ORT:
ZEIT: ECTS-Punkte: Anrechenbarkeit im Studienplan: |
Hörsaal
3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock Dienstag wtl von 13.10.2015 bis 26.01.2016 16.45-18.15 5.0 BA M 8.1 Die Anrechenbarkeit für andere Studiengänge ist bei der jeweils zuständigen SPLeitung zu erfragen. |
Teilnahmevoraussetzung: |
Grundkenntnisse im
wissenschaftlichen Arbeiten werden vorausgesetzt, d.h. dass
(mindestens) eine schriftliche Arbeit (Proseminar) bereits
fertiggestellt und positiv beurteilt sein muss. Die
Erfüllung dieser Voraussetzung ist bei Beginn des Seminars
nachzuweisen. |
Thematische
Zuordnung: |
Philosophiegeschichtsschreibung |
Inhalt: |
Wie keine andere Disziplin
beschäftigt Philosophie sich mit ihren eigenen Ausformungen
in der Vergangenheit, mit historischen Repräsentanten,
Begriffen, Theoriebildungen und Systemen der Philosophie.
Darstellungen solcher vergangener Gestalten der Philosophie
bilden einen umfangreichen Teil der philosophischen
Literatur. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Großteil
philosophiehistorischer Darstellungen durch die oft
stillschweigend vorausgesetzte Hypothese geprägt,
Philosophie überhaupt sei mit okzidentaler Philosophie
gleichzusetzen. Dabei wird ein einziger Ursprung von
Philosophie überhaupt im antiken Griechenland angenommen. Eine derartige Gleichsetzung erscheint ungeeignet, die Vergangenheit von philosophischem Denken in der Menschheitsgeschichte zu erfassen. Es ist somit zu fragen, ob und wie alternative Wege zu einer global orientierten Geschichtsschreibung der Philosophie gangbar sind, die eine derartige Verengung auf die griechisch-antike und europäisch-okzidentale Tradition vermeiden. Das Seminar hat zum Ziel, ausgehend von der These Karl Jaspers', der zufolge philosophisches Denken unabhängig voneinander in verschiedenenen Regionen Eurasiens mehrfach zwischen ca 800-200 vAZ entwickelt und in diesen Regionen unterschiedlich prägend geworden sei, Texte zu besprechen, in denen diese oder eine ähnliche These über mehrfache Ursprünge der Philosophie leitend für die Darstellung ist. An jeden der Texte sind folgende Fragen zu stellen: - Welcher Begriff von "Philosophie" (nach inhaltlicher und formaler Bestimmung) liegt der Darstellung zu Grunde? - Werden alternative Philosophiebegriffe diskutiert und mit welchen Argumenten wird der eigene verteidigt? - Welche Bedeutung hat die Frage nach dem Ursprung / den Ursprüngen? |
Didaktik: |
Zu Beginn ist eine schriftliche
Übung auszuarbeiten, die ein Basiswissen über historische
Gestalten und zentrale methodologische Fragen von
Philosophiehistorie sicherstellen soll. Zu jedem der im Programm vorgesehenen Themen sind Arbeitskonzepte zu erstellen, die allen TeilnehmerInnen des Seminars über die Homepage zugänglich sind. In Referaten werden die aus diesen Konzepten entwickelten Seminararbeiten zur Diskussion gestellt, worauf deren Fertigstellung erfolgt. Abgabetermin der fertigen Arbeiten: 30. Juni 2016. Eine spätere (redigierte) Veröffentlichung von Seminararbeiten ist nach Maßgabe der Zeit ebenfalls vorgesehen (vgl. ausgewählte Seminararbeiten aus früheren Semestern auf dieser Homepage bzw. auch im "Sammelpunkt. Elektronisch archivierte Theorie"). |
Zeugniserwerb
durch: |
