2. Dioden

2.1 Dioden zum Gleichrichten und Schalten

 

Schaltzeichen und Aufbau einer DiodeBild 2.1.1.: Schaltzeichen und Aufbau

Bei direktem Kontakt einer P-dotierten Schicht (P-Zone) mit einer N-dotierten Schicht (N-Zone) in einem Einkristall, bildet sich infolge von Rekombinationen von Ladungsträgern in der Grenzschicht beider Zonen eine Sperrschicht durch Ladungsträgerverarmung.

Ventilwirkung der Diode
Wird die Anode gegenüber der Kathode negativ gepolt, so verbreitert sich die Sperrschicht (Raumladungszone) und es fließt nur ein geringer Sperrstrom I
R. Für Germanium-Dioden ist dieser Sperrstrom im mA Bereich, für Silizium-Dioden ist dieser Strom im nA Bereich. Mit dem Erreichen der Durchbruchspannung U(BR) steigt der Strom I R jedoch infolge des einsetzenden Lawinendurchbruchs (Avalanche-Effekt) schlagartig an, und führt bei einer normalen Diode zur Zerstörung ebendieser.
Bei positiver Polung der Anode gegenüber der Kathode verringert sich die Breite der Sperrschicht, bis bei Erreichen der Diffussionsspannung, auch Kniespannung oder Schwellspannung genannt (bei Ge etwa 0.2-0.4 Volt, bei Si etwa 0.6-0.8 Volt), der Durchlaßstrom IF einsetzt und bei weiterer Spannungserhöhung exponentiell ansteigt.

Polungen der Diode, VentilwirkungBild 2.1.2.: Polungen der Diode, Ventilwirkung

 

Kennlinienverlauf von Ge- und Si-DiodenBild 2.1.3.: Kennlinienverlauf von Ge- und Si-Dioden

 

Temperaturverhalten
Ein Anstieg der Sperrschichttemperatur führt zu einer Veringerung der Durchlaßspannung UF
(weil schon Energie in Form von Wärme zugeführt wurde) und einem Anstieg des Sperrstromes IR.

Da Silizium ein sehr häufiges Element der Erdkruste ist, und daher als ein sehr billiger Rohstoff für die Halbleiterindustrie genutzt werden kann, ist Silizium trotz relativ hoher Kniespannung (Verluste!) das am weitesten verbreiteste Element der Halbleiter-Elektronik.

 

2.1.1. Spezialformen

Spitzendioden
Auf einen N-dotierten Germaniumkristall wird ein zugespitzter Molybdän-, Wolfram-, Bronze- oder Golddraht gesetzt und die Metallspitze mit einem Stromstoß einlegiert. Die damit möglichen Sperrschichtkapazitäten < 1pF ermöglichen die Gleichrichtung kleiner Wechselströme (IF < 50 mA) bis zum GHz Bereich. Handelsüblich sind Spitzendioden mit Sperrspannungen < 110 V.

Flächendioden
Die Herstellung entsprechend großer Sperrschichtflächen mit dem Legierungs- und Diffusionsverfahren ermöglicht Dioden für Hochstromanwendungen zu erzeugen.

Schottky Dioden
(Hot carrier Diode oder auch beam-lead-Schottky Diode genannt) Ahnlich einer Spitzendiode erfolgt die Sperrschichtbildung hier zwischen einem N-dotierten Siliziumkristall und einer Metallelektrode (Randschichttheorie nach W. Schottky, 1938). Kennzeichen des nach dem Planarverfahren hergestellten Metall-Halbleiterübergang sind eine gegenüber Silizium niedrige Kniespannung (0,3V.......0,4V), ein sehr scharfer Kennlinienknick in Durchlaß- und Sperrichtung, ein streng exponentieller Kennlinienverlauf, niedrige Sperrströme, geringes Rauschen und extrem schnelle Schaltzeiten (somit hervorragend geeignet zum Gleichrichten von Wechselspannungen bis 50 GHz). Gegenüber der Spitzendiode zeichnet sie sich durch eine größere Impulsbelastbarkeit, geringere Stoßempfindlichkeit und kleinere Fertigungstoleranzen aus.

Kombiniert man zum Beispiel ein Metall mit einem N-Halbleiter, kann man 2 Fälle unterscheiden:

1. Die Austrittsarbeit der Metallelektronen WAM ist größer als die der Elektronen des N-Halbleiter WAH
2. WAM < WAH

Im ersten Fall kommt es durch Diffusion zur Ausbildung einer Majoritätsladungsträger-Verarmungsrandschicht, die wie beim PN-Übergang je nach Polarität einer außen angelegten Spannung ausgedehnt (Sperrichtung) oder zum Verschwinden (Durchlaßrichtung) gebracht wird.
Im zweiten Fall entsteht keine Verarmungs- sondern eine Anreicherungsrandschicht. Dies entspricht einem nichtsperrenden (OHMschen) Kontakt, der für die Konstruktion von Halbleiterbauelementen, die ja letztlich immer in metallischen Anschlußstellen enden, benötigt wird.

