Die Insel,
auf der der historische Kolumbus zuerst landet, bekommt von ihm
einen Namen (und dasselbe passiert noch ungezählte Male mit
Bergen, Pflanzen, Tieren, Völkern, menschlichen Vorstellungen
und Leidenschaften usf.). Die Dinge wehren sich nicht, sie
sprechen nicht über sich selbst. Es ist zwar ein Unterschied in
der Gewohnheit, ob ein Objekt als Namen "San Salvador" oder "N
12" bekommt - die erstere Praxis verweist auf ein theologisches
Weltbild, die zweitere vielleicht auf ein positivistisches -,
aber in jedem Fall bleibt gleich: die entdeckten und zu
erobernden Dinge benennen sich nicht selbst. Und dies gilt eben
nach der Auffassung der neuzeitlichen Wissenschaft nicht nur
für Inseln, Sterne, Mineralien, Pflanzen und Tiere, sondern
auch für alle Menschen, soweit sie sich in einem anderen als
dem durch das jeweilige Wissenschaftsparadigma bestimmten Modell
verstehen.
Wenn das aneignende und erobernde Verhalten der neuzeitlichen
Wissenschaft seinen Kern in der erfolgreichen Beschreibung einer
sinnlosen Welt hat, so werden wir gut daran tun, die
Möglichkeiten des Dialogs und der Begegnung zu entwickeln. Dazu
aber sind diejenigen Denkformen in unserer wie in anderen
Kulturen lebendig zu halten, die den Normalitätsanspruch der
Totalerklärung nicht erhoben haben oder nicht erheben wollten.
Zum Weiterlesen: PDF
Zurück zur Download-Liste.
Zurück zur Publikationsliste.
Zurück zur Startseite.