--- Mitarbeit im Seminar (Diskussion) --- Schriftliche Übung zu Beginn --- Ausarbeitung eines Arbeitskonzepts und einer daraus entwickelten schriftlichen Seminararbeit --- Abgabetermin der Seminarbeit: 30. Juni 2016 Bewertet werden die vier hier fett gekennzeichneten Leistungen. BA-Arbeit: In jedem Seminar der Studienrichtung Philosophie kann eine Bachelorarbeit verfasst werden (nicht jedoch in Proseminaren, Lektüreproseminaren, IKs [Rhetorik und Argumentationstheorie] oder Vorlesungen); ab sofort werden alle Bachelor-Arbeiten in elektronischer Form am SSC gesammelt, die Note für die BA-Arbeit wird nur dann eingetragen, wenn die BA-Arbeit dem Mail mit der Benotung angehängt ist und so in die Sammlung der BA-Arbeiten aufgenommen werden kann. (Mitteilung SPL Philosophie 10.3.15) |
Programm: |
|
13.10.: |
Thematische Einführung und Besprechung der
Themen für Seminararbeiten Schriftliche Übung: Schreiben Sie einen kurzen Kommentar (max. ca 3000 Zeichen):
|
20.10.: |
TERMIN: Abgabe
der
schriftlichen
Übung Abschluss der thematischen Einführung; Besprechung der Gesichtspunkte der Lektüre bei jedem der historischen Beispiele: - Selektion - Periodisierung - Klassifikationsbegriffe - Interpretationsbegriffe |
27.10.: |
Besprechung der Übungen und Übernahme der Arbeitsthemen |
3.11.: |
TERMIN: Abgabe von Konzepten für Seminararbeiten. Bitte per e-mail abgeben. |
10.11.: |
Thema 1: Jaspers: Achsenzeit-These Diskussionspunkte: - Geschichtsphilosophie: Spengler | Toynbee | Historismus/Historizismus - Philosophiegeschichte: Ägyptische Philosophie? vgl. z.B.: Mubabinge Bilolo: "Die klassische ägyptische Philosophie. Ein Überblick." In Philosophie, Ideologie und Gesellschaft in Afrika: Wien 1989, Hg.: Christian Neugebauer, S. 199-212. Frankfurt/M.: Lang, 1991. Jan Assmann: "Etymographie. Zum Verhältnis von Bild und Begriff in der ägyptischen Hierogylphenschrift." In: polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 15 (2006): 65-80. Volltext pdf |
17.11.: |
Thema 2: Holenstein:
Ursprungstheorien Diskussionspunkte: 1) intra- vs interkulturelle Differenzen (Selbst- und Fremdbilder): Elmar Holenstein: Vergleichende Kulturphilosophie. Chinesische Bilder, japanische Beispiele, schweizerische Verhältnisse. Zürich: ETH Preprint, 2007. (Erstdruck: 1993) Internet: http://www.eu-ro-ni.ch/publications/Holenstein_Kulturvergleich.pdf Zum besprochenen Beispiel (Japaner sprechen Dinge nicht aus...) hier zu lesen ab S. 16 Auch erschienen in: Elmar Holenstein: Kulturphilosophische Perspektiven, S. 346-71. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1998. 2) erste Philosophin? Augustine Perumalil: "Enheduanna: The First Philosopher in Recorded History." In: Satya Nilayam: Chennai Journal of Intercultural Philosophy 16 (2009): 1-34. ((Datierung?)) S. 1: ... Enheduanna ... the high priestess of the moon god, who was revered as the most important religious figure of her day (circa 2.354 BC) [SIC!] S. 5: According to an estimate made by Joan Westenholz, Enheduanna lived around 2300-2225 BC (Roberta Binkley places her between 2285-2250 BC) ((Philosophie?)) 20: The Philosophical Dimension of Enheduanna's Compositions When we look at the compositions attributed to Enheduanna, they come to us not as philosophical treatises, but as Sumerian temple hymns ... ((Hymnen an eine machtvolle Göttin, Weisheitsliteratur)) |
24.11.: |
Vertiefung Thema 2: Holenstein: Diskussion
