Bewegung und der Hackerszene
wahrscheinlich jene
sind, welche die medientechnischen Voraussetzungen und Regeln unserer
Politik
oder unserer Ökonomie sehr gut nachbuchstabieren
können, gerade weil Politiker
oder Intellektuelle der Tendenz nach von solchen medialen
Infrastrukturen im
besten Fall eine Ahnung haben. Das Wikileaks-Manifest zeugt von einem
immensen medien-soziologischen (und
d. h. auch
relationalen und netzwerkanalytischen) Wissen und Verständnis,
gerade weil die
programmiertechnischen Voraussetzungen (nicht nur) der Diplomatie,
sondern
jeder Staatlichkeit sehr gut und realistisch modelliert wurden. Damit
ist die
Demokratie keineswegs in Frage gestellt, wie manche monieren. Im
Gegenteil: Die
westlichen Post-Demokratien (Jacques Ranciére)[23]
sind mit einem Kapital-Parlamentarismus (Alain Badiou)[24]
verbunden, gegen den die Verteidigung der Gesellschaft (Michel Foucault)[25]
und der Republik bzw. Demokratie erneut von Unten nach Oben
erkämpft werden
muss, nachdem in den letzten beiden Jahrzehnten ein
autoritäres Top-Down immer
stärker zur ausnahmslosen Regel wurde.
Bei aller Liebe zur
repräsentativen Demokratie scheinen die
revolutionären Widerstandslinien wegen einem Überhang
an Repräsentation sehr
viel mit Partizipation zu tun zu haben. Zu konstatieren, dass unsere
Demokratien in dieser »Zeit der Monster« (Slavoj
Žižek)[26]
mehr und mehr ausgeschaltet werden, ist dabei etwas grundlegend
anderes, als
die Demokratie per se abzulehnen.
Und
Widerstandslinien wie jene von Wikileaks öffnen –
zuerst im virtuellen Raum des
Netzes, dann Stück für Stück im Realen
– nach langer Zeit die Repräsentations-
und Partizipationsmöglichkeiten der Regierten, die in einem
geschlossenen
System vom großen Bruder fast schon zur Gänze
ausgeschaltet wurden … Politische
und staatsbürgerliche Unsichtbarkeit … 1984
… neoliberaler Newspeek.
Es geht also mit Wikileaks auch um die demokratische
Öffnung geschlossener Herrschaftssysteme, die angesichts der
Finanzmarktdiktatur wahrlich vonnöten wäre und sei es
auch nur im Sinne einer
Finanztransaktionssteuer. Doch von wo aus wird sie – trotz
Beschluss des
Europäischen Parlaments – auf globaler Ebene
umgesetzt? Muroroa-Atoll?
Dabei lassen z. B. die
Reaktionen im State Department real
werden, was wir nur in
verschwörungstheoretischen oder paranoischen Hollywoodfilmen
vor Augen geführt
bekamen: »Man
nimmt sehr viel Aspirin in
der 7. Etage des State Department« berichtete Martin Klingst,
ganz
traditioneller ZEIT-Korrespondent in Washington:
»Wer in
diesen Tagen erfahren
will, wie Amerikas Außenministerium den diplomatischen
Schaden einzudämmen
versucht, muss sich jenseits der Mauern und Ohren des State Department
mit
Mitarbeitern treffen. Zu einem Spaziergang am Ufer des Potomac, auf
einer
Parkbank im kalten Abendnebel oder im dichten, anonymen
Gedränge der Vorhalle
einer Universitätsklinik. Aus Angst vor ungebetenen
Zuhörern musste ein Café
fluchtartig verlassen werden.«[27]
Panik
und Flucht beherrschen die Sinne
des State Departments, die schon lange von Technologien des Unbewussten
durchzogen sind.[28] Was bis dato Treffpunkt des
Aufdeckungsjournalisten und seines
Informanten war, wird nunmehr zum Ausweichort der Beamten selbst, die
schlicht
eines vor Augen führen: Sie selbst sind genauso verschworen
und paranoid wie
jene, die sie (oftmals illegal, doch: Wo kein Kläger, da kein
Richter!)
verfolgen. Ach, trauriges Los des Paranoikers!