Für die Kombination eines Metalles ,it einem P-Halbleiter ergeben analoge Überlegungen, daß für WAM >WAH ein OHMscher Kontakt und für WAM < WAH eine Diode entstehen.

Die Metall-Halbleiterdiode ist das älteste Diodenprinzip überhaupt. (Kristalldetektor von K. F. Braun, 1874)

Schaltzeichen und Aufbau einer Schottky DiodeBild 2.1.4.: Schaltzeichen und Aufbau einer Schottky Diode

 

Lawinen-Gleichrichterdioden
Im Gegensatz zu normalen Dioden darf die Durchbruchspannung U(BR) mit nichtperiodischen Verlustleistungsimpulsen überschritten werden, ohne daß damit die Lawinen-Gleichrichterdiode (Si-Diode mit kontrolliertem Durchbruchverhalten) zerstört wird.

Selengleichrichter
Die Selengleichrichter (polykristallin) haben im Vergleich zu Siliziumgleichrichtern größere Abmessungen (=15 fache Größe) und hohe Durchlaß- und Sperrverlußte. Vorteilhaft ist eine höhere Überlastbarkeit und der Überlastschutz mit normalen flinken Sicherungen. Je Gleichrichterplatte werden bis zu 45 Volt Sperrspannung und Stromdichten bis zu 150mA/cm2 erreicht.

PSN- und PIN- Diode
Eine Diode, die mit einem einfachen PN-Übergang arbeitet, weist entweder eine geringe Sperrspannung (bei hoher Dotierung dh.: hohe Anzahl von Fremdatomen mit anderer Valenzelektronenanzahl als Si), oder einen hohen Durchlaßwiderstand (bei niedriger Dotierung) auf. Die gleichzeitige Realisierung der beiden positiven Eigenschaften einer Gleichrichterdiode - geringer Durchlaßwiderstand und möglichst hohe Sperrspannung - wird mit einer PSN-Diode erreicht.
Bei dieser befindet sich zwischen dem P- und N-Bereich eine extrem schwach dotierte S-Zone. Diese Dotierung wird z.B. so gewählt, daß die S-Zone gerade noch als P-Leiter auftritt. Bei Polung der Diode in Sperrichtung breitet sich die Sperrschicht über den ganzen S-Bereich aus. Durch die hohe Dicke der Sperrschicht ist die Feldstärke niedrig und bewirkt einen Durchbruch erst bei sehr hohen äußeren Sperrspannungen. Bei Polung der PSN-Diode in Durchlaßrichtung wird die S-Zone vollständig durch die Majoritätsladungsträger der normal dotierten N- und P-Zonen überschwemmt, wodurch sich ein niedriger Durchlaßwiderstand einstellt.

Aufbau einer PSN (PIN) Diode Bild 2.1.4.: Aufbau einer PSN (PIN) Diode

Mit PSN-Dioden werden Spitzensperrspannungen von einigen kV und Durchlaßströme von 1kA erreicht.
Die PIN-Diode unterscheidet sich von der PSN-Diode nur dadurch, daß anstelle der schwach dotierten s-Zone eine vollkommen undotierte (intrinsic region) angeordnet wird. Die eigenleitende I-Zone ist jedoch bei niedrigen Durchlaßspannungen relativ hochohmig. Mit zunehmender Spannung nimmt der Widerstand in Flußrichtung durch die wachsende Injektion freier Ladungsträger um mehrere Zehnerpotenzen ab. Die PIN-Diode ist auch relativ träge, sie kann daher vorteilhaft als gleichspannungsabhängiger HF-Widerstand verwendet werden. Von 1 MHz bis in den GHz Bereich stellen sie einen um mehrere Zehnerpotenzen stromgesteuerten HF-Widerstand dar.


2.1.2. Gleichrichter- und Spannungsverdopplerschaltungen

Einweggleichrichtung

Einweggleichrichterschaltung Bild 2.1.5.: Einweggleichrichterschaltung

Der sog. Ladekondensator CL wird über den zu versorgenden Lastwiderstand RL durch i2 laufend entladen und vom Trafo periodisch wieder aufgeladen sobald u1 - UK > u2 ist.

Spannungsverlauf u2 am Lastwiderstand und CL-Ladestromverlauf iLBild 2.1.6.: Spannungsverlauf u2 am Lastwiderstand und CL-Ladestromverlauf iL

Bezeichnungen