Universität Wien

Wimmer: Vorlesung SS 2006
180 144 Philosophie im 20. Jahrhundert

10. Vorlesung 23. Mai 2006: Periode 1930-60 und Wissenssoziologie-Ideologiekritik

An diesem Termin wurde besprochen:


Themenschwerpunkte 1930-60 | Philosophiehistorische Literatur 1930-60
Wissenssoziologie und Ideologiekritik | Definitionstypen von Ideologie


Beispiele für philosophische und philosophisch relevante Literatur zwischen 1930 und 1960: pdf-File

Die in dieser Liste beispielhaft ausgewählten Buchtitel zu philosophischen Fragen mit Erscheinungsjahr zwischen 1930 und 1960 zeigen das Vorherrschen bestimmter Problemstellungen:

Als prägende Werke philosophischer Richtungen im Allgemeinen können in diesem Zeitraum angesehen werden z.B.:

Existenzialismus: Jaspers 1931, Sartre 1943, Beauvoir 1948
Kritischer Rationalismus: Popper 1934
Sprachanalytische Philosophie: Wittgenstein 1953
Hermeneutische Philosophie: Gadamer 1960

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Einige philosophiehistorische Werke der Epoche 1930-60

(Hier angeführte fremdsprachige Werke haben auch im deutschen Sprachraum starke Wirkung. Die Auswahl erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein. Dennoch kennzeichne ich Werke, die nach meiner Einschätzung besonderen Einfluss hatten, durch Fettschrift.)

Apel, Max: Die Weltanschauungen der großen Denker. Leipzig: 1930.

Aster, Ernst von: Geschichte der Philosophie. Mit einem Anhang: Wie studiert man Philosophie? (8.  Aufl. 1933, 10. Aufl. 1949, 12. Aufl. 1958, 13. Aufl. 1960, 18. Aufl. 1998) Leipzig (später: Stuttgart): Kröner.

Autorenkollektiv:  Geschichte der Philosophie.  Bd. 1-6. Berlin: VEB Dt. Verl. d. Wiss.  1959ff (zuerst russ.: Ak. d. Wiss: Moskva) Hauptwerk der marxistisch-leninistischen Philosophiehistorie, internationalistisch durchgeführt.

Bréhier, Emile: Histoire de la philosophie, 2 Bde. Paris: Alcan. 1928 - 48. Behandelt ausführlich auch "östliche Philosophien".

Brunschvicg, Leon: L'Esprit européen. Neuchatel: Ed. de la Baconniere. 1947.

Copleston, Frederick Ch.: A History of Philosophy. 9 Bde. London: Burns and Oates. 1946  - 74. Standardwerk in aristotelisch-thomistischer Tradition, behandelt ausschließlich okzidentale Philosophie.

Czermak, Theodor: Grundriß der Geschichte der Philosophie im Lichte der philosophia perennis. 3 Teile in 2. Warnsdorf: 1933 - 37.

Dempf, Alois: Selbstkritik der Philosophie und vergleichende Philosophiegeschichte im Umriß. Wien: Herder. 1947.

Dilthey, Wilhelm: Grundriss der allgemeinen Geschichte der Philosophie. Frankfurt/M.: Klostermann. 1949.

Eucken, Rudolf: (Hg.): Die Lebensanschauungen der großen Denker. Berlin: de Gruyter  1950

Fischl, Johann: Geschichte der Philosophie, 1. Aufl., 5 Bde. Graz: Pustet. 1947 - 54. (5 Auflagen, auch  in Spanisch)

Gilson, Etienne: Vom Geist der mittelalterlichen Philosophie. Paderborn: Schöningh. 1950.

Glockner, Hermann: Vom Wesen der deutschen Philosophie. Stuttgart: 1941.

Gundlach, Bernhard: Das Problem der Geschichte der Philosophie. Hamburg: 1933.

Heinemann, Fritz: (Hg.): Die Philosophie im 20. Jahrhundert. Stuttgart: Klett  1959

Hessen, Johannes: Die philosophischen Strömungen der Gegenwart. , 2. neub. u. erw. Auflage. Rottenburg a. N.: Bader  1940

Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, 2 Bde. Freiburg/Br.: Herder. 1949 - 52. (14. Aufl. 1991) Einflussreiche Darstellung, platonisch-katholische Tradition.