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VIII
Kinematographien
©
The Insider, Michael Mann (1999) Touchstone Pictures
Und wieder dieser Eindruck wie bei 9/11: It’s
like Dreamworks! It’s like
Hollywood! Alles läuft so wie in einem Polit- oder
Aufdeckungsthriller.
Jüngst zu sehen in »Fair Game –
Nichts ist gefährlicher als die Wahrheit« (2010) wo mit Sean Penn und
Naomi Watts sehr plausibel und realistisch die Affäre der
CIA-Agentin Valerie
Plame nachgestellt wurde, bei der es um die Tatsache ging, dass Saddam
Hussein
eben keine Massenvernichtungswaffen bauen ließ. Fiktion?
Mitnichten … Dieser
Film beruht auf wahren Begebenheiten!
Aber auch
Tom Tykwer hat sich ein gehöriges Maß an
kritischem Denken erhalten: Sei es, dass er für Alexander
Kluge das Fetischcharakterkapitel aus
Marx’ Kapital
brillant – wenngleich vom DVD-Format her nicht sehr medien-
und d. i.
öffentlichkeitswirksam – verfilmt hat,[29]
sei es, dass er mit »The International« (2008) eine
an den Kassen erfolgreiche
aber sehr deprimierende Analyse der globalen Finanzmärkte
vorlegte, nach der es
nichts mehr hilft, der Hydra des kapitalistischen Systems einen
einzelnen Kopf
abzuschlagen. Für Tykwers Produktionsbedingungen gilt indes
auch das, was
Oliver Stone nach »Commandante« (2003),
»W.« (2008), »South of the
Border«
(2009) und »Wall-Street 2« (2010) festhielt:
»Der Sozialismus kriegt die
Funzel, der Kapitalismus kriegt den Spot.«[30]
Und
denken wir in diesem Sinne auch über »The
Insider« (1999) von Michael Mann nach, in dem Al Pacino den
Aufdeckungsjournalisten und Herbert Marcuse-Schüler Lowell
Bergman gibt,
der seinen Informanten nicht mehr schützen kann, am Ende vor
den Logiken der
Tabakkonzerne kapitulieren muss, seinen Mantel nimmt und durch die
Drehtür des
abhängig gewordenen Medienkonzerns verschwindet (dies
übrigens in bezeichnender slow motion).
Und irgendwie drückt
Wikileaks auf den rewind button und
die Tür dreht sich wieder in die andere Richtung. Als ob
Herbert Marcuse nicht
ganz vergessen ist und Lowell Bergman über den Umweg der
Hackerszene und der
Open-Source-Bewegung doch noch Recht behält.
Wikileaks ist die Fortsetzung des
Journalismus mit anderen Mitteln. Insofern trifft die
Verschwörungstheorie und
-praxis von Julian Assange, dem dafür wahrlich ein
Friedensnobelpreis gebühren
würde,[31] direkt ins verbeamtete Schwarze. Denn der
Beamte – und sei es
der des State Departments – ist der Tendenz nach ein
Staatsverfolger, ein
bezahlter Paranoiker vor dem (puritanisch-protestantischen) Herrn, dem
Phallus
der Höhe – und nichts anderes ist das Kapital. Das
soziale Computerspiel »Empire
against Wikileaks« fördert zu Tage, woran sich wohl
jeder/jede erinnern kann,
der/die im Kalten Krieg aufgewachsen ist: Paranoia steht gegen
Paranoia,
Verschwörung gegen Verschwörung, Washington gegen
Moskau, dann gegen Muslime
und Bin Laden und nunmehr (genau diese absurde Verwechslung und
Spiegelung
macht ja so stutzig!) gegen … Julian Assange und das anonyme
Wikileaks-Kollektiv.
Daran
hat sich nur scheinbar in den
letzten (rund) zwanzig Jahren etwas Grundlegendes geändert.