der Karten zur "Philosophie im Westen" Diskussionspunkt zudem: ad Kulturalität: - Galtungs Frage nach "Stilen" in (Sozial-)wissenschaften vgl.: - Johan Galtung: "Struktur, Kultur und intellektueller Stil. Ein vergleichender Essay über sachsonische, teutonische, gallische und nipponische Wissenschaft." Übersetzt von Bernd Samland. In: Das Fremde und das Eigene. Prolegomena zu einer interkulturellen Germanistik, Hg.: Alois Wierlacher, S. 151-93. Bayreuth: iik, 1994. (zuerst in: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft 11, Nr. 2 (1983) S. 303 - 38) - vgl. dazu die Darstellung in: Vorlesung Interkulturelle Philosophie - Einführung in die Hauptthemen, 2, Wien: Institut für Philosophie, 17. Oktober 2012 Internet: http://homepage.univie.ac.at/Franz.Martin.Wimmer/vo1213_02.html#Kultur . (Vorgesehenes Thema 3: Mall-Hülsmann: Drei Ursprünge. Referat entfallen wegen Erkrankung der Referentin) |
1.12.: |
Thema 4: Moritz-Rüstau-Hoffmann:
Mehrfache Ursprünge |
15.12.: |
Thema 5: Collins: Soziologie der
Theorieentwicklung zum Diskussionspunkt 'nicht-okzidentale Theorien bzw. Konzepte': - Wang Taos Buch (1872) über den deutsch-französischen Krieg aus konfuzianischer Perspektive bzw. in konfuzianischen Kategorien schildert: Erich Pilz: "Vielfalt im Werden? Zur chinesischen Historiographie der letzten 100 Jahre." In: Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Wien 44, Nr. 4 (1989): 11-18 (hier: S. 12). Internet: http://www.iwk.ac.at/wp-content/uploads/2014/07/Mitteilungen_1989_4_asien.pdf - Arbeiten von Nakamura Hajime, in denen er für philosophische Geschichtsschreibung eine vergleichbare Strategie verfolgt: ———: Parallel Developments. A Comparative History of Ideas. Tokyo: Kodansha, 1975. ———: Ansätze modernen Denkens in den Religionen Japans. Leiden: Brill, 1982. (Erstdruck: 1964 jap.) ———: "The Meaning of the Terms 'Philosophy' and 'Religion' in Various Traditions." In: Interpreting Across Boundaries. New Essays in Comparative Philosophy, Hg.: Gerald James Larson und Eliot Deutsch, S. 137-51. Delhi: Motilal Banarsidass, 1989. Internet: https://books.google.at/books?id=4DEkgPzjBQAC&hl=de&source=gbs_navlinks_s ———: A Comparative History of Ideas. New Delhi: Motilal Banarsidass, 1992. Internet: https://books.google.at/books?id=Gpulmza7BBYC&hl=de&source=gbs_navlinks_s ———: Ways of Thinking of Eastern Peoples. India, China, Tibet, Japan. New Delhi: Motilal Banarsidass, 1999. (Erstdruck: 1964) Internet: https://books.google.at/books?id=i9gm9CzNd5EC&hl=de&source=gbs_navlinks_s |
12.1.: |
Thema 6: Plott: Strukturelle und inhaltliche
Parallelen Punkte der Diskussion: - Übersetzungen und Rezeptionsinteresse vgl. zur Übersetzung von Ernst Machs "Analyse der Empfindungen" zuerst ins Singhalesische: Ursula Baatz: »Ernst Mach und der Buddhismus« In: CONCEPTUS. Zeitschrift für Philosophie. XXII, Nr. 56 1988 S. 19-33. - Philosophiehistorie als originär (und exklusiv?) europäisch-neuzeitliches Projekt? vgl. die These in: Franz Martin Wimmer: Interkulturelle Philosophie. Eine Einführung. Wien: WUV, 2004, S. 76-77, insbes.: "Aus der indischen Literatur sind nur sehr wenige Werke bekannt, die als philosophiehistorische Darstellungen gelten können, und diese sind in hohem Grad problemgeschichtlich bzw. systematisch durchgeführt." |
19.1. |
Thema 7: Smart: Philosophien und Religionen |
26.1.: |
Thema 8: Holenstein: Kulturen und Globalität |
MATERIALIEN
zu einzelnen Themen des Seminars:
werden aufgrund der Diskussion im Seminar im Verlauf des Semesters
hier verfügbar gemacht.
(1) Ergänzende Literaturhinweise
zu den Referenzwerken
(2) Bibliographieprogramme s. Wikipedia
Referenzliteratur:
wird im Seminar angegeben bzw. ist zu den einzelnen
Fragestellungen von den TeilnehmerInnen zu recherieren. Die zu den
jeweiligen Themen angesprochenen Werke sind:
Zur Einstiegsseite meiner homepage .