Joel, Carl: Wandlungen der Weltanschauung. Philosophiegeschichte als Geschichtsphilosophie. 2 Bde.Tübingen: 1928 - 34.

Kafka, Gustav: Geschichtsphilosophie der Philosophiegeschichte. Ein Längsschnitt durch die Geschichte der abendländischen Philosophie als Beitrag zu einer Philosophie der Geistesgeschichte. Berlin: Junker und Dünnhaupt. 1933.

Lehmann, Gerhard: Die deutsche Philosophie der Gegenwart. Stuttgart: Kröner. 1943. Wichtigste nationalsozialistisch orientiere Darstellung.

Meyer, Hans: Abendländische Weltanschauung, 5 Bde. u. Register. Paderborn: Schöningh. 1947-50.

Michelitsch, Antonius: Illustrierte Geschichte der Philosophie. Graz: Styria. 1933.

Moog, W.: Das Leben der Philosophen.Berlin:  1932

Russell, Bertrand: A History of Western Philosophy. London: Allen and Unwin 1946. Betont explizit (Titel!), dass "Philosophie" nicht gleichzusetzen ist mit "okzidentaler Philosophie".

Schilling, Kurt: Einführung in die Geschichte der Philosophie. Heidelberg: Winter. 1949. (2 Bde. 2.verb. Aufl. 1951 - 53), vgl. auch dessen "Geschichte der Philosophie" (EA 1944) Vorarbeiten zu einer "Weltgeschichte der Philosophie", die 1964 erscheint.

Walther, Elisabeth: Geschichte der Philosophie in Tabellen. Kevelaer: Butzon und Bercker. 1949.

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Wissenssoziologie und Ideologiekritik

Wie wir in der 8. Vorlesung gesehen haben, ist in den philosophischen Debatten der 1960-er Jahre unter anderem die Frage virulent, ob und wie Ideologien mit Mitteln der Vernunft kritisiert werden können. Die heute zu besprechende Wissenssoziologie (mit ersten Veröffentlichungen in den 1920-er Jahren) und Ideologiekritik (mit Arbeiten aus den 1930-er bis in die 1980-er Jahre) sind nur der explizite und deutliche Ausdruck dafür, wie sehr neben dem politischen auch das philosophische Denken von der Herrschaft von "Ideologien" über einen großen Zeitraum des Jahrhunderts beeinflusst war.
Damit ist nicht gesagt, dass dieser Einfluss zu irgend einem Zeitpunkt vollständig gewesen wäre - die noch zu besprechende "wissenschaftliche Weltauffassung" des "Wiener Kreises" wie die "Phänomenologie" und wohl auch Existenzphilosophie und Existentialismus (vgl. 9. Vorlesung) suchen Philosophie jenseits aller Ideologien weiter zu treiben -, aber er war doch bedeutend.
Zum Beleg möchte ich hier einen Autor zitieren, den ich im Zusammenhang mit der Marxismus-Debatte der 1960-er Jahre bereits genannt, dort aber nicht zitiert habe,

Leszek Kolakowski (1960):

Wir haben ... keinen Grund anzunehmen, daß das Wesen des kollektiven Bewußtseins organisierter Bewegungen eines Tages aufhört zu existieren. Das in einer organisierten Form bestehende politische Leben kann nicht auf den ideologischen Zement verzichten, dieser jedoch verdankt seine Festigkeit unter anderem dem Umstand, daß er keine rationale Kontrolle verträgt, die ein Element der Desintegration hineintragen würde. ("Der Mensch ohne Alternative", München: Piper 1960, S.29f)

Mit anderen Worten: Kolakowski hält die These für falsch, es könne jemals so etwas wie eine ideologiefreie Gesellschaft geben. Aber etwas anderes hält er für möglich - eine innere Freiheit des Individuums als "Frucht des philosophischen Denkens":