Die Geheimdienste
operieren nach wie vor und wir sollten vielleicht wieder lernen, wie
man
Hollywoodfilme als Quellen für militärische und
technologische
(Überwachungs-)Strategien liest. Von Coppolas »The
Conversation« (1972) bis hin
zu »Staatsfeind Nr. 1« (1998) oder
»Salt« (2010), in dem der Kalte Krieg wie
selten zuvor wieder vor unseren codierten Augen stand. Beruhigend nur,
dass JLG
im selben Jahr vom Titel weg dagegenhielt und – so wie Sartre
angesichts des
Nobelpreises – den Oscar für sein Lebenswerk eben nicht angenommen hat: »Film
Socialisme« (2010).
Dabei
gilt es zu bedenken, dass es kein
Geheimnis gibt. Es ist – frei nach Lacans verlorener Letter[32] – immer alles sichtbar, wenn man
nicht an erwartbaren Stellen
sucht. Doch erst Wikileaks hat diese Sichtbarkeit wieder in die
traditionellen
Medien eingespielt. Nur dass die imperialen Paranoiker im oftmals
hypostasierten Feind auf das Diffuse, Nicht-Konkrete oder Molekulare
stoßen und
zwanghaft neurotisch versuchen, es seiner Universalität zu
entledigen, es zu
reterritorialisieren. Die psychopathologischen Reaktionen auf Wikileaks
lassen
retrospektiv auch die Machttechnologien seit 9/11 sichtbar werden. Und
das ist
es, was die Regierungen so irritiert. Plötzlich ist investigativer Journalismus nicht mehr
mit Terrorismus gleichzusetzen,
was im Nachhinein den ganzen Krieg gegen den Terror auch wieder anders
einfärbt. Da springen Journalisten aus ihren Betten und tun
das, wofür sie da
sind!
__________________________________
IX
Schluss
©
Film Socialisme, Jean-Luc Godard (2010) Vega Film et. al.
Johannes Thumfart hat nicht zuletzt
deshalb in der taz betont, dass
Wikileaks ein
faktenorientiertes Verständnis auf digitalem Niveau fordert.
Er sieht in
Wikileaks vollkommen zu Recht eine kantianische »Verwirklichung
einer politischen Utopie der Aufklärung«.[33] Die Kombination von Hacker-Ethik,
Netzwerkanalyse, Machtkritik,
Open-Source und investigativem Journalismus führt zu einem
»Kantianismus 2.0.«,
den man auch mit einer KybernEthik[34] verbinden
könnte, die
Heinz von Förster angesichts einer durchsteuerten Gesellschaft
für notwendig
erachtete. Mit den Reaktionen auf Wikileaks wurde Paranoia
endgültig zur ultima ratio
des globalisierten
Kapitals. Der immanenzphilosophisch gefasste Begriff des
Herrensignifikanten –
und nichts anderes ist der große Andere /Gott/ –
scheint sich, mit Walter
Benjamin gesprochen, seiner absoluten Verschuldung zu nähern.
»Es liegt im Wesen
dieser
religiösen Bewegung, welche der Kapitalismus ist, das
Aushalten bis ans Ende, bis
an die endliche völlige Verschuldung Gottes, den erreichten
Weltzustand der
Verzweiflung auf die gerade noch gehofft wird. Darin liegt das
historisch
Unerhörte des Kapitalismus, dass Religion nicht mehr Reform
des Seins sondern
dessen Zertrümmerung ist.«[35]
Und
welche religiösen Fundamentalismen
an dieser Zertrümmerung schuldig sind und Schuld haben,
käme dann –
a-theologisch gesprochen – am Tag des Jüngsten
Gerichts im Rahmen einer citation à l'ordre du jour auch
noch raus.
Angesichts
solcher Anordnungen ist es
notwendig, mit der von Guattari und Deleuze vorgeschlagenen
Universalgeschichte
der Kontingenz – die sich durchaus mit Globalgeschichten[36] verbinden lässt – und
einer damit verbundenen rationalen und d.
i. kritischen Schizo-Analyse zu kontern, die von einem grundlegenden
sozioökonomische Spalt unserer sozialen und medialen
Räume, Felder und Körper
im kapitalistischen System ausgeht. Dies wird sich hoffentlich in den
nächsten
Jahren auch öffentlich zeigen. Wobei die Figur der anonymen
Guy-Fawkes-Masken
sowohl die Marxschen »Charaktermasken« als auch die
Foucaultschen »Masken des
Begehrens« aktualisieren, die ein gemeinsames Jenseits des
bürgerlichen
Individuums andeuten. Unterhalb der neoliberal situierten
Subjektivität von Ich-AG’s
fließt ein kollektiver »roter
Wärmestrom« (Ernst Bloch) der im Gegensatz zum
»kapitalistischen Kältestrom« (Theodor W.
Adorno) mäandert und mithin auch
unsere anti-ödipalen Ströme mit sich reißen
könnte …
Es atmet, wärmt, ißt.
Es scheißt, es fickt. Das
Es …
(Deleuze/Guattari, Anti-Ödipus)
[1]
In
diesem Artikel wurden auf Beschluss der Redaktion alle
Internetadressen über http://tinyurl.com
aus
Gründen der leichteren Verwendung und der besseren Lesbarkeit
durch Tinyurls
ersetzt. Die Korrektheit der Links
wurde zuletzt am 14. April 2011 überprüft. Es sei an
dieser
Stelle auch allen FreundInnen, KollegInnen und GenossInnen gedankt,
deren Einwände und Klugheit auf mehrfache Weise Eingang in
diesen
Text gefunden haben. Pour Noël!
Salut et fraternité!
[2]
Paradigmatisch
für diese Art unreflektierter Ablehnung ist Hans Rauschers
irritierte Sinnsuche
»Der Datenmasse einen Sinn geben« unter: http://tinyurl.com/65hovr6.
Das
Problem der Verarbeitungsgeschwindigkeit lässt sich in diesem
Fall sicher nicht
durch den Ankauf eines aktuellen Prozessors lösen. Aber auch
Florian Klenk,
Aufdeckungsjournalist des Falter, hat
sich in einem Club 2 dazu
verstiegen,
Wikileaks im negativen Sinne mit Frankensteins Monster zu vergleichen.
Im
Gegenzug dazu vertrat Konrad Becker hier Positionen bei denen man
anknüpfen
kann. Vgl. den Club 2 auf Youtube: http://tinyurl.com/6x98t9n.
Man wird den Eindruck nicht los, das etablierte und ökonomisch
stabilisierte
Journalisten dumpf empfinden, dass es mit der freien Information auch
um ihre
Machtpositionen geht.
[5] Vgl. Deleuze,
Gilles/Guattari
Félix: Anti-Ödipus. Kapitalismus
und Schizophrenie, Frankfurt/M.
1977, Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des
Gefängnisses,
Frankfurt/M. 1994, Michael Hardt/Toni Negri: Empire. Die neue
Weltordnung, Frankfurt/M.
2000 und Berardi, Franco »Bifo«: Precarious
Rhapsody. Semiocapitalism
and the pathologies of the post-alpha
generation, London 2009.
[7]
Vgl. einleitend die Inhaltsangabe des Spiegel-Sonderhefts
»Die enthüllte
Supermacht. Amerikas Geheimdepeschen« unter http://tinyurl.com/6395ysx.
[10]
Vgl.
auch die wunderbare Analyse von Nanz, Tobias: Grenzverkehr. Eine
Mediengeschichte der Diplomatie, Berlin 2010.
[12]
Vgl. das Interview »Tokyo wird nie bombardiert«
unter: http://tinyurl.com/5trgn97.
Grandios, dass Negri nach den Präsidentschaftswahlen 2000 in
den
Vereinigten Staaten vom »Thronräuber Bush«
spricht. Ist die Sache mit den
Wahlmaschinen in Florida eigentlich schon aufgeklärt oder
haben wir sie
schlicht verdrängt und vergessen?