Wir treten für die Philosophie des Narren ein, also für die Haltung der negativen Wachsamkeit gegenüber jedem Absoluten - und dies nicht auf Grund eines Ergebnisses nach Prüfung der Argumente, denn die wichtigsten Entscheidungen sind Wertung. Wir treten ein für außerintellektuelle Werte ...
Es geht uns um die Vision einer Welt, in der die am schwersten zu vereinbarenden Elemente menschlichen Handelns miteinander verbunden sind, kurz, es geht uns um Güte ohne Nachsicht, Mut ohne Fanatismus, Intelligenz ohne Verzweiflung und Hoffnung ohne Verblendung. Alle anderen Früchte des philosophischen Denkens sind unwichtig. (op.cit. S.280)

Gehen wir von diesem marxistischen Kritiker am Marxismus als einer institutionalisierten, dogmatisch gewordenen Ideologie ("Eine Inspiration ist ... etwas anderes als die Leitung durch eine politische Organisation", op.cit. S.38) einen Schritt zurück, so lesen wir bei

Karl Jaspers (1949):

Unser Zeitalter hat Ideologien hervorgebracht und zugleich durchschaut. Was aber von Hegel bis Marx und Nietzsche an tiefer Einsicht in diesem Sinne gewonnen wurde, das ist zu einer brutalen Waffe im kommunikationsabbrechenden Redekampf geworden. Die Methode dieses Angriffs richtet sich gegen den Gegner als solchen, gegen alle Anschauungen, die nicht die eigenen sind. Aber gerade die, die alles, was geglaubt, gedacht, vorgestellt wird, als Ideologie verwerfen, sind oft selber besessen von der eigensinnigsten Ideologie dieser Deutungsweise.
 

"Unser Zeitalter hat Ideologien hervorgebracht" - wir haben nach diesen "Ideologien" zu fragen, was sie besagten, wie sie wirkten.
Jaspers selbst definiert so:

Ideologie heißt ein Gedanken- oder Vorstellungskomplex, der sich dem Denkenden zur Deutung der Welt und seiner Situation in ihr als absolute Wahrheit darstellt, jedoch so, daß er damit eine Selbsttäuschung vollzieht zur Rechtfertigung, zur Verschleierung, zum Ausweichen, in irgendeinem Sinne zu seinem gegenwärtigen Vorteil. Die Auffassung eines Denkens als Ideologie bedeutet daher Entschleierung des Irrtums und Entlarvung des Bösen. Die Benennung eines Denkens als Ideologie ist der Vorwurf der Unwahrheit und Unwahrhaftigkeit und ist damit der heftigste Angriff.
Und warum entwickeln Menschen solche Denkgebilde? Warum glauben sie daran, richten ihr Leben und Handeln danach aus? Warum, wenn es sich um Selbsttäuschungen handelt, sind Menschen im Stande, dafür zu töten oder in den Tod zu gehen? Jaspers analysiert existenzphilosophisch:
... vielleicht ist heute wirklich der Umfang der Ideologienbildung besonders groß. Denn in der Hoffnungslosigkeit entsteht das Bedürfnis nach Illusion, in der Öde des persönlichen Daseins das Bedürfnis nach Sensation, in der Ohnmacht das Bedürfnis nach Vergewaltigung noch Ohnmächtigerer. ("Vom Ursprung und Ziel der Geschichte", Zürich: Artemis 1949)

Somit wäre "Ideologie" schlicht "falsches Bewusstsein", vermeintliche und behauptete Stärke, Ausdruck von Ohnmacht.
Dies ist ein Verständnis von "Ideologie", es ist bestimmt nicht das allgemeine - es ist z.B. nicht der marxistisch-leninistische Sprachgebrauch, denn diesem zufolge gibt es eine (allerdings die einzige) "Ideologie", mit deren Zuschreibung keineswegs ein "Angriff" verbunden ist, sondern die Vollendung der Aufklärung.

"... und zugleich durchschaut" - hier denkt Jaspers sicher (auch) an die "Wissenssoziologie", die in den 1920-er Jahren ihren Ursprung hat. Bevor wir uns jedoch damit etwas beschäftigen, möchte ich einen (literarischen) Autor anführen, der eben in jenen Jahren "Ideologie" als eine Art Lebensprothese beschreibt.
Robert Musil (1923):

Ideologie ist: gedankliche Ordnung der Gefühle; ein objektiver Zusammenhang zwischen ihnen, der den subjektiven erleichtert. Er kann philosophisch oder religiös oder ein traditionelles Gemisch aus beiden sein. Diese Definition ist nicht völlig genau, aber sie leistet gute Dienste. ...