[13]
Vgl.
das Interview »Castingshows sind Universitäten
für Aufsteiger« unter: http://tinyurl.com/69of9j2.
Hinzuzufügen wäre, dass die Universitäten
inzwischen
nur mehr Castingshows sind. Eine Hollywoodisierung des
Wissenschaftsbetriebs
findet schon seit Jahren statt.
[14]
Vgl. Schneider, Manfred: Das Attentat. Kritik der
paranoischen Vernunft, Berlin 2010.
[15] Vgl. Shea, Robert/Wilson
Robert A.:
Illuminatus. Das Auge in der Pyramide (Teil 1 der
Trilogie), Reinbeck
bei Hamburg 2005 und Pynchon, Thomas: Die Enden der Parabel, Reinbeck
bei
Hamburg 2005.
[16]
Vgl. die ersten Zeilen des Manifests online unter: http://tinyurl.com/7ugq9.
Neben den »Geistergeschichten«, die Marx der
deutschen Ideologie
anheftete, findet sich Weiteres zur Figur des Gespensts bei: Derrida,
Jacques:
Marx’ Gespenster, Frankfurt/M. 2004, und – mit
bemerkenswerter titelgebender
Umkehrung – bei Vogl, Joseph: Das Gespenst des Kapitals,
Berlin 2011.
[17]
Vgl. Anders, Günther: Die
Antiquiertheit des Menschen. Band I: Über die Seele im
Zeitalter der zweiten
industriellen Revolution, München 1956.
[19]
Vgl. Willemsen, Roger: Hier spricht Guantanamo. Roger Willemsen
interviewt
Ex-Häftlinge, Frankfurt am Main 2005.
[20]
Vgl.
das geschichtswissenschaftlich bemerkenswerte Kapitel »7000
v. Chr.
Vereinnahmungsapparat« in: Deleuze, Gilles/Guattari,
Félix: Kapitalismus und
Schizophrenie. Tausend Plateaus, Berlin 2005, 587f., hier: 653-654.
[23]
Vgl.
Ranciere, Jacques: Demokratie und Postdemokratie, in: Badiou et al.,
Politik der Wahrheit, Wien 1997.
[25]
Vgl.
Foucault Michel, In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am
Collège de
France (1975-76), Frankfurt/M.1999.
[28]
Zur Figur der Panik im kybernetischen Kapitalismus vgl. auch Tiqqun:
Kybernetik
und Revolte, Berlin 2007.
[29]
Zu
finden auf der wunderbaren DVD-Sammlung von Kluge,
Alexander: Nachrichten aus der
ideologischen Antike. Marx – Eisenstein – Das
Kapital (3 DVD’s),
Frankfurt/M. 2008; vgl. dazu http://tinyurl.com/6amq9kn.
[32]
Vgl.
Lacan, Jacques: Das Seminar über E.A. Poes »Der
entwendete Brief«, in: ders.,
Schriften I, Berlin 1991.
[34]
Vgl. Förster, Heinz von: KybernEthik, Berlin 1993.
[35]
Vgl. Benjamin, Walter: Kapitalismus als Religion, in: Baecker, Dirk (Hg.): Kapitalismus als Religion, Berlin
2002. 15-18. hier: 16.
Online unter: http://tinyurl.com/5tnj327.
[36] Vgl.
dazu die glänzende historische Synthese des
20. Jahrhunderts von
Hobsbawm, Eric: Das
Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München/Wien
1995. Allein die Analyse der Rolle und Funktion der
(Natur-)Wissenschaften ist
eine mehrfache Lektüre wert. Darüber hinaus sei auch
auf das bemerkenswert
apokalyptische Interview mit dem bezeichnenden Titel »Es wird
Blut fließen,
viel Blut!« verwiesen: zu finden unter http://tinyurl.com/yb3sdrd.
Vgl.
auch den schönen aus ähnlich allgemeiner
wirtschafts-, sozial- und
kulturgeschichtlicher Perspektive verfassten Band: Sieder,
Reinhard/Langthaler,
Ernst (Hg.): Globalgeschichte
1800-2010, Wien 2010.