Man spricht allgemeiner als von Ideologie von Bindungen, welche das Leben des Menschen halten. Wenn das Leben sozial gebunden und individuell nur beschränkt beweglich ist, ist es erleichtert. Einem gläubigen Katholiken oder Juden, einem Offizier, einem Burschenschafter, einem ehrbaren Kaufmann, einem Mann von Rang ist in jeder Lebenslage eine weit geringere Zahl von Reaktionen möglich als einem freien Geist; das erspart und sammelt Kraft. ("Der deutsche Mensch als Symptom", 1923. Wieder erschienen: Reinbek: Rowohlt 1967)


Auch für den Terminus "Ideologie" gilt, dass er viele und nicht deckungsgleiche Bedeutungen im Lauf der Zeit angenommen hat. Wir haben uns daher

Stellen wir also zuerst die Frage, wie es sein kann, dass Menschen ein "falsches", irriges Bewusstsein entwickeln, dass sie Aussagen für wahr halten, die sie entweder nicht wissen können oder deren Nichtzutreffen sie wissen können, so begegnet uns eine Theorie darüber in der europäischen frühen Neuzeit mit der

Idolenlehre von Francis Bacon von Verulam (1561-1626) zu Beginn des 17. Jahrhunderts.
In seinem "Neuen Organ der Wissenschaften" (1620) unterscheidet Bacon vier "Trugbilder" oder "Idole", die zur Herausbildung von Vorurteilen und Irrtümern bei Menschen führen:

Bacon und mit ihm die Wissenschaftstheorie des Empirismus vertrauen darauf, dass diese Quellen von Vorurteilen durch methodisches Vorgehen in den Wissenschaften letztlich vollkommen überwunden werden können.

Die Wissenssoziologie des frühen 20. Jahrhunderts (Vertreter: Max Scheler, Werner Sombart, Wilhelm Jerusalem, Karl Mannheim, Theodor Geiger) gelangt, teilweise in Weiterführung marx'scher Analysen, zu der Auffassung, dass Weltanschauungen, Denkweisen u.ä. generell nicht Wissen im Sinn des Verfügens über wahre Aussagen vermitteln können. Sie vertreten entweder die These, dass es so etwas wie eine absolute Wahrheit überhaupt nirgendwo geben könne (Mannheim) oder nehmen an, dass wir Menschen, selbst wenn es so etwas gibt, doch nie in der Lage seien, sie zu erkennen (Scheler), weil das nur einem außergeschichtlichen "Gott" möglich wäre. So schreibt Scheler: Wir entgehen einem philosophischen Relativismus nicht durch Absolutheitsansprüche, sondern indem wir

das der Wesensidee des Menschen entsprechende absolute Ideen- und Wertreich ganz gewaltig viel höher über alle faktischen bisherigen Wertsysteme der Geschichte gleichsam aufhängen; daß wir zum Beispiel alle Güterordnungen, Zweckordnungen, Normordnungen der menschlichen Gesellschaft in Ethik, Religion, Recht, Kunst als schlechthin relativ und historisch wie soziologisch je standpunktlich bedingt preisgeben, nichts bewahrend als die Idee des ewigen Logos, in dessen überschwängliche Geheimnisse in Form einer hierzu wesensnotwendigen Geschichte des Geistes einzudringen nicht einer Nation, einem Kulturkreise, einem oder allen bisherigen Kulturzeitaltern zukommt, sondern nur allen zusammen - mit Einschluß der zukünftigen - in je solidarischer, zeitlicher wir räumlicher, Kooperation unersetzlicher, weil individualer einmaliger Kultursubjekte. (Scheler: Probleme einer Soziologie des Wissens,  1926)
Dennoch hat
Max Scheler (1874 -1928)
versuchsweise zehn Denkarten unterschieden, die jeweils der Unterklasse beziehungsweise der Oberklasse einer Gesellschaft zukämen. Es wird dabei angenommen, dass Veränderungen, Umschichtungen in jeder Gesellschaft stattfinden und dass Teile der gegenwärtigen Unterklasse die zukünftige Oberklasse bilden werden und umgekehrt.
Nun schreibt Scheler der Unterklasse unter anderem zu, sie habe in der Regel optimistische Zukunftsvorstellungen und pesssimistische Retrospektiven, wogegen die jeweilige Oberklasse pessimistische Zukunftsperspektiven und positive Retrospektiven entwickle.
Damit hänge zusammen, dass die jeweilige Unterklasse der Zukunft einen größeren Wert zumesse als der Vergangenheit, wobei wieder in der Oberklasse ein Wertretrospektivismus zu beobachten sei.

Karl Mannheim (1893-1947)
analysiert in seinem Werk "Ideologie und Utopie" (1929) Liberalismus, Konservativismus und Sozialismus als die drei großen Ideologien seiner Zeit und sieht lediglich in der Denkfigur der "freischwebenden Intelligenz" die Möglichkeit einer außer-ideologischen Existenz.

Ein spätes Beispiel des Vertrauens auf eine mögliche wertfreie (Sozial-)Wissenschaft und zugleich der Skepsis gegenüber wertenden Aussagen überhaupt begegnet uns bei dem Wissenssoziologen
Theodor Geiger (1891-1952)
Er schreibt 1949:

Jede Ideologie beruht auf der Theoretisierung und Objektivierung eines primären Gefühlsverhältnisses, das zwischen dem Sprechenden und einem Objekt besteht. ...
Alle Sätze, in denen solche magischen Worte (scil.: "Wert, Freiheit, Gerechtigkeit", FW) 'im Ernst', d.h. nicht nur in Form eines Referats bei andern festgestellten Fehl-Denkens, vorkommen, sind per se theoretischer Unsinn.
(Geiger: "Kritische Bemerkungen zum Begriff der Ideologie". In: Gegenwartsprobleme der Soziologie. Potsdam 1949)

In der Sache hatte einer solchen Auffassung von wissenschaftlicher Wertfreiheit (deren Postulierung durch Max Weber zu einer der wichtigen Debatten des Jahrhunderts im sogenannten "Werturteilsstreit" führte) der Phänomenologe
Alfred Schütz (1899-1959) in seinem Werk
"Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt" (1932) entgegengehalten, dass die sachgemäße - und in diesem Sinn "objektive" - Beschreibung sozialer bzw. allgemein lebensweltlicher Sachverhalte gar nicht möglich sei, ohne wertende Ausdrücke zu gebrauchen: eine bloße sprachliche Wiedergabe von Sinneseindrücken könnte beispielsweise nie etwas als "grausam" benennen, würde aber unangemessen sein, wo tatsächlich Grausamkeit vorkommt - und so weiter.

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Definitionstypen von "Ideologie"

Die Geschichte des Begriffs "Ideologie" und die unterschiedlichen Ansätze von "Ideologiekritik" werden hier nicht thematisiert. Ich verweise dazu auf das Skriptum "Ideologiekritik" zu meiner Vorlesung 1993/94.
Lediglich auf drei Typen von Definitionen sei hier kurz hingewiesen:

Schon diese drei Beispiele zeigen, dass keiner dieser drei Gesichtspunkte völlig rein vorkommt; so ist etwa die Rede Schaffs von "akzeptablen" Zielen (die natürlich auch an nicht-akzeptable denken lassen müssen) der Hinweis auf die Möglichkeit einer Reihung oder behaupteten Begründbarkeit einiger, nicht aller "Ideologien".

Die Frage, ob nach dem "Ende der klassischen Großideologien" nun das Zeitalter einer "ideologiefreien" Gesellschaft in der Menschheitsgeschichte angebrochen sei, wurde in der Vorlesung noch kurz angesprochen. Ich verweise auch dazu auf das genannte Skriptum und die dort angeführte Literatur.

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Zur Einstiegsseite der Vorlesung.


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Erstellt: Sommersemester 2006